Rede von Michael Schmidt in der Ratsversammlung am 21. März 2018 zum Antrag unserer Fraktion „Anpassungsmaßnahmen für einen Radweg in Höhe Haltestelle Holbeinstraße“

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste,

wer meint, die in Schleußig gelegene stadtauswärtige Haltestelle Holbeinstraße zu kennen, weil er dort schon mal mit dem Auto vorbeigefahren ist oder in oder aus der Straßenbahn ein- oder ausgestiegen ist, der kennt diese nicht richtig. Ich würde normalerweise empfehlen, diese dann doch mal aus der Sicht eines Radfahrenden kennenzulernen, aber empfehlen kann ich das nicht wirklich. Und das ist sehr schade, weil wir uns doch noch vor Jahren erfolgreich für die Komplettsanierung der Könneritzstraße eingesetzt und diese Baumaßnahme 2016 zu einem eigentlich doch sehr guten Ende geführt haben. Bis eben auf die Haltestelle Holbeinstraße, die damals explizit außen vor gelassen wurde.

Bereits Mitte 2014, als der Bau- und Finanzierungsbeschluss für die Könneritzstraße vom Stadtrat beschlossen wurde, hatte meine Fraktion das Problem mittels eines Änderungsantrages thematisiert und beheben wollen. Wir waren damals leider die einzige Fraktion, die diesem Änderungsantrag ihre Stimmen gab.
Ich versuche mal die Situation vor Ort aus Sicht eines Radfahrenden zu beschreiben. Man kommt vom Clarapark auf letzte Stück Klingerweg gefahren, nutzt dabei mit den Pkws eine gemeinsame Fahrspur, legt sich in die Linkskurve und mündet so in die Könneritzstraße ein. Man befindet sich naturgemäß rechts der Straßenbahnspur. Die Spur wird zusehends enger. Ein Schutz- oder Radfahrstreifen existiert an der Stelle nicht, stattdessen flankieren rechts parkende Fahrzeuge die Straße. Der Radfahrende konzentriert sich quasi darauf die Spur zwischen Schiene und potenziell auffliegender Autotüren zu halten.

Problem: Die Spur läuft spitz zu und endet schließlich an einer Bordsteinkante und so einem rot-weiß gestreiften Warnschild. Das hat auch absolut seine Berechtigung. Dem Radfahrenden bleibt an der Stelle nämlich keine andere Wahl als wagemutig den Weg über die Straßenbahnschiene in deren Mittellauf zu suchen und dabei natürlich aus Rücksicht auf das eigene Leben dem Auto- und Straßenbahnverkehr lieber die Vorfahrt zu lassen. Wenn man dann doch endlich die Haltestelle passiert und den Rückweg über die Schiene gemeistert hat, dann ja dann wird man belohnt von einem neu geschaffenen sicheren und komfortablen Radweg auf der neu sanierten Könneritzstraße.
Mittlerweile hat es leider die ein oder anderen Radfahrenden gegeben, die nicht so weit kamen und stattdessen stürzten.

Kurzum: Die stadtauswärtige Haltestelle Holbeinstraße ist für Radfahrende eine bauliche Katastrophe. Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie sich Menschen, die sich in Leipzig umweltfreundlich fortbewegen wollen, an dieser Stelle in Gefahr begeben und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen. Die Barrierefreiheit wird hier gern hochgehalten, die wir dort – wohlgemerkt für Nutzerinnen und Nutzer der LVB – erreicht haben, anderenorts aber dahingehend noch viel Nachholbedarf besteht. Die Barrierefreiheit wird aber ad absurdum geführt, wenn sie auf der anderen Seite zur Blockade für den Radverkehr wird.  
Ja, natürlich sind 2005 Fördermittel für den barrierefreien Ausbau der Haltestelle geflossen und diese Bindefrist läuft erst im Jahr 2030 ab. Wir verlangen auch keinen kompletten Umbau der Haltestelle, sondern eine bauliche Modifizierung. Der Radweg muss auch, wie es auf der gegenüber liegenden stadteinwärtigen Haltestelle möglich ist, sicher für Radfahrende wie auch für diejenigen, die auf eine Straßenbahn warten oder nur den Fußweg nutzen, über den Haltestellenbereich hinweg fortgeführt werden können.

Stadt und LVB sollen umgehend Gespräche mit dem Fördermittelgeber führen und ganz klar das Ziel der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer verfolgen und dies anschließend baulich umsetzen. Dies ist Ziel des Antrages. Der Verwaltungsstandpunkt gibt uns dabei erstmals vollumfänglich Recht. Auch der Stadtbezirksbeirat Südwest hat sich mehrfach in der Vergangenheit mit dem Thema auseinander gesetzt und ein klares und einstimmiges positives Votum zu unserem Antrag im Sinne des Verwaltungsstandpunktes abgegeben.
Ich bitte Sie herzlich, dies mit Ihrer Zustimmung gleich zu tun. Vielen Dank.


Antrag "Anpassungsmaßnahmen für einen Radweg in Höhe Haltestelle Holbeinstraße"

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