Rede von Dr. Tobias Peter vom 18. Januar 2023 zum Antrag "Bestätigung eines Betriebskostenzuschusses für die Betreibung des "Kohlrabizirkus""

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

wie ein paar Kollegen hier und Baubürgermeister Dienberg auch war ich heute vormittag bei der Vorstellung der städtebaulichen Wettbewerbsergebnisse zur Alten Messe West, also dem Areal rund um den Kohlrabizirkus. Die Beiträge im Stadtbüro – schauen sie es sich gern an - zeigen das enorme Potential dieses Areals, ein neuer grüner Stadtteil kann hier entstehen. Der Wettbewerb bestätigt uns, dass es – so schwierig die Vorgeschichte war – dass es grundsätzlich richtig war, als Stadt die Verantwortung für den Kohlrabizirkus übernimmt. Damit führen wir durch die LEVG Regie, wie dieser faszinierende, denkmalgeschützte Bau mit großer Aura zum Mittelpunkt eines lebendigen Quartiers werden kann.

Und genau deshalb ist es uns wichtig, dass wir bei allem was wir hier tun, diesen hohen baulichen Wert achten und weiterentwickeln. Deshalb heben wir mit unserem Änderungsantrag darauf ab, die vielfältigen möglichen Nutzungen in einem denkmalpflegerischen Gesamtkonzept zu betrachten.

Und wenn wir von Nutzungsvielfalt sprechen, dann ist die Eishalle ein wichtiger Punkt. Das betrifft die Ice-Fighters, ich konnte mich selbst vor Ort von der Faszination dieses Sports überzeugen. Eissport ist in Leipzig aber weit mehr als Profisport. Dafür steht der Leipziger Eissport Club u.a. mit seiner Eiskunstlauf- und Eishockeyabteilung. Unsere Fraktion verfolgt die Entwicklung des Vereinssports, der sich um die Kufen dreht, seit langem, auch durch persönliche Gespräche. Den positiven Aspekten des Eissports mit Fokus auf seine Nachwuchsarbeit verschließen wir uns nicht: Menschen erlernen komplizierte Bewegungsabläufe zu meistern. Koordinative Fähigkeiten, Ausdauer, Musikalität, Körperhaltung, Disziplin, Leistungsbereitschaft und Kontinuität werden geschult. Insbesondere Kinder werden selbstsicherer und konzentrierter. Der Eissportverein LEC lässt dies mit seinem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen an. Das große Engagement der Eltern und Ehrenamtlichen, die diesen Verein tragen, erkennen wir an.

Gleichwohl möchte ich betonen, dass wir mit dieser Nutzung auch ein erhebliches Problem haben. Die erheblichen Kosten in Unterhalt und Investitionen lösen haushaltspolitisch Bauchschmerzen aus. Sicher: ohne Betriebskostenzuschuss seitens der Stadt Leipzig ist der Eissport samt Training in der Größenordnung, die der LEC e.V. mittlerweile erreicht hat, nicht betreibbar. Interimslösungen jenseits des Kohlrabizirkus würden zu strapazierten Nerven bei allen Beteiligten und einem vermehrten CO2-Ausstoß durch den einzusetzenden Autoverkehr führen. Gleichwohl müssen wir auf Kostenbewusstsein achten und wir brauchen Transparenz. Dem Änderungsantrag der Kolleg*innen Riekewald, Wehmann und Bednarsky stimmen wir deshalb gern zu.

Vor allem aber haben wir klimapolitische Bedenken, weshalb ein Großteil meiner Fraktion der Vorlage nicht zustimmen kann. In Zeiten des Klimanotstands, in Zeiten, in denen wir um die Einsparung jeder Kilowattstunde ringen, passt eine Eishalle ehrlichweise nicht in die Zeit. Bereits ab August, also während wir mit Hitzetagen und Tropennächten zu kämpfen haben, beginnt der Spielbetrieb in der Eishalle und er setzt sich fort in Herbst- und Wintermonaten, die wie in den letzten Woche sehr mild sein werden. In einem Bau, der von vornherein weniger für Eissport geeignet ist als z.B. ein Neubau. Mit dem in der Vorlage genannten Betriebsausschuss subventionieren wir also einen energetisch hochgradig ineffizienten Spielbetrieb, während wir an anderer Stelle um jeden Euro für Klimaschutz und Klimawandelanpassung ringen müssen. Eissport im Hitzesommer, während die Polkappen schmelzen - das passt nicht zusammen.

Deshalb ist es das Mindeste, alle Potentiale für einen energieeffizienten Betrieb zu heben. Dabei kann auf die jahrelangen Interimserfahrungen des LEC zurückgegriffen werden, langlebige Alternativen zu kühlungs- und energieintensiven Schlittschuhbahnen aus Eis sucht. Wir müssen aber auch beim Bau selbst ansetzen. Deshalb unser Änderungsantrag, bei der Kuppelerneuerung und der energetischen Sanierung des Kohlrabizirkus alle Einsparpotentiale auszuschöpfen. Wir bitten deshalb um Zustimmung zu unserem Änderungsantrag.

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