Rede von Chantal Schneiß am 12. März 2025 zum Haushaltsantrag "Gesundheitsförderung und Prävention stärken: Poliklinik des Solidarischen Gesundheitszentrums e. V. weiter fördern"

- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen, liebe Zuschauer*innen auf der Tribüne und im Stream,
Menschen aus sozial benachteiligten Stadtteilen leben durchschnittlich kürzer und leiden häufiger an chronischen Erkrankungen. Das sage nicht ich, das zeigt uns die Wissenschaft. "Soziale Determinanten von Gesundheit" zeigen klar, dass die Lebensverhältnisse die Gesundheit maßgeblich beeinflussen. Und diese Ungerechtigkeit ist nicht hinnehmbar. Nicht in unserem Leipzig, nicht im 21. Jahrhundert. Die Poliklinik setzt genau hier an – sie behandelt nicht nur Symptome, sondern verändert Verhältnisse. Die Poliklinik Leipzig schließt damit täglich Lücken in unserem Gesundheitssystem – Lücken, durch die zu viele Menschen fallen. Und das macht sie auf eine ganz besondere Weise: Sie versteht Gesundheit ganzheitlich. Körperliche, geistige und soziale Gesundheit werden unter einem Dach zusammengeführt. Dieses Konzept ist im Stadtgebiet einzigartig und verkörpert genau das, was moderne Gesundheitsförderung ausmacht.
Besonders wertvoll: Die Angebote sind für alle zugänglich – kostenlos und barrierearm. Von psychosozialer Beratung bis zur niedrigschwelligen "Offenen Tür" arbeiten Fachkräfte Hand in Hand mit den Betroffenen selbst. Dieser Peer-to-Peer-Ansatz begegnet Menschen auf Augenhöhe und befähigt sie, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen.
Doch nun steht dieses erfolgreiche Projekt vor finanziellen Herausforderungen. Die Bedarfe wachsen. Die beantragten zusätzlichen 40.000 Euro sind keine Luxusausgabe, sondern eine kluge Investition in die Zukunft unserer Stadt. Lassen Sie mich deutlich werden: Prävention ist immer günstiger als Nachsorge. Jeder Euro, den wir heute investieren, spart uns morgen ein Vielfaches an Kosten im Gesundheits- und Sozialsystem. Das ist nicht nur sozial gerecht, sondern auch wirtschaftlich vernünftig.
Wir haben daher heute die Möglichkeit über die Gesundheitschancen in unserer Stadt zu bestimmen. Ich bitte Sie: Stimmen Sie für diesen Antrag – für eine gesündere Stadt, in der niemand zurückgelassen wird. Denn wie Rudolf Virchow schon sagte: "Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik ist nichts anderes als Medizin im Großen."
Vielen Dank.