Rede von Dr. Gesine Märtens am 12. März 2025 zum Antrag "Förderung der Freien Kultur Szene Leipzigs, Einführung einer Basisförderung und Stärkung der Erinnerungskultur"

- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ist eine fast schon philosophische Frage, was ist Kultur und wozu brauchen wir sie? Eine Antwort könnte sein: Kultur ist das, was der einzelne Mensch nicht zum Überleben braucht, aber was wir als Gesellschaft und Menschheit als solche zwingend benötigt.
Diese gilt auch für Leipzig. Diese kreative Kraft ist kein Luxus – sie ist das Fundament unserer Stadtidentität und ein wesentlicher Grund, warum Menschen hier leben, arbeiten und Leipzig besuchen wollen.
Doch diese kulturelle Vielfalt ist gefährdet. Steigende Kosten, prekäre Arbeitsbedingungen und fehlende Planungssicherheit bedrohen das, was Leipzig ausmacht. Als Grüne stehen wir für eine nachhaltige Kulturpolitik, die nicht nur von Event zu Event denkt, sondern langfristige Perspektiven schafft.
Deshalb setzen wir uns für drei zentrale Punkte im Haushalt ein:
Erstens: Die Erhöhung der Fördermittel für freie kulturelle und künstlerische Projekte um jeweils 300.000 Euro in den Jahren 2025 und 2026. Dies ist keine Luxusausgabe, sondern eine notwendige Kompensation für gestiegene Kosten. Jeder Euro, den wir hier investieren, fließt mehrfach in unsere Stadtgesellschaft zurück – durch Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und eine lebendige Stadtkultur, die Leipzig attraktiv macht.
Zweitens: Die Bereitstellung von mindestens 500.000 Euro für die Basisförderung ab 2026. Kulturschaffende brauchen keine Almosen, sondern verlässliche Strukturen. Die neue Fachförderrichtlinie ist ein wichtiger Schritt, doch ohne ausreichende finanzielle Ausstattung bleibt sie ein leeres Versprechen. Wer ernsthaft Kultur fördern will, muss für Planungssicherheit sorgen – gerade in unsicheren Zeiten.
Drittens: Die Aufstockung des Budgets für Erinnerungskultur um 100.000 Euro jährlich. In einer Zeit, in der demokratiefeindliche Kräfte erstarken und Geschichte umgedeutet wird, ist die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit wichtiger denn je. Erinnerungskultur ist kein rückwärtsgewandtes Nischenthema, sondern aktive Demokratiearbeit, die uns für die Zukunft wappnet.
Zusätzlich fordern wir, dass nicht abgerufene Fördermittel direkt ins Folgejahr übertragen werden. Denn Kultur braucht Kontinuität, keine bürokratischen Hürden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir heute über Zahlen im Haushalt sprechen, entscheiden wir über weit mehr als Budgetposten. Wir entscheiden darüber, ob Leipzig weiterhin eine Stadt der Kreativen, der Denker und Macher sein wird. Eine Stadt, die aus ihrer Geschichte lernt und mutig in die Zukunft blickt.
Ich bitte Sie: Lassen Sie uns gemeinsam in die kulturelle Vielfalt unserer Stadt investieren. Nicht als Luxus für gute Zeiten, sondern als unverzichtbares Fundament für ein lebenswertes Leipzig – heute und in Zukunft.
Vielen Dank.