Rede von Chantal Schneiß am 27. August 2025 zum Antrag "Einführung eines Modellprojekts "Kunst auf Rezept" in Leipzig zur Förderung der psychischen Gesundheit"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen, liebe Gäste 

wir alle wissen: Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist ein Zustand körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Sie ist aber auch eine Frage von Teilhabe und Lebensqualität. 

Und genau hier setzt unser Antrag an. 

Mit dem Modellprojekt „Kunst auf Rezept“ wollen wir in Leipzig neue Wege in der Gesundheitsförderung gehen. 

Die Idee: Kulturelle und künstlerische Angebote sollen auf Empfehlung von Ärztinnen gezielt vermittelt werden. Nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle Ergänzung zu medizinischen oder therapeutischen Behandlungen. 

Denn die positiven Effekte kultureller Teilhabe auf das seelische Wohlbefinden sind mittlerweile gut belegt, auch wissenschaftlich. Die Weltgesundheitsorganisation selbst empfiehlt auf Basis von über 900 Studien die Integration solcher Aktivitäten in die Gesundheitsversorgung. 

In Bremen läuft seit 2022 ein Modellprojekt „Kunst auf Rezept“, das als Reaktion auf die psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie gestartet wurde mit vielversprechenden Ergebnissen. 

Und Leipzig? Leipzig bringt mit seiner lebendigen Kulturlandschaft, den freien Trägern, soziokulturellen Zentren und engagierten Akteur*innen beste Voraussetzungen mit. Zahlreiche Angebote existieren bereits von kreativen Kursen über inklusive Theatergruppen bis hin zu offenen Werkstätten. 

Und genau hier möchte ich einen zentralen Punkt unterstreichen: 

Der Sinn und Zweck unseres Antrags war nicht, ein zusätzliches oder aufwändiges Parallelangebot zu schaffen, sondern die bereits vorhandenen kulturellen Angebote sichtbarer zu machen und gezielt mit dem Gesundheitswesen zu vernetzen. 

Denn: Diese Angebote existieren, sie funktionieren, und sie helfen aber viele Menschen wissen schlicht nichts davon. Gerade in psychisch belastenden Lebenslagen braucht es eine klare und niedrigschwellige Vermittlung. Und genau hier setzt das Prinzip an: Es macht sichtbar, was da ist und eröffnet Wege der Teilhabe. 

Deshalb begrüßen wir ausdrücklich, dass der Verwaltungsstandpunkt diesen Impuls aufgreift und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Kulturamt anregt.  

Zum Abschluss möchte ich noch einen verbreiteten Irrtum ausräumen:
Ein Rezept ist kein Zwang, keine Verpflichtung. Es ist eine professionelle Empfehlung, ein Impuls, ein Angebot zur Unterstützung. Und gerade darin liegt seine Stärke: Menschen erhalten nicht nur Informationen, sondern auch eine konkrete Möglichkeit, aktiv etwas für ihr seelisches Wohlbefinden zu tun – freiwillig, selbstbestimmt, kreativ. 

Vielen Dank.

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