Rede von Katharina Krefft am 13.04.2022 zur Vorlage "Zukunftszentrum für Europäische Transformation"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Herren und Damen, sehr geehrter Herr OBM, sehr geehrte Gäste und Medienvertreter*innen,

Wie soll es nach diesem Krieg weitergehen?

Wir streben ein Zentrum für deutsche Einheit und Europäische Transformation an, während unsere europäischen Nachbarn unsere Freiheit verteidigen. Der Preis ist so unfassbar hoch. Frauen werden mit der Waffe am Kopf vergewaltigt, Kinder sterben auf ihren toten Müttern, Fluchtorte wie das Opernhaus in Mariupol oder der Bahnhof von Kramatorsk werden zerbombt. Flüchtende werden in ihren Fahrzeugen erschossen. Zivilisten werden erschossen. Es ist der 49. Tag dieses russischen Angriffskrieges, dieses Verbrechens, das das Völkerrecht mit Füssen tritt.

Ich muss in letzter Zeit, mehr noch als zuvor, an den Jugoslawien Krieg denken. An die Verbrechen gegen die Menschlichkeit. An Genozide und Gefangenenlager. An einen unglaublich schwierigen Friedensprozess, der bis heute nicht gänzlich den Frieden, der nie ohne die Freiheit möglich ist, gebracht hat.

Wie soll Europa nach diesem Krieg, nach dem Krieg in der Ukraine, aussehen? Dem russischen Angriff auf Freiheit und Demokratie.

Wie sollen wir Deutsche, wir Europäer, unsere Schuld wieder gut machen? Unsere Blindheit vor den Zersetzungen durch Fake News und Bots. Unsere Egalhaltung zu den unerträglichen Vorgängen um North Stream 2 und die Stiftung. Unsere  Ignoranz gegenüber einem Klimawandel der allein schon die Energieabhängigkeit, zumal noch aus Russland, von Öl und Gas hätte beenden müssen.

Wir erinnern uns in Leipzig an die Friedliche Revolution, und an das Glück, was war das für ein Glück, dass diese Diktatur friedlich niedergerungen wurde. Bilder wie in Peking blieben uns hier erspart. Und es war nicht grundlos, diese Massaker zu fürchten.

Am 7. Oktober bereits wendete sich das Blatt. Am 7. Oktober wichen die Polizeikräfte in Plauen den Demonstrierenden. Plauen war die Matrize. In Plauen ging es los und die Plauener kamen auch nach Leipzig.

Diese Verbindung wollen wir würdigen. Nur eine Bewerbung mit Plauen macht Sinn, nur sie sendet das Signal. Ohne Euch wär Leipzig anders verlaufen. Ohne die Menschen, die mittaten, denn eine Diktatur reißt man nur gemeinsam ein.

Die Bewerbung mit Plauen sendet das Signal. Auch in der Erinnerungsarbeit müssen wir neu ansetzen. Gemeinsam haben wir eine Chance. Und die Themen, die verhandelt werden müssen, gehören nach Plauen und Leipzig.

Zu verhandeln gibt es nicht weniger als das: wie formen wir die europäische Transformation, welche Rolle hat die Bundesrepublik nach der deutschen Einheit und wie wird sie dieser Rolle gerecht? Nach dem Kindheitstrauma Jugoslawien – werden wir jetzt endlich erwachsen und nehmen Demokratiefeinde und Verschwörungsanhänger, Populisten und Freiheitsgegner endlich ernst?

Wir müssen unsere Freiheit endlich selber verteidigen. Die Leipzig/Plauener Bewerbung kann genau das beinhalten.

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