Rede von Annette Körner am 20. April 2023 zur Freier Eintritt stärkt Museen auch als gesellschaftliche „Dritte Orte“ für Bildung und Begegnung

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen,

durch die Corona-Krise und deren Auswirkungen wurde 2020 der diskutierte und angedachte kostenfreie Eintritt in städtische Museen noch mal verschoben, aber nun ist es soweit:

Durch die im Amt gestern bestätigte Kulturbürgermeisterin, (noch mal Gratulation!), wird nun die Einführung ab 2024 vorgeschlagen, endlich und konzeptionell gut vorbereitet. Die Kosten dafür sind in kommenden Haushalten vorgesehen.  Sonderschauen bleiben zugleich erwünschte, geplante zusätzliche Top-Magnete und mit Einnahmen für ihre Aufwandsdeckung. Es wird 2027 evaluiert und Rückschlüsse auch auf das neue Naturkundemuseum gezogen, seine mögliche Entgeltfreiheit auch dann. Was gewinnen wir mit kostenfreiem Eintritt in Museen für unsere Stadtgesellschaft?

Kennen Sie die Atmosphäre, z.B. durch britische Nationalmuseen zu schlendern und die Jugendlichen, Familien Menschen aller Generationen zu sehen, die wie selbstverständlich und kostenfrei diese mit nutzen, sich zu treffen, aufzuhalten, zu zeichnen, zu reden? Auch wir haben bereits bis 19 Jahre kostenfreien Eintritt beschlossen. Aber geht da nicht noch was?

Gewohnheiten, Lieblingsorte, freiwillige regelmäßige Museumsbesuche entwickelt sich oft erst über Jahre und Generationen. Das ist mehr als Schulbesuche. Mit dem kostenfreien Eintritt könne ab 2024 auch Eltern mit ihren Kindern und Jugendlichen so oft wie wollen in unsere Dauerausstellungen und ebenso jegliche Menschen, unabhängig von ihrem Geldbeutel. Vielfältige Vermittlung ist möglich.

Es geht um unsere städtischen Museen im Grassi, das Naturkundemuseum, die verschiedenen Einrichtungen des Stadtgeschichtlichen Museums und das Museum der Bildenden Künste.

Sie können nicht nur Treffpunkt werden, sondern Erlebnisorte, identitätsstiftend mit unserer Stadt, mit den konkreten Museen. Zugleich sollen Bildung- und Vermittlungsangebote für verschiedenen Zielgruppen ausgeweitet werden.

Die Verwaltung berichtet: Mehr als jedes dritte Museum in Deutschland war im Jahr 2017 bereits entgeltfrei und auch wir kennen hier das Zeitgeschichtliche Forum, zugehörig zum Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. In den neuen Bundesländern seien aber lediglich 17,9 % der Museen mit freien Eintritt, während in den alten Bundesländern der Anteil bei 40,0 % liegt.

Natürlich helfen den Museen auch Cafees und Foyes, so vorhanden, für das Vorhaben, sich vor Ort zu begegnen. Und das Stadtgeschichtliche Museum spricht bereits davon: ein seine „Neuprofilierung als nahbares und partizipativ geöffnetes Bürgermuseum sowie als attraktiver Partner für Stadtgesellschaft, Stadtmarketing und Tourismus“ zu stärken.

Als Basis für die Kalkulation wurde von einer Steigerung der Besuchszahlen in den Museen von ca. 20 bis 30% ausgegangen, die bereits monatlich stattfindenden eintrittsfreien Tage mit ihren Aufwänden dazu ausgewertet. So sind grundlegende Kosten bereits eingeplant.

Museen haben neben dem originären Bildungsauftrag und dem Kulturerleben so zugleich die Chance, sog. Dritte Orte zu sein, offen für unsere Stadtgesellschaft und Gäste - zukünftig nun kostenfrei.

Sie laden ein zu Vermittlung, Gespräch, Besinnung und dies täglich, kulturvoll, Sinn stiftend. Das ist gut, macht Lust auf kulturvolles Leben in Leipzig, das gibt Möglichkeiten, auch für Treffpunkte, für Vertrautheit mit unseren Museen und es öffnet zugleich unsere Augen noch mehr auch für Sonderausstellungen. Denn diese geraten natürlich dabei noch stärker allen in den Blick.

Ich wünsche den Museen volles Leben und damit auch eine steigende Beachtung regional und überregional!

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