Rede von Dr. Tobias Peter am 19. Juni 2024 zu den Anträgen "Coole Straßen für Leipzig" und "Bürgerschaftliche Projekte für vielfältige Nutzung des öffentlichen Raums unterstützen - Aktionsprogramm Quartiersoasen auflegen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste, 

die Frage, wie wir in unserer wachsenden Stadt mit dem wertvollen öffentlichen Freiraum umgehen, gewinnt sozial, aber auch stadtklimatisch an Bedeutung. Unsere Straßen und Plätze sind derzeit in aller Regel versiegelte, verlärmte und vollgestellte Unorte. Dabei können sie Räume der Begegnung, des Austauschs, ja der Erholung sein. Mit dem Stadtplatzprogramm gestalten wir in den nächsten Jahren viele Plätze in unserer Stadt um zu Orten mit mehr Aufenthaltsqualität und mehr Grün. Gerade in den heißen Sommermonaten können sie so zur Abkühlung beitragen. Unsere Anträge zur Förderung von Quartiersoasen und Coolen Straßen fügen sich in diese Zielsetzung ein. Wir haben uns dabei von erfolgreich umgesetzten Projekten in Wien inspirieren lassen.   

Nach dem Vorbild des erfolgreichen Wiener Aktionsprogramms ‚Grätzloase‘ wollen wir Projekte unterstützen, mit denen der Platz oder Straßenraum nebenan oder direkt vor der Haustür vielfältig genutzt werden kann - mit temporären und kostengünstigen Aktionen, mit Nutzungen für Kultur, Natur, Freizeit oder Erholung können Menschen auf der Straße und im Quartier zusammenkommen. Ganz konkret können das Parklets, Sitzgelegenheiten und Grünpflanzen, ggf. auch Sonnensegel oder Nebelduschen sein. Der alljährlich stattfindende Parking Day zeigt, was geht und wie groß das Interesse an solchen Aktionen ist. Derzeit fehlt jedoch, jenseits der oft zu knappen Stadtbezirksbudgets, eine gezielte Förderung solcher Aktionen. Das Aktionsprogramm Quartiersoasen soll hier Abhilfe schaffen. Wir freuen uns, dass die Verwaltung diese Idee aufgreift und mit dem von uns im Rahmen des Stadtplatzprogramms durchgesetzten Pop-up-Programms umsetzen will. Uns ist bei der Umsetzung wichtig, dass dies getragen von den Bürger/innen, insbesondere Kindern und Jugendlichen sowie Initiativen vor Ort geschieht. Sie wissen am besten, was vor Ort gefragt ist. Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung sie auch durch unbürokratische Förderung und Genehmigung aktiv unterstützt. 

Wo mit Quartiersoasen flexible und temporäre Lösungen verwirklicht sollen, verfolgen wir mit dem Ansatz Cooler Straßen eine dauerhafte Umgestaltung des Straßenraums insbesondere in Wohngebietsstraßen. Bei Neubau und Sanierung von Wohngebietsstraßen sollen Klimawandelanpassung und Verkehrsberuhigung künftig zentrale Zielsetzungen sein. Schließlich nehmen sowohl Hitzetage als auch Trockenheit und Starkregen zu. Darauf zu reagieren ist ein Gebot der Vernunft. Konkret brauchen wir mehr Baumpflanzungen, helleren Asphalt und Schatten- oder Wasserelementen sowie einem breiterem Fußwegquerschnitt und reduzierten Parkflächenanteile. Dieses Thema der „Grünen Seitenstraßen“ diskutieren wir bereits länger, zum Beispiel bei der Shakespearestraße – hier zeigt sich, dass wir ein grundlegend anderes Herangehen an die Planung brauchen.  

Die Verwaltung hat sich auch aus dieser Erfahrung heraus viel, vielleicht auch etwas zuviel Zeit genommen, um ihre Planungsgrundsätze zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die im VSP dargestellten Gütekriterien von zusätzlichen Baumpflanzungen, Regelprüfung von Verkehrsberuhigung, Berücksichtigung von Fahrradbügeln und Sitzgelegenheiten, hellem Asphalt und Regenwassermanagement stellen einen Paradigmenwechsel bei der Planung von Straßen dar, den wir ausdrücklich begrüßen. Jetzt wird es darauf ankommen, diese Planungsgrundsätze auch konsequent umzusetzen.  

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,  

mit Quartiersoasen und Coolen Straßen können wir für mehr Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sorgen. Wir stellen in beiden Fällen den VSP zur Abstimmung und bitten um ihre Zustimmung. 


Vielen Dank! 

 

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