Rede von Dr. Tobias Peter vom 12. Oktober 2022 zum Antrag "Bäume umpflanzen statt fällen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister, sehr geehrte Beigeordnete, liebe Kolleg*innen, liebe Gäste,

die Fällung intakter, z.T. kronenreicher Bäume im Rahmen von Bauvorhaben stößt in der Stadtgesellschaft immer wieder auf Kritik.

Ich verweise nur auf die Diskussionen um die Fällungen auf dem Leuschnerplatz, aber auch auf unzähligen Bauvorhaben im gesamten Stadtgebiet – egal ob kommunal oder nicht. Mit jedem Baum, der gefällt wird, schwindet ein Stück Natur und Artenvielfalt, schwindet gebundenes CO2 und nicht zuletzt oft auch Identifikation und der ideelle Wert kronenreicher Bäume.

Grundsätzlich muss unser Ziel sein, wo immer möglich Bäume zu erhalten und dieses Ziel auch in Planungen einfließen zu lassen.

Aber wenn wir ehrlich sind, werden wir allzuoft nicht drumherum kommen, Bäume auch entfernen zu müssen.

Zwar sehen die geltenden Ausgleichsregelungen Neupflanzungen der gleichen Anzahl vor, jedoch werden dabei der erhebliche Verlust der CO2-Bindungskapazität sowie das Verschattungspotential ausgewachsener Bäume außer Acht gelassen.

Hier setzen wir an: wir wollen, dass alles Erforderliche getan wird, um Baumfällungen nach Möglichkeit komplett zu vermeiden und zukünftig das Erhaltungsprinzip stärker zu bedenken.

Technisch ist es längst möglich, Bäume zu verpflanzen, statt zu fällen.

Ja, das kostet erst mal Geld als Neupflanzungen.

Aber rechnen wir den genannten Wert vorhandener Bäume und die gerade in heißen Sommern notwendige Pflege von Jungbäumen in die Kosten-Nutzen-Betrachtung ein, dann fallen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die oft gegen Umpflanzungen vorgebracht werden, anders aus.

Mittlerweile erkennen das auch Stadt und kommunale Unternehmen: vereinzelt werden mittlerweile bei kommunalen Bauvorhaben entsprechende Umpflanzungen vorgenommen, wie zum Beispiel bei der Schwimmhalle am Otto-Runki Platz, wo ein Biotop-Baum ins Stadtbad Neuschönefeld umgepflanzt wurde.

Doch es geschieht eben immer noch im Einzelfall, ohne dass regelmäßig geprüft wird, ob eine Umpflanzung sinnvoll ist oder unter welchen Aufwand eine Baumfällung komplett verhindert werden kann.

Mit dem vorliegenden Antrag soll eine Regelumkehr vorgenommen werden, nach der eine Umpflanzung grundsätzlich einer Fällung und Neupflanzung vorzuziehen ist. Hier sollen Verfahren, Kriterien und Ausnahmen geregelt werden.

So ist vor allem zu berücksichtigen, dass Umpflanzungen bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen – ist der Baum gesund und hat eine ausreichende Perspektive, stimmt die Bodenbeschaffenheit des Ersatzstandorts usw.

Um geregeltes Prüfverfahren zu ermöglichen, müssen entsprechende Kriterien entwickelt werden. Dabei sollten in der Abwägung auch die Kosten zu berücksichtigt werden, die notwendig sind, um bei einer Neupflanzung eine entsprechende Größe des entsprechenden Baumes bzw. durch eine höhere Anzahl von Neupflanzungen die entsprechende CO2-Bindungskapazität zu erreichen.

Um einen Baum zu verpflanzen, muss der Erfolg der Verpflanzung an oberster Stelle stehen. Wir freuen uns, dass die Verwaltung unserem Ansinnen zustimmt und eine Verfahrensregelung zur Verpflanzung von Bäumen statt der Fällung erarbeiten will.

Der geplante verbindliche Handlungsleitfaden wird der Stadtverwaltung ein entsprechendes Instrument zur Sicherung unseres Baumbestandes zur Verfügung stellen. Ein solcher Leitfaden kann sicher auch privaten Bauherren zur Verfügung gestellt werden und ich bin mir sicher, dass auch weitere Instrumente möglich sind, um bei privaten Bauvorhaben Umpflanzungen zu ermöglichen.

Liebe Kolleginnen und Kolleginnen,

ich bitte um Zustimmung zu  unserem Antrag in der Form des VSP. Für ein baumstarkes Leipzig. Vielen Dank!

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