Rede von Katharina Krefft in der Ratsversammlung am 26. Februar 2020 zum Antrag "Schulklassen erleben das Neue Rathaus und gelebte Kommunalpolitik"

- es gilt das gesprochenen Wort -

Sehr geehrter Herr Jung,
sehr geehrte Herren und Damen Stadträte,
liebe Gäste nah und fern,

Sie kennen es von meiner Fraktion – wir überlegen beständig, wie die Demokratie erlebbar werden kann. Also nicht abstrakt aus Wahl, Gewaltenteilung, Ebenen als Grafik im Lehrbuch; sondern anfassbar, lebensnah vermittelt. So haben wir die Besuchertagesordnung zur Ratsversammlung initiiert, die Ihnen auf der Tribüne helfen, das Geschehen hier unten zu verfolgen. Wir haben erreicht, dass Petitionen hier abschließend gelesen werden und Bürgeranfragen Raum bekommen. Wir streiten für viel mehr Bürgerbeteiligung, nicht nur in den gesetzlich vorgeschriebenen Bereichen, sondern in allen Bereichen der lokalen Demokratie. Und wir haben das Demokratiejahr initiiert, um Demokratie praktisch werden zu lassen, Erneuerungspotentiale zu erkennen und viel mehr über das was gut läuft zu sprechen als über die Abwertung und Diskreditierung unserer Demokratie.

Demokratie fängt in der eigenen Familie an, hier erleben Kinder Achtung, die Wahrung ihrer Rechte und Mitsprache. Oder auch nicht. Den Schutz bekommt ein Kind nur, wenn sich jemand seiner anwaltlich annimmt. Darum ist das Demokratieerleben außerhalb von Familie wesentlich.

Nun sind Schulen die Orte, wo Kinder zu mündigen Bürger*innen gebildet werden. Das wird ja gerne vergessen, eher wird auf Leistungen orientiert und auf die Verwertbarkeit der Ressource Mensch. Tatsächlich geht es aber genau darum: die Kinder sind die künftigen Stützen des demokratischen Staates, und ihre Mündigkeit ist die Voraussetzung für ihren aktiven Anteil an unserem Gemeinwesen. Die Kinder haben das ganz offenkundig schon gut erkannt, denn sie nehmen ihre Verantwortung wahr und fordern ihr Recht auf Zukunft auf unserem Planeten vehement ein.

Nun gibt es eine Reihe von Angeboten für Schulen, das Rathaus zu erleben. Wir wollen diese Angebote für eine deutlich größere Anzahl an Schüler*innen ausbauen. Wir wollen die Vermittlung der eindrucksvollen Demokratiegeschichte unserer Stadt – und die begann ja nicht erst mit der Friedlichen Revolution! – viel stärker verbreiten und historische und zeitgenössische Orte der Demokratie für Schüler*innen erschließen. Das sollte anknüpfend an den Lehrplan erfolgen und als Regelangebot neben die besonderen Angebote gerade von Haus Steinstraße gestellt werden.

Wir stellen uns also einen Schultag vor, der durch pädagogische Angebote Leipziger Stadtgeschichte in den Zusammenhang mit Demokratiegeschichte stellt und erlebbar und erfahrbar macht, welche demokratischen Prozesse hier stattfinden und was das mit ihrem Leben zu tun hat. Das Leipziger Rathaus ist ein offenes Haus. Laden wir die Kinder ein!

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