Rede von Michael Schmidt zum Antrag „Integration durch Sport“

Rede von Stadtrat Michael Schmidt, sportpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, zum Antrag „Integration durch Sport“ in der Ratsversammlung am 24. August 2016

„Sport has the power to change the world“ sagte Nelson Mandela einmal.

Sport ist ein wichtiges Instrument um das Zusammenleben in einer Gesellschaft zu verbessern. Die meisten von uns hier im Saal treiben Sport und sind oder waren Mitglied in einem Sportverein und sicher können sie mir alle beipflichten, dass Ihnen der Sport neben dem körperlichen Training auch Ausgleich zum Alltagsleben bietet, Abwechslung in Ihr Leben bringt, Ihnen zu körperlichem und seelischem Ausgleich verhilft und ihren Bekannten- und Freundeskreis erweitert. Sport hilft uns allen, uns in unsere Gesellschaft zu integrieren.

So ist es natürlich naheliegend, dass der Sport auch denen hilft, die neu zu uns kommen und ihnen eine Möglichkeit bietet, erste Kontakte zu knüpfen, erste Erfahrungen mit Land, Kultur, Sprache und Leuten zu machen und sich seelisch und körperlich im Gleichgewicht zu halten.
Sport ist nicht nur gesund für Körper und Geist - er ebnet den Weg zur erfolgreichen Integration!
Leipzig ist im Bereich Sport gut aufgestellt, es gibt bei uns viele kleine und große Vereine, die unterschiedliche Sportarten anbieten. Auch die Wichtigkeit des Sports in der aktuellen Debatte um Integration und Zuwanderung ist bei vielen Vereinen bereits präsent. Es existieren bereits Projekte für Geflüchtete, es werden Fußballturniere organisiert, neue Mannschaften gegründet, Feste veranstaltet u.v.m...

Dennoch bleibt das Engagement im Sport bisher oft recht einseitig:

In der Integrationsarbeit sind besonders die gängigen Mannschaftssportarten wie Fußball, Volleyball oder Kampfsport, besonders beliebt, diese passen leider nicht für alle Geflüchteten. An dieser Stelle muss verstärkt der Fokus darauf gerichtet werden auch andere Angebote zu öffnen, um z.B. auch den Geflüchteten Frauen einen besseren Zugang zum Sport zu ermöglichen und geflüchtete Menschen mit Behinderung besser in unser Sportangebot miteinzubeziehen.

Neben den vielen Sportprojekten für Geflüchtet brauchen wir mehr mit Geflüchteten. Anstelle neugegründeter Flüchtlingsmannschaften und Willkommensturnieren, müssen die bestehenden Sportgruppen und Mannschaften noch stärker dazu ermutigt werden sich für neue Sportler aus anderen Ländern zu öffnen. Auf diesem Weg können Vorurteile abgebaut, Sprachbarrieren überwunden und Freundschaften geschlossen werden.

Im Gegenzug müssen bestehende Sportangebote auch für Geflüchtete besser zugänglich gemacht werden. Sie müssen einfach und niedrigschwellig präsentiert werden, Neu-Leipziger zum Mitmachen auffordern und ihnen dabei die Hemmungen nehmen.
Wer sich zum Beispiel über die Internetseite des Stadtsportbunds Leipzig über bestehende Sportangebote informieren möchte stolpert zuerst über die sprachliche Hürde, viel Text, viele Optionen viele Auswahlmöglichkeiten – alle nur auf Deutsch. Sollte er diese erste Hürde geschafft haben wird ihm aber sofort folgendes seltsam aufstoßen: In der Vereinsdatenbank, über die man sich einen passenden Sportverein suchen kann, kann man neben Geschlecht, Alter und Barrierefreiheit auch anklicken „Speziell für Migranten geeignet“ - Wählt man diese Option, kann man schnell feststellen, dass bei manchen Sportarten, das Ergebnisse dann erheblich geringer ausfällt oder sogar „0“ Angebote gefunden werden – das schreckt ab! Und wirkt alles andere als integrierend!

Um den Sport in Leipzig effektiv als Integrationsmittel einsetzen zu können brauchen wir eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Vereinen und Migranten. Anstatt nur neue Projekte zu entwickeln, müssen bereits bestehende Vereine Gruppen und Mannschaften bei ihrer Öffnung für Geflüchtete unterstützt werden. Hierbei muss aber immer nach dem Prinzip des Miteinander mit den Geflüchteten und Migranten gearbeitet werden und nicht nur für Sie. Sportangebote müssen offen und niedrigschwellig präsentiert werden, dabei muss neben den beliebten Mannschaftssportarten auch an Frauensport und Sport für Menschen mit Behinderung gedacht werden.

Wenn wir Sport für alle und mit allen anbieten – dann können wir die Integration unserer neuen Mitbürger um einiges erleichtern und auch selbst an interkulturellen Fähigkeiten reicher werden und die Entwicklung unserer gemeinsamen Stadtgesellschaft vorantreiben.
Doch bei dieser wichtigen Arbeit dürfen wir die Vereine und Sportler nicht allein lassen sondern müssen in einem starken Netzwerk gut organisiert zusammenarbeiten.

Ich möchte mich ausdrücklich bei meinen beiden Kollegen Adam Bednarsky und Christopher Zenker für die konstruktive interfraktionelle Zusammenarbeit bedanken. Die erste Intention meiner Fraktion konnte so zielgerichtet qualifiziert und auf eine breite Basis im Stadtrat ausgerichtet werden. Und ich möchte mich bei der Verwaltung für den Alternativvorschlag bedanken, der unserem Antrag die Zustimmung gibt und einen sinnvollen Weg der Umsetzung aufzeigt. Lassen Sie uns beginnen!

Zurück