Rede von Gesine Märtens in der Ratsversammlung am 27. September 2018 zur Drucksache" Veranstaltungen zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution 9. Oktober 2019"
- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,
dieser Änderungsantrag gehört sich zu denen, die wirklich in Tiefe und Breite debattiert wurden und Chronologie der Änderungen zeigt, dass wir hier um einen Kompromiss wirklich gerungen haben.
Ich bin fast zu frieden.
Fast - lassen Sie mich das vor die Klammer ziehen - denn der Änderungsantrag ist nicht geschlechtergerecht formuliert - ich bin auch dafür kritisiert wurden - zu recht und es ärgert mich, in der Hitze der Diskussion am Ende nicht darauf geachtet zu haben. Das können wir besser.
Darüber hinaus und zur Sache lassen Sie mich hier bitte noch einmal klar stellen: Der Beirat, über den wir heute hier entscheiden, ersetzt nicht die Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober“ als freie zivilgesellschaftliche Organisation.
Der Beirat ersetzt das in der Vorlage vorgeschlagene Kuratorium des Oberbürgermeister. Wenn also einer hier sich angegriffen fühlen könnte, dann er.
Aber auch das nur, wenn wir es sehr oberflächlich betrachten, denn natürlich haben Sie als Oberbürgermeister mitsamt dem Polizeipräsidenten, der Kulturbürgermeisterin und allen Sponsoren das Recht Ihren Rat an den Mann und die Frau zu bringen. Das hat in den letzten Jahren auch ohne Beschluss und Segen des Stadtrates offensichtlich gut geklappt.
Der Beirat unter dem Namen "Kuratorium Tag der friedliche Revolution 89" ersetzt nichts, sondern schafft etwas Neues. Das Kuratorium in Form eines Beirates nach sächsischer Gemeindeordnung lädt uns alle ein: uns, die Fraktionen, Sie, die Stadtverwaltung, Sie die Vertreterinnen der Initiative und noch weitere Vertreterinnen der Zivilgesellschaft .
Das Kuratorium lädt uns ein zu einem ernsthaften, kontinuierlichen und verantwortungsbewussten Meinungsbildungsprozess. Und der Auftrag einer gemeinsamen Themenfindung erhöht den Druck, ergebnisorientiert zu arbeiten. Der Beirat bietet, wenn es gut läuft, ein Gegengewicht zu den informellen, kreativen und hin und wieder auch chaotischen Meinungsbildungsprozessen. Aber er kann und will auch diese nicht ersetzen. Die bleiben uns, da bin ich sicher, erhalten.
Es ist eine große und herausragende Aufgabe für unsere Stadt, das Erbe der Friedlichen Revolution '89 zu bewahren und lebendig zu halten. Sie ist eine permanente und sich wandelnde Aufgabe. Sie ist eines Beirates würdig.
Wir wollen einen guten Weg finden, das Erbe zu bewahren.
Sie kennen alle das Märchen vom König, der seinen drei Kinder aufgibt ein Säckchen wertvolle Samen ein Jahr lang zu hüten. Eines schließt die Samen in eine Truhe ein, eines verkauft sie und eines sät sie aus. Und Sie Alle wissen auch wer gewinnt. Wenn wir es gut machen, entsteht aus unserer Erinnerung immer wieder ein neues Begehren nach Demokratie und Selbstbestimmung. Wenn wir es gut machen, schaffen wir jetzt Orte und Formen der Erinnerung, Orte und Formen des Säens und Erntens, die über uns hinauswirken, die auch in 50 oder 100 Jahren noch Bestand haben. Wenn wir es gut machen, wird aus dem Beirat ein kraftvoller Runder Tisch.
Wir sollten uns bei dieser Aufgabe nicht spalten lassen in die, die damals dabei waren und die, die nicht, oder noch nicht dabei waren. Sondern wir sollten alle hören und einbeziehen.
Weil doch auch die, die wir immer neu erreichen wollen nicht unterteilt werden sollen, in Dabeigewesene und Andere. Das Recht auf eine gute Erinnerung an historische Ereignisse haben schließlich alle.
Und ... weil wir die Erinnerung der Friedlichen Revolution doch in einen Zeit tragen soll, in der es nur die Anderen gibt.
Lassen Sie uns jetzt das Unseres dazu tun.
Vielen Dank.