Rede von Chantal Schneiß am 12. März 2025 zum Haushaltsantrag "Überbrückungsfinanzierung für das Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig"

- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen,
stellen Sie sich vor, eine junge Frau ringt seit Monaten mit einer Essstörung, findet endlich den Mut um sich Hilfe zu suchen – und steht vor verschlossenen Türen. Genau das droht in Leipzig zu passieren, wenn wir heute nicht handeln.
Das Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig (BEL) ist nicht irgendeine Einrichtung. Es ist die einzige spezialisierte Anlaufstelle dieser Art in ganz Mitteldeutschland. Jeden Tag finden hier Menschen Hilfe, die mit Erkrankungen kämpfen, die zu den tödlichsten psychischen Störungen überhaupt zählen.
Wir stehen vor einer einfachen, aber entscheidenden Frage: Lassen wir zu, dass diese lebenswichtige Einrichtung ihre Arbeit einstellen muss, nur weil der Landeshaushalt noch nicht verabschiedet ist? Ich sage ganz klar: Nein!
Die beantragte Überbrückungsfinanzierung von knapp 27.000 Euro ist keine dauerhafte Belastung für unseren städtischen Haushalt. Es ist ein temporäres Sicherheitsnetz, das wir spannen, bis die Landesförderung greift.
Gesundheitsvorsorge ist kein Luxus, sondern eine Kernaufgabe. Gerade bei Essstörungen, wo jeder Tag ohne Beratung und Behandlung lebensbedrohlich sein kann, dürfen wir keine Versorgungslücke zulassen. Eine Lücke, die ganz Mitteldeutschland beträfe. Wo sollen all die Menschen hin, wenn das BEL in Leipzig wegfällt?
Prävention und frühzeitige Intervention sparen nicht nur menschliches Leid, sondern auch erhebliche Folgekosten im Gesundheitssystem. Leipzig hat sich immer als eine Stadt gezeigt, die für ihre Bürger*innen einsteht, wenn es darauf ankommt. Heute ist so ein Moment. Mit dieser Überbrückungsfinanzierung beweisen wir, dass wir Verantwortung übernehmen, wenn andere Ebenen temporär ausfallen.
Ich bitte Sie daher: Stimmen Sie diesem Antrag zu. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass niemand in Leipzig, der mit einer Essstörung kämpft, vor verschlossenen Türen stehen muss. Die Betroffenen können nicht warten.
Vielen Dank.