Rede von Kristina Weyh am 21. Mai 2025 zur Vorlage "Bebauungsplan Nr. 422 „Radefelder Allee West“; Stadtbezirk: Nordwest, Ortsteil: Lützschena-Stahmeln; Billigungs- und Auslegungsbeschluss"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister,
Werte Bürgermeister*innen,
Liebe Gäste,

Wir möchten den Entwurf des Bebauungsplans für die öffentliche Auslegung um zwei wichtige Punkte ergänzen, die eine zukunftsorientierte Entwicklung dieses zukünftigen Gewerbegebietes sicherstellen.

Es ist für die Entwicklung des gesamten Nordraums wichtig und unerlässlich, dass wir bei der verkehrlichen Erschließung jetzt nicht hinter die längst beschlossenen Ziele zum Modal Split im Masterplan Mobilität auch noch zurück fallen.

Was soll das denn?
Nehmen wir uns selbst nicht mehr Ernst?

Die längst im Masterplan Mobilität Nordraum beschlossenen Zielsetzungen des Modal Split von 30% ÖPNV, 14% Rad und 56% PKW müssen mindestens bestehen bleiben. Es ist nicht mehr zeitgemäß, hier weiter zu Gunsten der PKW-Nutzung die Ziele zu verändern, da der Nordraum den Gesamtverkehr ja am Ende auch aufnehmen und abwickeln muss.

Wie viel verkehrliche Belastung wollen wir dem Nordraum Leipziger denn noch zumuten?
Moderne Gewerbegebiete müssen für die Arbeitnehmer*innen auch ohne eigenen PKW erreichbar sein. Weniger als 40% der Bevölkerung besitzen überhaupt ein Auto, Tendenz sinkend. Das Auto darf in einer Großstadt nicht zur Bedingung für den Arbeitsweg werden. Es ist unsere Aufgabe, dies entsprechend zu entwickeln und zu ermöglichen und das tun wir auch.

Wir haben uns längst auf den Weg hin zur Klimaneutralität gemacht und stärken längst den Umweltverbund im Nordraum. Diesen Weg müssen wir weiter gehen und uns nicht selbst im Weg stehen und richtige Ziele hier aufrecht erhalten und stärken, damit der Norden lebenswert bleibt und nicht im Verkehr erstickt. Dafür haben wir schließlich ein Nordraumkonzept.

Unser zweiter Punkt ist ebenfalls naheliegend. Denn die Entwicklung eines vollständig neuen Industriegebiets bietet die Chance, im Sinne der Beschlusslagen zur Entwicklung Grüner Gewerbegebiete und der nachhaltigen und flächensparenden Entwicklung von Gewerbegebieten eine nachhaltige Entwicklung zu betreiben. Dies ist im STEP Wirtschaftsflächen mittlerweile endlich auch verankert. Handeln wir also danach und schreiben bitte nicht nur Worte auf Papier!

Denn sowohl in der Erschließung als auch in der Ansiedlung der Unternehmen kann auf eine flächeneffiziente, klimawandelangepasste und kreislauffähige Bauweise, z.B. durch Nutzungsstapelung, Dach- und Fassadengrün und die Nutzung nachwachsender und wiederverwendbarer Baustoffe geachtet werden. Wir erwarten klare Ziele der ansiedelnden Firmen bezüglich Co2-Neutralität. Zudem ist eine nachhaltige und synergetische Nutzung der Energie- und Stoffströme im Industriegebiet eine weitere Zielsetzung, um unter Einschluss erneuerbarer Energie ein möglichst klimaneutrales Energiegebiet im Sinne der Zielsetzungen des EKSP 2030 zu ermöglichen. Beispiele dafür finden sich bereits u.a. in Dänemark.

Nehmen wir uns also selbst ernst und nutzen diese Möglichkeit. Endlich können wir ein Grünes Gewerbegebiet entwickeln, alles andere Macht im Jahr 2025 keinen Sinn mehr.

Deshalb werden wir die Vorlage in der vorliegenden Form auch nicht mittragen, denn es wäre eine Fehlentwicklung.

 

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