Rede von Anna Kaleri in der Ratsversammlung am 25. Februar 2021 zum Antrag "Filmkunsthaus unterstützen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Menschen, die um das Wohl der Stadt Leipzig und ihrer Einwohner*innen bemüht sind!

In der Vorlage des Kulturdezernates geht es um den Planungsbeschluss zum Festivalhaus und doch möchte ich zum Filmkunsthaus sprechen.

In meinen Augen ist Leipzig eine heimliche Hauptstadt der Filmschaffenden im Osten des Landes. Doch das bleibt relativ unsichtbar. Mit einem Filmkunsthaus hätten wir ein offizielles Bekenntnis zu unserer reichhaltigen Filmszene, zur Faszination der Breite des Mediums Film und zur Medienpädagogik, die in Zeiten von Fake News und Verschwörungsideologien so wichtig ist.

Seit 2012 kennen wir die Bestrebung des Cinémathèque Leipzig e.V., ein Filmkunsthaus als eigene Spielstätte zu etablieren.
Die Initiative hat seitdem eine lange Odyssee hinter sich, und dass wir heute überhaupt darüber sprechen können, die Gottschedstraße 16, die einstige SKALA, mit Kultur wiederzubeleben, verdanken wir eben der Filmkunsthaus-Idee, denn sie löste die Bestrebung aus, von uns Grünen übrigens, das Haus in städtischer Hand zu behalten und für die kulturelle Nutzung vorzusehen.

Aus einer ganzen Reihe von Gründen, die außerhalb des Cinémathèque e.V. lagen, ist es nicht zu einer Verwirklichung an diesem Standort gekommen. Auch drei weitere Standorte konnten nicht konkretisiert werden. Das ist mehr als schade, und ich leide mit den Akteur*innen der Filmkunsthaus Initiative mit, die über eine so lange Zeit ihren Traum verfolgen.
Im Zusammenhang mit dem Standort „Feinkost“ wurden Landes- und Bundesmittel freigesetzt, 21 Mill. Euro insgesamt, und von Monika Grütters gab es letzten Herbst noch einmal die Bekräftigung, dass sie zum Filmkunsthaus in Leipzig steht.

Auch wir als Grüne stehen dazu, und im Namen der Demokratie möchte ich die Beschlüsse erwähnen, die wir im Stadtrat zum Filmkunsthaus gefällt haben: der erste (Januar 2018) beinhaltete, die SKALA in städtischem Besitz zu halten, der zweite (Nov. 2018) lautete, das Filmkunsthaus mit städtischen Geldern zu unterstützen, und der dritte (Juli 2020) forderte die Stadt auf, das Filmkunsthaus bei der Standortsuche zu unterstützen.

Nun hat uns das Thema in den letzten Wochen im Kulturausschuss intensiv beschäftigt, und auch ich stand im Austausch mit einigen der Akteur*innen, und es kam mir vor, wie die Eierlegende Wollmilchsau zu suchen. Am Ende steht die Einsicht, dass bei besten Willen von allen Seiten, auch der Kulturakteur*innen und der Stadtverwaltung kein Wunder möglich ist.

Nun wird die Gottschedstraße 16 durch die durch den Jazzclub Leipzig e. V., die Leipziger DOK-Filmwochen GmbH, die Initiative Leipziger Jazzmusiker e. V., die euro-scene Leipzig, den Schumann-Verein e. V. und das Literaturfestival Leipziger literarischer Herbst bespielt werden, so dass das Haus den Leipziger Festivals zur Verfügung steht.

Das wird nicht ganz einfach zu realisieren sein, denn wie Herr Terhechte vom Dokfilm Festival meinte, sind die Bedingungen von Film und Musik sehr verschieden, speziell auch die Saalnutzungsbedingungen.

Letztendlich sprachen aber gegen die Hauptnutzung der Gottschedstraße 16 durch die Cinémathèque statische Gründe und Eigentumsverhältnisse eines zusätzlich nötigen Grundstücksteils. Auch gäbe es zeitnah keinen wirklich geeigneten Ort für den Jazzclub Leipzig, der zudem gerade eine wichtige Spielstätte verloren hat und die DOK Filmwochen brauchen Planungssicherheit.


Sehr geehrte Damen und Herren,
im Kulturausschuss haben wir im November eine gemeinsame Erklärung erarbeitet.
Dort erklärten wir in Mehrheit, in enger Kooperation mit der Verwaltung weiterhin alles daran zu setzen, Kulturakteurinnen und -akteure aktiv zu unterstützen und die Vielfalt des kulturellen Lebens unserer Stadt zu erhalten und krisenfester zu machen, da Kultur Grundlage und Ausdruck unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft ist.
Dieser Konsens ist eine gute Basis, gemeinsam für unsere Kultur einzustehen. Doch in Hinblick auf die einstige SKALA können wir es nicht allen recht machen. Wir müssen uns noch in Geduld üben und nach einer wirklich passenden Lösung für das Filmkunsthaus suchen.

Wenn die Grüne Fraktion heute für die Vorlage in der Neufassung 03 stimmt, dann weil wir das Festivalhaus wichtig und richtig finden und alle ihre Nutzer*innen wertschätzen, aber auch weiter für das Filmkunsthaus stehen und uns zeitnah wünschen, dass wir dafür endlich einen Planungsbeschluss bekommen und dass die für dieses Leuchtturmprojekt beschafften Mittel auch wirklich für dieses verwendet werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bitte Sie außerdem um Zustimmung zu unserem bündnisgrünen Änderungsantrag zur Fassadenbegrünung, die im rückwärtigen Gebäudeteil umsetzbar wäre. Gerade an dieser dicht bebauten Stelle möchten wir ein Höchstmaß an Grün schaffen.
Die Nutzer*innen des Hauses werden die kühlende Wirkung einer Fassadenbegrünung in der heißen Sommerzeit zu schätzen wissen, und die Liebe zur Kultur lässt sich gut verbinden mit Luftreinhaltung und Klimaschutz in unserer Stadt Leipzig.

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