Rede von Katharina Krefft zur Bildungspolitischen Stunde des Stadtrates in der Ratsversammlung am 31. Mai 2018

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter Herr Prof. Fabian, sehr geehrter Herr Prof. Speck, sehr geehrte Schülerinnen und Schüler, sehr geehrte Herren und Damen Stadträte, Gäste und MedienvertreterInnen,

schon seit Beginn der vergangenen Wahlperiode Ende 2009 beschäftigte uns das Thema Schulsozialarbeit, welches mit Hilfe von Bundesmitteln in ausgewählten Mittelschulen, wie sie damals noch hießen, realisiert wurde. „Leipzigs Schulsozialarbeit braucht Zukunft“ war eine Podiumsdiskussion, die ich am 25.6.2013 initiiert hatte, begleitend zu einem Antrag meiner Fraktion, das damals noch zarte Pflänzchen Schulsozialarbeit in Leipzig zu sichern und weiter auszubauen - trotz Auslaufens der Bundesförderung über das Bildungs- und Teilhabepaket und trotz der anhaltenden Verweigerungshaltung des Freistaates an einer Übernahme der Verantwortung für dieses Aufgabenfeld. Schulsozialarbeit wurde so durch anhaltende Initiativen der Fraktionen zu einem rein kommunal finanzierten präventiven Angebot zwischen Schule und Jugendhilfe.

Der Stadtrat in Leipzig hat sich damals wie heute eindeutig zur Schulsozialarbeit bekannt. Die Vorreiterschaft in Sachsen und in Deutschland wurde politisch durchgesetzt. Aber: Die Stadt musste stark in Vorleistung gehen, mit den folgenden Haushalten wurde die Schulsozialarbeit in Leipzig mit städtischen Mitteln ausgebaut und fachplanerisch untersetzt.

Das Blatt hat sich mittlerweile gewendet, zuletzt hat sogar das Land seine Position geändert und beteiligt sich aktiv an der Finanzierung dieses wichtigsten sozialpräventiven Angebotes überhaupt.

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft eines Kindes, einer Gesellschaft. Was soll ein Heranwachsender aber allein mit dem Schlüssel? Das Tor auch aufzuschließen ermöglicht vielen die Schulsozialarbeit. Während LehrerInnen und Lehrer mit ihren pädagogischen Fähigkeiten die Kinder inhaltlich auf ihrem Bildungsweg begleiten, sind es die Eltern die den Kindern den Weg ebnen. Wie oft aber können sie diese Unterstützung nicht leisten? Wie viele Eltern sind mit dem Auskommen in Beruf und Leben ausreichend gefordert!

Bei der Schulsozialarbeit geht es ganz stark um die Unterstützung sozial benachteiligter Kinder. Um Chancengleichheit. Aber längst nicht nur. Schulsozialarbeit macht alle Kinder stark. Solche, die wir bildungsbenachteiligt kategorisieren, solche, die sozial enorm belastet sind und wo die Schulsozialarbeit eng an der Seite des ASD, mit den erzieherischen Hilfen arbeitet. Aber: Schulabstinenz ist keine Frage des sozialen Status, Mobbing ist Alltag im Leben jedes Schülers und jeder Schülerin. Klar benennen möchte ich hier darum auch das Arbeitsfeld der Kindheit und Jugend allgemein: Schulsozialarbeit wirkt bis hin zu dem breiten Feld der Höhen und Tiefen, die alle Kinder beim Aufwachsen durchleben. Ein höchst vulnerabler Lebensabschnitt!

Schulsozialarbeit leistet mithin einen wesentlichen Beitrag zum Gemeinwesen! Sie macht Kinder stark. Sie arbeitet niedrigschwellig, verbindet das System Schule mit der Elternarbeit, entlastet Pädagogen. Und: Schulsozialarbeit ist ein Instrument der Jugendhilfe und Bindeglied zu den weiterführenden Hilfen für Kinder, Jugendliche und ganze Familien. Sie arbeitet anwaltschaftlich für die Kinder und ist freundschaftlich konnotiert. Ihr Auftrag ist nicht das Erreichen von Bildungszielen. Das ist ganz klar die Aufgabe der Lehrerschaft!

Schulsozialarbeit schafft den Kindern den Freiraum, ihre Bildungsziele zu erreichen, weil sie unterstützt werden, weil sie Unterstützung finden, um ihre Probleme im Elternhaus, in der Peergroup oder im System Schule zu klären oder gar zu lösen. Und damit trägt sie zu einem akzeptierenden Klima in Schule bei. Das Klima, das nötig ist, um Schule tatsächlich zu einem Bildungsort zu machen und noch mehr zu einem Lebensort, wo Kinder gerne den Großteil ihrer Zeit verbringen.

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