Rede von Michael Schmidt in der Ratsversammlung am 17. Mai 2017 zum Antrag „Finanzieller Zuschuss an die HCL GmbH“

(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste,

es ist ja viel geschrieben worden in den letzten Tagen und Wochen, der HCL ist mehr denn je in der medialen Öffentlichkeit – nur eben weniger aus sportlichen oder erfolgreichen Gründen.
20 Jahre lang war der HCL sportliches Aushängeschild der Stadt Leipzig. In dieser Zeit gab es diverse Pleiten in anderen Sportarten, Auf- und Niedergänge. Und irgendwann kam dann mit der wachsenden Stadt der sportliche und nachhaltige und schier unaufhaltsame Aufstieg der Männer im Fußball und im Handball und damit stieg die Konkurrenz um Sponsoren und Zuschauer.

Irgendwie war uns ja allen klar, dass dies früher oder später zu Lasten des HCL gehen wird. Insofern ist es vor dem Hintergrund auch gar nicht verwunderlich, dass der HCL weiter an dem Ziel der Teilnahme am internationalen Geschäft festhielt, auch wenn die Finanzen dies eigentlich nicht mehr zuließen. Ja, dies ist sicher ohne Zweifel ein Fehler, den man dem Management anlasten muss. Aber mal ehrlich, haben wir nicht alle gemeinsam auch diese Zeit der Erfolge mit dem HCL gefeiert und genossen? Hat jemals jemand kritisch die finanzielle Situation des HCL hinterfragt?

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, beim HCL den großen Umbruch einzuleiten, dieser ist leider unausweichlich und wird auch vermutlich in den kommenden Jahren nicht dazu führen, an die erfolge der vergangenen 20 Jahre anzuknüpfen. Aber ob dieser Umbruch in der Bundesliga erfolgt oder eben mit einem Niedergang in die 3. Liga verbunden ist, das macht schon einen gewaltigen Unterschied.

Der HCL war 2 Jahrzehnte Ausbildungsstandort für den weiblichen Handballnachwuchs und hat dort fantastische Arbeit geleistet. Leipzig ist durch den HCL seit vielen Jahren Bundesstützpunkt Nachwuchs Handball weiblich, hunderte junge Mädchen und junge Frauen haben dort eine Heimat und sportliche Zukunft. Und sie hätten zukünftig durch den Fokus, der noch stärker als in der Vergangenheit auf dem eigenen Nachwuchs liegt, beste Chancen, sportliche Erfolge für unsere Stadt zu feiern. Und eines ist auch klar, Leipzig wäre ohne den HCL niemals Austragungsort der kommenden Handball-WM der Frauen, wovon die Stadt im November wieder profitieren wird.

Ich kann jede und jeden verstehen, der letztlich gegen eine Unterstützung ist, weil man die entstandenen Managementfehler nicht als Kommune ausbügeln soll. Es gibt zahlreiche Beispiele in Deutschland, wo sich Parlamente und Kommunen gegen solche Unterstützungen entschieden haben. Es gibt aber auch ebenso viele, die es dann doch getan haben, weil eben sehr viel mehr auf dem Spiel steht als der Job des Managers. Uns als Antragsteller geht es ausdrücklich um die Sanierung des Vereins im Sinne der Zukunft des Mädchen- und Frauenhandballs in Leipzig, im Sinne der Kinder und Jugendlichen, der jungen Frauen, der Sicherung des Bundesstützpunktes.

Unsere Stadt hat bald 20 Jahre vom HCL profitiert, man sollte deshalb nicht so tun, als ginge uns dessen Rettung nichts an. Insofern finde ich es wirklich schäbig, wie seitens der CDU-Fraktion hier agiert wird, Herrn Lehmann nehme ich explizit von meiner Kritik aus. Der heute vorliegende Änderungsantrag könnte populistischer nicht sein.

Und ohne jemanden konkret verdächtigen zu wollen, man muss sich schon fragen, woher wohl permanent Informationen an die Presse lanciert werden und wie lange dies noch akzeptiert werden soll.

Den finanziellen Zuschuss, den wir im Sinne des Rettungskonzeptes zur Verfügung stellen wollen, ist an klare Bedingungen gebunden. Das Geld kommt demnach nur dann zur Auszahlung, wenn sämtliche Bedingungen erfüllt sind und damit klar ist, dass die komplette Sanierung des HCL gelingt. Um zukünftig nicht wieder vor die gleiche Situation zu geraten, sind strukturelle Veränderungen geplant und auch zur Bedingung gemacht. Zukünftige Kontrolle, wie letztlich auch mit dem Geld der Steuerzahler umgegangen wird, ist gewährleistet.

Mit dem heutigen Antrag und dem vermeintlichen Beschluss ist noch nicht klar, ob die Rettung und Sanierung des HCL gelingt. Klar ist zunächst nur, dass die Stadt ihren Teil zur Sanierung erfüllt. Dafür möchte ich hier nochmal werben!
Unterstützen Sie Rettung und strukturellen Neuanfang des HCL! Unterstützen Sie dies aber nicht nur mit dem zur Abstimmung gestellten Alternativvorschlag der Verwaltung, für dessen Erstellung ich mich ausdrücklich bei Herrn Bürgermeister Rosenthal bedanken möchte. Unterstützen Sie dies auch mit Ihrer Zustimmung zum ersten Satz in Punkt 1 des Änderungsantrages, zusätzlich zum dem Zuschuss in Höhe von 200T€ noch weitere 100T€ als Darlehen auszureichen. In Summe sind dies genau die 300T€, die von der Stadt im Rettungskonzept fließen müssen.
Diesen ersten Satz werden wir als Antragsteller hier zur Abstimmung stellen, alle anderen Sätze sind bereits im Verwaltungsstandpunkt aufgegangen und werden von uns zurückgezogen.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

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