Rede von Bert Sander am 14. Dezember 2022 zum Antrag "Systematisierung von Formen einer Erinnerungskultur, die sich historischen Ambivalenzen und umstrittenen Persönlichkeiten offensiv stellt"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Zunächst, ein kleiner Kommentar zum Titel des Antrags sei erlaubt: Der Titel des Antrags ist ein wenig schief formuliert, denn natürlich sind ausnahmslos alle Historien ambivalent.

Weiter: Wir stellen in diesem Fall den VSP zur Abstimmung; ich möchte jetzt nicht die Begründung unseres Antrags wiederholen bzw. in die Länge ziehen.

Wir möchten aber diese Gelegenheit nutzen, um mal darauf zu verweisen, dass sich die Stadt Leipzig (im Vergleich zu anderen Kommunen) durch eine aktive, offensive, vielschichtige Erinnerungspolitik auszeichnet. Die Leipziger Bürgerschaft, die Stadtverwaltung, der Stadtrat zeigen sich erinnerungspolitischen Themen gegenüber aufgeschlossen.

Nur wenige Beispiele, die belegen, dass wir auf dem Weg sind:

  • Wir können bei besonders strittigen Fällen auf eine wissenschaftliche Kommission zurückgreifen. Auch wenn die Gutachten dieser Kommission nicht jeden zufriedenstellen, wichtig ist doch, dass die Stadtgesellschaft vor den erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen nicht ausweicht.
  • Leipzig arbeitet an einem Gesamtkonzept „Erinnerungskultur“; erste weiterführende Diskussionen haben stattgefunden. Im Vergleich mit anderen sächsischen Gemeinden sind wir hier eindeutig im Vorteil.
  • Auch die aktuellen ÄAnträge des Stadtrats etwa zum Budget Erinnerungskultur oder z.B. zum Thema Capa-Haus für den HH 23/24 sind von der Verwaltung mit wenigen Änderungsvorschlägen positiv aufgenommen worden.
  • Es gibt die Notenspur und darüber hinaus werden die Bücherspur und die Spur der Kohle vorbereitet und auch in Hinblick auf die Aufarbeitung der Geschichte der Friedlichen Revolution gibt es zahlreiche Initiativen.

Ich denke, es kommt in Zukunft vor allem darauf an, für eine noch größere Sichtbarkeit unserer Erinnerungskultur im städtischen Raum zu sorgen. Wir wissen, was wir haben. Wie aber findet der nicht Eingeweihte oder die allgemein interessierten Bürgerinnen und Bürger, wie finden die zahlreichen Touristen in unserer Stadt Zugang beispielsweise zu den von der Stadt vorbereiteten digitalen Formen der Erinnerungskultur?

Jedenfalls wird eine Vielzahl abwechslungsreicher Formen von Erinnerungskultur die Präsenz, die Wahrnehmung, die allgemeine Teilhabe erhöhen.

((Hier sind Ideen aus der gesamten Stadtgesellschaft gefragt.))

Und nur nebenbei, die Erhöhung der Sichtbarkeit von Erinnerungskultur hat noch lange nichts mit einer etwaigen Musealisierung des städtischen Raums zu tun.

 

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