Rede von Anna Kaleri am 28. Februar 2024 zum Antrag "Würden Männer bluten, würde dieser Antrag nie gestellt werden"
- es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Leipziger*innen,
bis zum 8. März ist es nicht mehr weit. Welche symbolischen Gesten gibt es diesmal? Blumen? Oder ein Antrag zum Thema Menstruation, diskutiert in einem Stadtrat mit einem peinlich geringen Frauenanteil von 33 Prozent?
Meine Fraktion lehnt den Antrag ab und wollte dies kommentarlos tun. Allerdings befinden wir uns in einer Zeit des von allen Seiten zunehmenden Populismus und damit oft in der Zwickmühle, dass manche Anträge auf den ersten Blick sinnvoll wirken, bei genauerem Hinsehen aber sachlich unrichtig oder überflüssig sind.
Es ist sicher nett gemeint, zu beantragen, dass Mitarbeitende der Stadt bei Menstruationsschmerzen ohne Krankschreibung zu Hause bleiben dürfen. Aber dies ist bereits der Fall - wie bei anderen kurzzeitigen Gesundheitsbeschwerden auch.
Als Fortschritt ist zu werten, wenn das Wissen um Endometriose endlich mehr Verbreitung findet und betroffene Personen eine Erklärung für ihre Schmerzen und bessere Unterstützung erfahren. Doch welches Bild von Weiblichkeit wird mit einem solchen Antrag suggeriert? Wird die Regelblutung pauschal beurteilt? Von Worten wie Unwohlsein ist der Weg nicht weit zum angeblich schwachen Geschlecht. Dabei handelt es sich bei der Regelblutung um einen natürlichen, reinigenden Vorgang, den manche Menstruierende sogar als besonders kraftvoll empfinden.
Die weitere Entstigmatisierung des Themas ist genauso wichtig wie Ansätze gegen Periodenarmut. Deswegen tut es gut zu sehen, dass unser Antrag zu kostenlosen Periodenprodukten erfolgreich umgesetzt wird. Momentan sind schon über 200 Schulen, öffentliche Gebäude, Sporthallen, Freizeit- und Jugendeinrichtungen mit Tamponspendern ausgestattet.
Kommen wir zum 8. März. Wie kann die Gesellschaft Frauen ihre Wertschätzung ausdrücken? Blumen erfreuen immer, aber richtig nachhaltig wäre zum Beispiel gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.