Rede von Annette Körner in der Ratsversammlung am 24. März zum gewählten Thomaskantor und dem Auswahlverfahren

Foto: Martin Jehnichen

Redebeitrag von Annette Körner, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen Leipzig und Mitglied in der Auswahlkommission, zum gewählten Thomaskantor und dem Auswahlverfahren

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen im Rat, liebe alle am Livestream, auch liebe Thomaner und Interessierte,
und besonders herzlich willkommen am Livestream, lieber Herr Reize – zukünftiger Thomaskantor, denn ich vermute, Sie wühlt die neue Diskussion auch auf, was wir sehr bedauern!
Für Bündnis 90/ Die Grünen war ich sowohl 2015 als auch im letzten Jahr Mitglied der Auswahlkommission, bin Mitglied des Kulturausschusses und musikalisch interessiert und vorgebildet. Dennoch war es vorderste Pflicht für uns Stadträt*innen in der Kommission, externe sowie interne professionelle Expertinnen und Experten hinzuzuziehen und auf ihre Einschätzung genau zu hören. Denn es geht um Musikalität und Leistungskraft eines Chores auf Weltniveau und mit historischem Erbe. Es geht auch um Pädagogik, um Kirchenmusik, um musikwissenschaftliche Erkenntnisse sowie weitere Aspekte. Der Chor bildet zugleich aus und fördert Kinder und Jugendliche. Weder Ihr Thomaner noch wir Stadtpolitiker*innen können Kandidat*innen - Entscheidungen so allein fällen!

Als ehrenamtliche Stadtpolitiker*innen gehörte zu unseren Aufgaben aber insbesondere der Part, auf die demokratischen Regeln zu achten, das Verfahren insgesamt mit zu prüfen und zu verfolgen. Gerade wichtig war uns dabei wieder die Einbeziehung der Thomaner ebenso wie die der Verantwortlichen für die Thomaner sowie die, die gemeinsame musizieren und auftreten.

Es ist eben nicht richtig, dass wie manche in den letzten Tagen behauptet haben, die Chorsänger nicht angehört wurden. Sie haben nicht am Schluss mit abgestimmt, eine einzelne Stimme hätte auch nichts an dem sehr guten Ergebnis geändert, aber sie brachten ihre Eindrücke ausführlich in die Kommissionssitzungen nach der Andacht zu jedem Kandidaten ein.
In der Politik wurde das Verfahren in seiner Gesamtheit für ordnungsgemäß abschließend eingeschätzt. Das fachliche Votum der Experten war und ist gut begründete Basis der Entscheidungsfindung gewesen und gilt bis heute. Der Beschluss des Stadtrates war und ist eindeutig!

Warum nun dieses plötzliche Aufbegehren einiger älterer Thomaner, gleich über Pressemitteilung und nicht dem entsprechend, was sie innerhalb des Verfahrens uns kundgetan hatten? Die Aussagen verwundern und verärgern, sie, um die es geht, beschädigen den Ruf des eigenen Chores.

Möglicherweise sind die eigenwilligen Äußerungen einiger der Jungen nun erst nach einem viertel Jahr dem Alter, dem verständlichen Frust der Coronazeit und manch schwierigen Perspektive geschuldet?!

Denn sie stehen im Widerspruch zur Thomanerbeteiligung, im Widerspruch zur Einbeziehung ihrer Vertretung in der Kommission und im Widerspruch zu den gemeinsamen Gesprächen zwischen Thomanern und Experten.

Es wurde jeweils zu jedem Kandidaten in der Endrunde ausführlich vorgetragen. Wir haben ihnen alle sehr genau zugehört und nachgefragt.

Die zwei entsandten Thomaner haben in ihrem Vortrag zu jedem Kandidaten nach Probezeit und Aufführung uns sowohl Willkommenes als auch nicht so Vertrautes vorgetragen, also in Vertretung des Chores über das gemeinsame Proben und die Aufführung berichtet. Aus diesen Berichten ergab sich kein Veto zum späteren Ergebnis.

In Summe war das Verfahren sehr strukturiert, fachlich getragen und gemeinsam in ein überzeugendes Votum gemündet.

Sehr geehrter Herr Reize, wir haben uns als Stadt für Sie bewusst entschieden, Ihre Bewerbung hat die Experten, die Kommission und den Stadtrat zuvorderst überzeugt. Wir heißen Sie willkommen und rechnen fest mit Ihrem baldigen Antritt als Thomaskantor zu Leipzig wie beschlossen!

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