Rede von Dr. Tobias Peter am 21. November 2024 zum Antrag "Regionale Landwirtschaft stärken und nachhaltige Lebensmittel sozial gerecht anbieten"
- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,
Leipzig ist Landwirtschaftsstadt. Als eine Stadt, bei der auf einem Drittel ihrer Fläche Landwirtschaft betrieben wird, haben wir uns auf dem Weg gemacht mit einem Landwirtschaftskonzept eine regionale und nachhaltige Landwirtschaft auf den Weg zu bringen. Die Verpachtung unserer Flächen nach Nachhaltigkeitskriterien ist ein erster wichtiger Schritt. Wir müssen aber auch bei der Vermarktung nachhaltiger werden. Denn es macht doch keinen Sinn, wenn die in Leipzig erzeugten Landwirtschaftsprodukte entweder gar nicht oder nur über Umwege auf dem Essenstisch der Leipzigerinnen und Leipziger landen. Nachhaltige Landwirtschaft heißt auch, dass Transportwege möglichst vermieden werden. Viele Leipziger*innen haben großes Interesse an hier produzierten Erzeugnissen, bekommen sie aber nur in Ausnahmefällen auf dem Wochenmarkt oder im Konsum. Auch in unseren Gesprächen mit Landwirt*innen wurde deutlich, dass Sie daran interessiert sind, dass die Absatzmöglichkeiten für regionale Landwirtschaftsprodukte gestärkt werden. Denn wir alle wissen um die zum Teil prekäre Einkommenssituation in der Landwirtschaft, erinnern wir uns an die Proteste im Frühjahr. Unsere Landwirte brauchen zusätzliche Einkommensperspektiven, helfen wir Ihnen dabei.
Dabei geht es nicht nur um den Absatz von Gemüse oder Mehl, sondern darum, möglichst die gesamte Wertschöpfungskette zu stärken. Unsere Landwirtschaftserzeugnisse regional zu produzieren, zu verarbeiten und abzusetzen stärkt nicht nur unmittelbar unsere Wirtschaftskraft, es führt auch zu Produkten, mit denen sich Leipzigerinnen und Leipziger identifizieren und zu denen auch unsere Gäste gerne greifen. Andere Regionen in Deutschland und Europa machen es uns vor: wir haben ein enormes Potential, das Angebot typisch Leipziger Produkte auszuweiten. Durch den Freistaat wurde in den letzten Jahren viel unternommen, um die Produzentinnen bei Direktvermarktung und Aufbau weiterer Wertschöpfungsketten zu unterstützen.
Was fehlt, ist ein ganz konkretes Vermarktungsangebot. Wir haben dafür in unserem Antrag den Vorschlag gemacht, eine Verbrauchergemeinschaft ins Leben zu rufen. Der bereits vielfach in anderen Städten wie Dresden umgesetzte Kerngedanke einer Verbrauchergemeinschaft ist es, über den Mitgliedsbeitrag einer Verbrauchergemeinschaft die Produkte regionaler Betriebe vergünstigt zu erhalten und den Landwirt*innen aus der Region eine Gelegenheit zur
Direktvermarktung zu geben. Eine echte Win-Win-Situation, die an Breite gewinnen kann z.B. durch vergünstigte Tarife für Geringverdienende und die Mitgliedschaft von Sportvereinen und anderen.
Ein weiterer Punkt ist die Logistik. Auf dem Landwirtschaftsdialog 2024 sprachen regionale Landwirt*innen die Herausforderungen bei der Verteilung ihrer Produkte im Stadtgebiet an. Es lohnt sich für die einzelnen Betriebe oft nicht, viele Einzelhandelsstandorte mit einer überschaubaren Menge an Produkten anzufahren. Ein gemeinsamer Lieferdienst und Verteilstandorte könnten hier Abhilfe schaffen.
Wir freuen uns, dass die Kollegen von der SPD diesen Ansatz aufgegriffen haben und Vorschläge für eine interkommunale Genossenschaft und das wichtige Feld der Gemeinschaftsverpflegung gemacht haben. Kollege Geisler wird hierzu sicher ausführen.
Unsere gemeinsame Grundidee ist es, mit einer interkommunalen Genossenschaft geeignete Strukturen zu schaffen, mit denen regionale Wertschöpfung in der Landwirtschaft in der Stadt und der Region wirksam befördert werden können. Wenn wir zusätzlich mit der hohen Nachfragekraft unserer Gemeinschaftsverpflegung weitere Absatzmöglichkeiten schaffen, kann dies einen echten Schub für unsere Landwirt*innen bedeuten. Das ist unmittelbare Wirtschaftsförderung im besten Sinne, die zudem einen wichtigen Beitrag für die Stadt-Umland-Kooperation und nachhaltiges Wirtschaften liefern kann. Es gibt hier eigentlich nur Gewinner, wenn wir als Stadt die Initialzündung und die Akteure zusammenbringen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
helfen wir unseren Landwirtinnen und Landwirten und tragen wir dazu bei, für die Verbraucherinnen und Verbraucher in Leipzig ein stärkeres regionales Lebensmittelangebot zu schaffen. Stimmen Sie unserem Antrag in der gemeinsamen Neufassung mit der SPD zu.
Vielen Dank!