Rede von Anne Vollerthun am 21. Mai 2025 zum Antrag "Wildtiere schützen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Beigeordnete, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte der demokratischen Fraktionen, sehr geehrte ZuschauerInnen,

In unserem HH-Antrag - quasi der vorhergehenden Version zu diesem Antrag - forderten wir eine dauerhafte Unterstützung mit 60.000 EUR für die Wildvogelhilfe Leipzig. Dauerhaft, weil die Wildvogelhilfe (so wie die meisten Tierschutz Organisationen) einer dauerhaften Aufgabe nachgeht und nicht einem - zeitlich begrenzten - Projekt.

Die Menschen dort im Ehrenamt kommen an ihre Grenzen: sei es die Beratung für das Auffinden von verletzten oder verwaisten Tieren - hauptsächlich Vögel - oder für deren Betreuung und Pflege.

Ich hatte in meiner damaligen Rede schon darauf hingewiesen:
Seit 2013 bis 2024 wurden bei der WVH 3595 Vögel stationär aufgenommen. Das bedeutet ca. 300 Vögel jedes Jahr. Hinzukommen durchschnittlich 400 Rettungseinsätze und 1800 telefonische Beratungen pro Jahr. Als ich neulich Kontakt mit einem Mitglied der WVH hatte, hatte dieser allein 120 Anrufe an einem Tag!

Hauptursachen sind an erster Stelle der Vogelschlag an Glas, die Kollision mit Autos oder zerstörte Nester bei Gebäudesanierungen. Hinzukommt, dass Wildvögel und generell alle Wildtiere durch zunehmenden Lebensraumverlust immer mehr in Not geraten. Was übersetzt bedeutet: der Mensch, die Stadt, nimmt eben auch aktiv Lebensraum von Wildtieren oder versetzt sie gar in Not und sollte daher auch dafür Sorge tragen, dass es Hilfsangebote gibt (oder es bestenfalls gar nicht erst dazu kommen muss.)

Unser HH-Antrag wurde damals leider abgelehnt.

Das Thema Wildtiere und eben die Verantwortung seitens der Stadt ist uns aber zu wichtig und auch schon lange im Gespräch, als dass wir die Ablehnung einfach vorbeiziehen lassen oder aufgeben möchten.

Mit unserer Neufassung möchten wir die Verwaltung auffordern und auch einladen, gemeinsam mit verschiedenen Akteur*innen des Wildtierschutzes in Leipzig Vorschläge zu erarbeiten, die den Wildtierschutz in Leipzig verbessern und die ehrenamtliche Arbeit der Menschen dahinter etwas erleichtern. Sei es im Wildpark, bei Hilfsstrukturen, in der Öffentlichkeitsarbeit - da gibt es viele Möglichkeiten.

Es war auch schon ein Wildtiertelefon zur Beratung für Menschen, die ein (vermeintlich) verletztes Wildtier gefunden haben und zur Entlastung der Wildvogelhilfe im Gespräch – irgendetwas, was helfen kann oder was wir vielleicht bisher übersehen haben. Niedrigschwellig, offen, auf Augenhöhe, aber lösungs-und zielorientiert und aber eben auch für die Verwaltung verpflichtend, ins Handeln zu kommen und ein Stück weit Verantwortung zu übernehmen.
Und, ja, eine AG Wildtiere besteht bereits. Allerdings, so unsere Erfahrung, ohne konkrete Lösungsvorschläge und Handlungen für die Verwaltung, der wir ja hiermit eine neue, bindendere und zuständigere Rolle geben möchten. Die AG Wildtiere kann man diesbezüglich ja auch konsultieren.
Daher bitten wir den Stadtrat nun, dass der Oberbürgermeister in dieser Kooperation Vorschläge erarbeitet, die die Situation für verletzte Tiere und deren Helfenden in Leipzig verbessert.
Und kurz zum BSP 2: Im Ausschuss gestern hatten wir dazu schon recht einvernehmend mit der Verwaltung beraten: es gibt auf der Seite der Stadt zum Punkt „Wildtiere in der Stadt“ Hinweise zum Umgang mit Waschbären und Füchsen. Das war uns zu wenig. Daher auch der BSP 2.
Allerdings gibt es, wie ich nun kürzlich durch einen heißen Tipp erfuhr, auf der Seite des Tierschutzbeirates unter dem Punkt „Themen“ einen Link, nämlich „Igel schützen und pflegen“ der dann wiederum zu verschiedenen Broschüren im Umgang und Informationen zu Wildtieren führt, u.a. zu Fledermäusen, Vogelschlag usw.

Wenn das besser und schneller zu finden wäre, wären wir zufrieden.

Abschließend: Wir empfinden es als sehr wichtig und unumgänglich das Thema des Wildtierschutzes nicht weiter außer Acht zu lassen, auch als Stadt mehr in den Fokus zu nehmen und das Thema nicht hauptsächlich dem Ehrenamt zu überlassen, und bieten hier, aus unserer Sicht, ein niedrigschwelliges, recht hürdenloses Angebot, um endlich mehr ins Handeln zu kommen.

Wir bitten um Zustimmung.

 

Hiuer gehts zum Beschluss des Antrags "Wildtiere schützen"

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