Rede von Kristina Weyh am 28. Februar 2024 zum Bericht des Oberbürgermeisters zum Stadionumfeld
- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Oberbürgermeister,
werte Bürgermeister*innen und Kolleg*innen,
liebe Zuschauende,
mir fehlt die Fantasie, wie Parkhäuser am Sportforum bei Großereignissen abgewickelt werden soll?
Wie sollen An-und vor allem Abreise im Straßenraum ablaufen?
Wie erfahren die Menschen, dass sie nicht mehr hinfahren und nachschauen müssen, ob ein Platz für ihr Auto frei ist?
Wie bringen wir die Zufahrt zu den Parkhäusern mit dem Sperrkreis in Einklang?
Ein älteres Mobilitätskonzept mit damals weniger umfangreichen Rahmenbedingungen als heute beschreibt bereits, dass ein Parkhaus an der Arena zu erheblichem Stau führen und Konflikte zwischen Auto Fußverkehr und Straßenbahn bringen wird.
Aber wer A sagt, muss auch B sagen. Wer ja zu vielleicht sogar zwei Parkhäusern am Sportforum sagt, der muss sich fragen lassen, ob er auch ja zu Staus, Verkehrschaos und der Behinderung von Straßenbahn, Bus, Rad- und Fußverkehr bei Großveranstaltungen sagt.
Schon in der heutigen Situation behindern sich der Polizei zufolge Fußgänger*innen und PKW an der Kreuzung Jahnallee / Marschnerstraße extrem und der PKW-Verkehr Richtung Stadion und zurück kann nicht fließen, weil einfach zu viele Menschen unterwegs sind.
Und auch die Fläche am Cottaweg, wenn sie zur Verfügung steht, sorgt laut Aussagen der Polizei für deutlich mehr Verkehrsbehinderungen, weil An- und Abfahrt zu Rückstau führen sowie den Fuß- und Radverkehr behindern.
Weiteren Park-Suchverkehr braucht es da nicht.
Deshalb bin ich gespannt, was die in Erarbeitung befindliche Verkehrsuntersuchung unter den aktuellen Rahmenbedingungen zur Abwicklung eines Parkhauses ergeben wird.
Und wenn ich mir anschaue, wie die An- und Abreise zu Großereignissen im Stadionumfeld abläuft, dann fehlt mir wirklich die Fantasie, wie wir die Zufahrt an dieser Stelle lösen könnten. Denn eines ist hoffentlich für alle hier klar:
Das Mobilitätskonzept muss passen!
Anderenfalls produzieren wir sehenden Auges Stau!
Ich sehe jedoch vielmehr, dass sich in den vergangenen Monaten viel Erfreuliches am Sportforum bewegt. Der Sperrkreis zu Spielen von RB ist ein Erfolg.
Der ÖPNV fließt und ganz praktisch hat dies schon zum Umstieg vom Auto in den ÖPNV geführt. Und auch vom Auto aufs Rad. Der Bedarf an Stellplätzen vor Ort sinkt also real.
Außerdem etablieren wir erfolgreich Park&Ride mit stetig steigenden Nutzungszahlen. Damit ist der Stellplatzbedarf vor Ort ebenfalls real gesunken.
Wir alle haben vom Fanverband RB Leipzig dazu entsprechende Post erhalten. Ich denke, es ist unstrittig, dass der Sperrkreis ein Erfolg ist und wir ihn unbedingt beibehalten sollten. Er muss als Maßnahme evaluiert und an Fehlstellen nachjustiert werden.
Aber wie passen da weitere Parkhäuser mitten im Sperrkreis dazu?
Sie ahnen es - mir fehlt die Fantasie!
Haben wir eigentlich schon ein Betreiberkonzept? - Nein!
Auch der SBB Mitte fragt danach schon länger. Denn das braucht es für eine seriöse Diskussion.
Wird ein solches Parkhaus wirtschaftlich zu betrieben sein? - Nein!
Wollen wir es als Kommune bauen und betreiben und die Verluste mit Steuergeld ausgleichen? - Nein!
Ja aber, wie denn dann?
Bisher kann niemand die Frage beantworten, ob ein oder zwei Parkhäuser überhaupt wirtschaftlich betrieben werden können, wenn sie jenseits von Großveranstaltungen weitgehend leer stehen. Wer soll die Parkhäuser betreiben, wer trägt das wirtschaftliche Risiko – mögliche Parkhausbetreiber, Veranstalter wie RB Leipzig oder gar die Stadt?
Wesentlich sinnvoller wäre es, bestehende Stellplätze der umliegenden Parkhäuser bis hin zur Innenstadt zu nutzen.
Mit einem klugen Konzept reichen dann die bislang im Stadionumfeld vorhandenen Parkplätze auch weiterhin aus. Angesichts einer rückläufigen Auslastung benötigen die bestehenden Parkhäuser keine neue Konkurrenz.
Die Stadt muss außerdem die bestehende Stellplatzverpflichtung reduzieren. Die 2019 beschlossene Stellplatzsatzung, die auch Sportstadien und -hallen umfasst, lässt im Zuge einer Erneuerung der Baugenehmigung eine Unterschreitung der Stellplatzzahlen zu, wenn ein entsprechendes Mobilitätskonzept vorgelegt wird. Dieses muss die bestehenden Probleme löst statt sie zu verschärfen und vor einer Entscheidung über die Errichtung von Parkhäusern kommen. Im Konzept müssen auch die Pläne für eine neue Ballsporthalle mitgedacht werden.
Die Beseitigung des immer wieder aufkommenden Verkehrschaos zu Großveranstaltungen gelinget nur dann, wenn die Alternativen zur Anreise mit dem PKW weiter gestärkt und bekannt gemacht werden.
Unsere Park & Ride-Plätze sind noch nicht ansatzweise ausgelastet und deshalb Teil der Lösung. Wir brauchen weitere Optimierungen beim ÖPNV, der für An- und Abreise das Rückgrat ist sowie bei Rad- und Fußverkehr.
Und wenn wir über den Cottaweg sprechen und ob wir dort Parken abbilden und die Kleinmesse erhalten, dann müssen wir auch die Chance nutzen, an dieser Stelle den Auwald zu stärken und hier das Nadelöhr beseitigen und die Flächen ausweiten, damit der Naturverbund wieder funktioniert und nicht in südlichen und nördlichen Teil getrennt sind.