Rede von Dr. Tobias Peter am 27. August 2025 zum Antrag: "IBA Internationale Bauausstellung muss nach Leipzig kommen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister, werte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

Leipzig ist als Stadt mit starkem Bevölkerungswachstum auch eine Stadt mit überdurchschnittlich vielen Bauaktivitäten. Das birgt nicht nur viele Chancen, sondern natürlich auch Probleme, die wir hier im Rat intensiv diskutieren: Flächenversiegelung, Klimaanpassung und nachhaltiges Bauen. Baukultur. Die Beteiligung der Stadtgesellschaft und – eigentlich noch viel zu selten – die Einbindung der Region.

Wir versuchen als Stadt durch Wettbewerbe, Bauleitplanung und städtebauliche Verträge das Beste aus den großen Bauvorhaben herauszuholen. Denn neue Gebäude und Quartiere prägen auf Jahrzehnte hinaus unseren Stadtraum und damit unseren Alltag. Auch wenn einige immer wieder Kritik daran üben, wir sind verpflichtet, unsere kommunalen Spielräume für Stadtgestaltung zu nutzen, im Sinne des Gemeinwohls und zum Nutzen unserer Bürgerinnen und Bürger. Gerade als Stadt der neuen Leipzig-Charta haben wir hier eine besondere Verantwortung.

Ich bin überzeugt, dass sich die verschiedenen Zielkonflikte zwischen möglichst schnellen und preiswerten Bauen, Baukultur, Nachhaltigkeit und Beteiligung grundsätzlich lösen lassen. Der Schlüssel dafür liegt aber letztlich nicht im Rahmen, den Politik und Verwaltung vorgeben, sondern vor allem in einer innovativen, ja innovationsfreundlichen Baukultur. In konkreten Beispielen, die zeigen, dass es geht. Die Internationale Bauausstellung – kurz IBA – kann ein entscheidender Motor dafür sein. Mit der IBA haben wir die Chance, gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern in der Region, die großen Transformationen unserer Zeit aktiv zu gestalten. Leipzig ist prädestiniert für eine IBA. Nicht als Solospieler, sondern als Motor einer gemeinsamen Entwicklung im mitteldeutschen Raum. Unsere Stadt wächst, unsere Region steht im Strukturwandel – und wir brauchen Formate, die Brücken schlagen: Zwischen Stadt und Umland, zwischen Alt und Neu, zwischen Planung und Beteiligung. Eine IBA kann, das zeigen die bisherigen Projekte, erheblich zu einem positiven Wandel beitragen und dabei helfen, finanzielle Mittel für die Regionen zu generieren – das zeigen die bisherigen IBAs, die Fördermittel für hunderte Millionen EURO an zusätzlichen Investitionen generiert haben.

Ich freue mich, dass die Verwaltung diese Perspektive teilt und den Prozess aktiv vorantreibt. Die drei Schwerpunkte, die sich im bisherigen Prozess der IBA-Impulsregion herauskristallisiert haben, sind dabei keine abstrakten Überschriften – sie sprechen ganz konkrete Herausforderungen an, die wir vor Ort spüren, die wir hier im Rat auch immer wieder diskutiert haben:

  1. „Kreislauf statt Abbruch – nachhaltiges (Um)Bauen“:
    Unsere Altbausubstanz ist ein Schatz. Statt weiter auf Abriss und Ersatzneubau zu setzen, brauchen wir Lösungen für Umbau, Weiternutzung, zirkuläres Bauen. Leipzig hat hier bereits Pionierprojekte – stellen wir sie in einen größeren Zusammenhang! Die Zusammenarbeit mit der Region gerade bei der Nutzung nachhaltiger Baustoffe kann neue Wertschöpfung generieren.
  2. „Klima und Landschaft – Wasser und Boden neu denken“:
    Der Umgang mit Wasser, mit Boden, mit grüner Infrastruktur wird zur Überlebensfrage für urbane Räume. Wenn wir flächeneffizientes Bauen, Klimaanpassung und Schwammstadtkonzepte ernst nehmen, ist es die Zukunftsfrage schlecht hin. Leipzig kann zeigen, wie klimaresiliente Stadtlandschaften entstehen. Den Erhalt von Wasser und Boden können wir nur gemeinsam mit den Landkreisen und der Landwirtschaft denken. Wie wir in Leipzig mit der knappen Ressource Wasser umgehen hat ganz konkrete Auswirkungen im Umland und umgekehrt.

Und 3. „Demokratische Landschaften als Gestaltungsaufgabe“ – das meint nicht nur Beteiligung, sondern ein neues Selbstverständnis von Planung: offen, gerecht, zugänglich. Es geht um neue Allianzen zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis. Genau hier hat Leipzig mit seinem Engagement für kooperative Stadtentwicklung bereits Maßstäbe gesetzt. Gerade mit diesem Ansatz muss es gelingen, das bisher bestenfalls Insidern bekannte Projekt IBA künftig besser und breiter unsere Stadtgesellschaft, aber auch den Rat einzubinden.

Eine IBA – geplant von 2026 bis 2036 - kann all diese Themen bündeln – nicht als Schaufenster, sondern als Werkstatt. Als Experimentierraum für ganz konkrete Projekte. Unserer Fraktion ist es wichtig, folgende Aspekte im weiteren Prozess zu stärken:

- die Region: begreifen wir die IBA als Chance, die bisher vernachlässigten Potentiale der Stadt-Umland-Kooperation zu heben. Gerade die Nutzung wertvoller, noch leerstehender Bausubstanz in der Region für Wohnen und Gewerbe entlastet uns als Stadt und stärkt uns aber auch, weil es die Region stärkt

- Wohnen: das Thema Wohnen ist aus unserer Sicht noch etwas unterbelichtet. Die IBA muss – gerade mit den benannten Schwerpunkten - in der Lage sein, Antworten auf das derzeit brennendste Thema Leipzigs und aller deutschen und europäischen Metropolen zu geben

- Wirtschaft: Bauen war und ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Gerade weil die Branche wirtschaftlich so unter Druck steht wie selten, muss die IBA Antworten geben, wie Bauen in Zukunft nachhaltig und wirtschaftlich attraktiv sein kann. Gerade kreislauffähiges und nachhaltiges Bauen birgt enorme Potentiale für die regionale Wertschöpfung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Der Verwaltungsstandpunkt zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wir können deshalb unseren Antrag für erledigt erklären und sind gespannt auf die angekündigte Verwaltungsvorlage. Leipzig ist aktiver Motor der IBA und das ist gut so. Wir wollen gemeinsam mit der Region zeigen, wie Transformation gelingen kann. Für eine IBA, die nicht von außen kommt, sondern von innen wächst.

Vielen Dank.

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