Rede von Dr. Gesine Märtens in der Ratsversammlung am 20. Juni 2018 zum Antrag "Das Leipziger Kunsterbe bewahren - Das Leipziger Vor- und Nachlassarchiv aufbauen"

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgemeister,
sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,

Vor 25 Jahren 1993 brach ein kleine Gruppe Leipziger Maler mit ihrem Galeristen Gerd Harry „Judy“ Lybke auf nach New York.

Die waren damals so klamm, dass sie es wahrscheinlich nicht bis nach New York geschafft hätten, wenn der damalige Regionalvertreter der Lufthansa in Leipzig Andreas Bürger ihnen nicht Flüge zum halben Preis spendiert hätte. Die Gruppe  stellte in New York aus und verkauften nichts.

14 Jahre später, am 1. Februar 2007 bezeichnete „The Guardian“, sie kennen das alle,  die Spinnerei als „The hottest place on Earth“.

2009 Nach dem Eklat um die Ausstellung zu 60 Jahre deutscher Kunst im Martin Gropiusbau ohne jede ostdeutsche Beteiligung eilte die Kanzlerin höchstselbst nach Leipzig um auf dem Spinnereijubiläum die Wogen zu glätten

15 Jahre nach der Friedlichen Revolution fragte der  Guardian: Is Leipzig the new Berlin?  

Was war passiert? Der Weltstar der Malerei Neo Rauch und seine Leipziger Kolleg*innen hatten den Blick des internationalen Kunstmarktes auf  Leipzig gezogen. Leipzig, the new Berlin.

In diesem Scheinwerferlicht sieht die Welt die Leipziger bildenden Kunst  nach 1970. Bernhard, Heisig, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke waren  die großen Alten.  Von Arno Rink haben wir uns gerade erst verabschieden müssen. Gudrun Petersen, Elisabeth Vogt, Angelika Tübke, Petra Flemming, Gudrun Brüne. Jede Aufzählung muss ungerecht bleiben. Es sind zu viele große Namen, weil es gibt eine großartige  Fülle bedeutender bildender Kunst  gibt.

Dieser Teil der großen Leipziger Kunsttradition tritt hinter dem Label Musikstadt Leipzig zu oft in den Hintergrund.

Das ist ein Fehler. Die Stadt Leipzig muss dieses Epochenerbe der Malerei, Fotografie und Grafik pflegen und bewahren.

Diese  künstlerischen Wurzeln unserer Stadt bilden einen wichtigen Identitätskern und sie sind ein wichtiger Teil des Leipziger Phönix Mythos.

Die sächsische Landesregierung denkt schon gefühlte Ewigkeit über ein Sächsisches Vor- und Nachlassarchiv nach. Bisher noch ohne konkretes Ergebnis.

In Leipzig gibt es eine Reihe hervorragende Initiativen.

Im vorliegenden Verwaltungsstandpunkt bekennt sich die Stadtverwaltung sowohl zur Aufgabe der Vor- und Nachlassverwaltung für die Leipziger bildende Kunst wie auch zur Aufgabe, den Prozess zum Aufbau eines solchen Archives mit dem Land zu gestalten.

Das sind zwei gute Schritte in die richtige Richtung. Was aus unserer Sicht noch fehlt ist das konkrete  Ziels. Aber einmal auf dem Weg, wird sich das logische ziel schon aufdecken.

Am Ende dieses Weges, da bin ich mir sicher, steht ein regionales Vor- und Nachlassarchiv in Leipzig, dass das bildkünstlerische Erbe dieser Stadt bewahrt und für uns erlebbar und nutzbar macht.

Wie geben uns heute mit den ersten beiden Schritten zufrieden.

Wir stellen den Antrag in der Fassung des Verwaltungsstandpunktes zur Abstimmung und bitten um Ihre Zustimmung.

Zurück