Rede von Katharina Krefft am 22.05.2024 zum Antrag "Gestaltungskonzept für den öffentlichen Raum in der Innenstadt neu fassen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Herren und Damen Stadträte, Gäste und VertreterInnen der Medien,

In den Zwischenräumen des MdbK können wir es schon entstehen sehen: Die versiegelte Fläche um das Museum wird gespalten. Mit dem Entwurf von Nina Schuiki wird das Pflaster aufgerissen, und mit Weideröschen bepflanzt. Zukunftsfähige Innenstädte bieten Grün, laden zum Verweilen ein und bergen Wohlfühloasen – dieser Gedanke wird hier umgesetzt.

Innenstädte sind das Herz der Städte, hier pulsiert das Leben in seiner ganzen Multifunktionalität. Unsere Innenstadt ist für das Oberzentrum Leipzig Ort des Handels und Einkaufens. Sie ist Wohnort für rund 1900 Menschen und sie ist soziales Zentrum unserer Stadt: Gastronomie, Kultur, Feste und Flanieren; sie ist Kreuzungspunkt für vielfältige Verkehre und sie ist Aushandlungsort für Diskurse. Demonstrationen, Kundgebungen, Staatsbesuche, sie ist demokratisches Zentrum.

Zum Herz gehört auch die Luftigkeit, der Platz für alle. Dabei symbolisiert die Thomaswiese die Intervention in die Stadtgestaltung durch die Zivilgesellschaft, verhinderte sie doch die Überbauung der Grünfläche. Heute würde niemand bestreiten, dass die Rücknahme der Baupläne eine richtige Entscheidung war.

Mit der zweiten Sanierungswelle erlebt Leipzigs Innenstadt seit einigen Jahren einen Relaunch seines Angesichts. Der Sanierungsbedarf der Fußgängerzonen fällt darum noch stärker auf. Mit dem Bundesprogramm für die Zukunftsfähigkeit der Innenstädte hat Leipzig fast alle eingereichten Projekte finanziert bekommen. Der Brühl wird ab diesem Sommer begrünt, das Salzgäßchen wird aufgewertet, der Promenadenring soll als attraktiver Stadtraum die anliegenden Zentren stadträumlich näher zusammenbringen.

  Wir beantragen nunmehr konsequent das Gestaltungskonzept für den öffentlichen Raum der Innenstadt grundlegend neu zu fassen. Die Gestaltung ist seit 1997 vorgegeben – und sie hat die Entwicklung getragen. Nach einem viertel Jahrhundert sind heute neue Fragestellungen virulent: Hitzeschutz, Regenwassermanagement, Aufenthaltsqualität verlangen nach konzeptionellen Antworten, Vorgaben und Leitlinien.

Unserer Innenstadt eigen ist ihre Lebendigkeit im offenen Raum, dagegen haben die historischen Passagen deutlich an Bedeutung verloren und kaschieren ihren Leerstand mit dekorativen Ausstellungen. Beim Baubeschluß zur Peterstraße hatten wir eine gestalterische Einladung verlangt – um genau das möglich zu machen, muss die bisherige Orientierung auf historische Straßengrundrisse und Pflastermaterial hinterfragt werden.

Um geforderte Qualitäten zu erreichen, haben wir eine Stadtwerkstatt vorgeschlagen, erarbeitete Fachkonzepte zur Mobilität, das Sitzbankkonzept, die Gründachförderung und Begrünungssatzung zu berücksichtigen und die Ergebnisse aus dem derzeit fortgeschriebenen Wohnungspolitische Konzept und der zu erarbeitetenden Strategie zur Klimawandelanpassung einzubinden und PV zuzulassen. Die Zeitkette im VSP ist bedenkenswert lang, aber immerhin können wir hiernach zum 30-jährigen der aktuellen Gestaltungssatzung eine neue fassen. Bis dahin erfreuen wir uns der kunstvollen Interventionen am Museumscarree mit ihren Denkanstößen für mehr Grün in unserer Innenstadt.

 

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