Rede von Dr. Gesine Märtens in der Ratsversammlung zum Haushalt 2019/20 am 30. Januar 2019 zum Antrag „Gestaltungsauftrag Pflege - Grundsatzprogramm und Bedarfsplanung für die Pflege sowie Hilfe für Demenzkranke und ihre Angehörigen in Leipzig finanziell

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Foto: Martin Jehnichen

(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Beigeordnete,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,

Punkt 1 des Antrags lassen wir fallen. Die Stadtverwaltung möchte kein Grundsatzkonzept zur Pflege ausarbeiten und auch keine Bedarfsanalye. Sie werden jetzt also die 450 Seiten Bericht der Enquetkommission so durcharbeiten, auf das Landespflegegesetz warten und dann in ca. 3 Jahren mit der kommunalen Planung der der Maßnahmen beginnen. Dazu ist alles gesagt.

Ich gehe hier in den Hoffnungslauf.

Das ist hier ganz klar ein Hoffnungslauf für Punkt 2. unseres Antrags. Ein Hoffnungslauf für die Demenzkranken dieser Stadt und ihre Angehörigen.

Die Zahl der demenziell Erkrankten wächst in Leipzig aller Voraussicht nach bis 2030 auf mehr als 16.000 Personen an. Sie und ihre Familien benötigen unsere Solidarität und unsere Hilfe.

Den der langsame schleichende Entwicklung der Krankheitsbilder führt dazu, dass die Erkrankten nicht sofort einen Hilfeanspruch durch die Pflegeversicherung haben. Viele Betroffene kommen lange ohne eine Grundpflege aus, weil sie gerade die alltäglichen Routinen am längsten beherrschen.

Sie alle haben keinen Anspruch auf Pflegeberatung, aber viele Fragen. Je besser wir diese beantworten, je besser wir die Angehörige, Freunde und Nachbarn unterstützen, desto länger können Demenzerkrankte in den eigenen vier Wänden oder bei ihrer Familie leben und das wiederum verlangsamt das Fortschreiten der Erkrankung und sicher noch lange eine gute Lebensqualität.

UND. Lassen sie mich auch dass immer wieder betonen, je besser sich Demenzerkrankte im Frühstadium auf die Erkrankung einstellen, desto später fallen Sie in den Leistungsbezug und desto weniger wird die Stadt im Bereich der Wirtschaftlichen Sozialhilfe für Pflegeleistungen belastet. Die im Bereich der Pflegekoordinatorin angesiedelte Beratung soll Familien unterstützen und entsprechende Hilfen, die es in unserer Stadt schon gibt, koordinieren und vernetzen. Ziel ist es, Betroffenen umfassende Informationen zu ermöglichen und Professionelle umfangreich fortzubilden, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Demenzerkrankungen zu sichern.

Wenn wir diese Beratung mit einem heutigen Beschluss ermöglichen, machen wir unsere Stadt toleranter und lebenswerter.

Vielen Dank!

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