Rede von Nuria Silvestre am 31. März 2021 zum Haushaltsantrag "Antrag: Kostenlose Periodenprodukte in öffentlichen Gebäuden"
- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Bürgermeister*innen,
liebe Kolleg*innen,
liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
Menstruation, das ist etwas, über das wir normalerweise nicht sprechen, es ist ein Tabu. In der ganze Welt ist die Monatsblutung häufig mit peinlichem Schweigen und Scham und zum Teil mit Ausgrenzung verbunden. Der 28. Mai wurde deshalb zum "Internationalen Tag der Menstruationshygiene" erklärt.
Pro Jahr geben Frauen für Tampons, Binden, Slipeinlagen, Schmerzmittel und Co. rund 500 € aus. Im Laufe ihres Lebens sind das ca. 30.000 €.
Wir menstruierende Frauen müssen endlich damit anfangen, ein Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen und die “andere Hälfte” sensibilisieren. Frauen und Männer müssen sich darauf einigen, dass nicht alle Toiletten gleich sind und dass es an der Zeit ist, die Komplexität und Tiefe dieses Themas wirklich zu verstehen.
Wir brauchen öffentliche Toiletten, die alles haben, was wir Frauen brauchen, um unsere normalen Körperfunktionen zu erledigen. Denn die Wahrheit ist, dass in Frauentoiletten immer etwas fehlt, und das sind kostenlose Hygieneartikel für die Monatsblutung. Warum sind die so wichtig? Die Menstruation ist keine exakte Wissenschaft, auch wenn manche das vielleicht denken. Ohne diese städtische Hilfe, in öffentlichen Gebäuden, Schulen, Büros, ist die Hälfte der Bevölkerung darauf konditioniert, immer diese Produkte bei sich zu tragen.
Wir tragen keine Klopapierrollen mit uns herum, sagt Nancy Kramer, die Gründerin von “Free The Tampons Foundation” und fragt, wer entschieden hat, dass Klopapier kostenlos ist und Tampons nicht? Papierhandtücher, Seife...? Das ist alles kostenlos. Das finden sicher die 71 Stimmberechtigten in diesem Parlament für notwendig, wieso aber nicht etwas so essentielles wie Hygieneartikel für die Monatsblutung?
Viele Länder verteilen bereits kostenlos Tampons und Binden an Schulen oder Universitäten. Schottland hat ein Gesetz beschlossen, das den freien Zugang zu Menstruationsartikeln garantiert.
Leipzig könnte die erste Stadt in Deutschland sein und hier mit ihren öffentlichen Gebäuden eine Vorbildfunktion einnehmen.
Gleichzeitig können in 2021/2022 wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen werden, mit deren Hilfe die Bereitstellung kostenloser Menstruationsprodukte in späteren Jahren ausgeweitet werden können.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass dies immer auch ein sozialer Aspekt ist. Es gibt leider menstruierende Frauen und Mädchen, die sich aus finanzieller Not keine Periodenprodukte leisten können. Diese sind von der sozialen Teilhabe ausgeschlossen, können mitunter nicht die Schule besuchen oder dem Beruf nachgehen.
Und diejenigen, die denken, dass dies eine außergewöhnliche finanzielle Ausgabe ist, möchte ich zwei Sachen sagen. Erstens ist dies ein “Menschen-” bzw. Frauenrecht und zweitens stellen Sie sich vor öffentliche Toiletten ohne Toilettenpapier, Wasser oder Seife zu benutzen. Dann sehen Sie, wie sie sich dabei fühlen und ob sie es immer noch als eine unnötige Investition betrachten.
Menstruation ist kein Luxus, stimmen Sie daher bitte unserem Antrag zu.
Vielen Dank!