Rede von Sylvia Herbst-Weckel am 12. März 2025 zum Antrag "Öffnung von Schulhöfen für die Öffentlichkeit außerhalb der Schulzeiten"

- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Oberbürgermeister, werte Bürgermeister*innen, liebe Kolleg*innen, Zuschauer und Gäste,
erinnern Sie sich noch an Ihre Kindheit? An die Nachmittage, an denen Sie mit Freund*innen draußen gespielt haben? Für viele von uns waren das prägende Erlebnisse. Die Realität, die unsere Kinder heute erleben, ist eine andere als früher: Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, und es gibt immer weniger Möglichkeiten, sich draußen zu bewegen.
Gleichzeitig gibt es in unserer Stadt immer weniger freie Flächen. Es ist besorgniserregend, dass jedes fünfte Kind in Deutschland übergewichtig ist. Das darf uns nicht egal sein. Wir haben in unserer Stadt einen wahren Schatz, der nur darauf wartet, von uns genutzt zu werden: unsere Schulhöfe. Große Flächen, die nachmittags, an Wochenenden und in den Ferien leer stehen – während Familien in manchen Vierteln verzweifelt nach Spielmöglichkeiten für ihre Kinder suchen.
Besonders für Kinder aus Familien mit wenig eigenem Wohnraum oder ohne Garten sind offene Schulhöfe ein Geschenk. Sie bieten kostenfreie Bewegungsmöglichkeiten direkt in der Nachbarschaft. Genau hier setzt unser Konzept der "Offenen Schulhöfe" an. Es ist ein Paradebeispiel für gute Politik: nachhaltig, sozial gerecht und zukunftsorientiert.
Mit den vorgesehenen 150.000 Euro jährlich können etwa 10 weitere Schulhöfe geöffnet werden. Diese Investition ist gut angelegt, denn sie bringt mehrfachen Nutzen: Wir nutzen vorhandene Ressourcen effizienter. Statt neue Flächen zu versiegeln, öffnen wir bereits existierende Räume. Das ist nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch ökologisch verantwortungsvoll. Jeder Quadratmeter, den wir mehrfach nutzen, ist ein Gewinn für unser Stadtklima.
Wir schaffen zusätzliche Begegnungs- und Spielorte, welche die öffentlichen Angebote ergänzen. Wir fördern die Gesundheit unserer Kinder. In einer Zeit, in der Bewegungsmangel zu den größten Gesundheitsrisiken zählt, schaffen wir zusätzliche Möglichkeiten für Sport und Spiel im Freien – kostenlos und wohnortnah. Das ist aktive Gesundheitsvorsorge und ein Beitrag zur Chancengleichheit, denn diese Angebote stehen allen Kindern offen.
Wir stärken den sozialen Zusammenhalt in unseren Quartieren. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung brauchen wir solche Orte des Miteinanders. Natürlich gibt es auch Bedenken. Was ist mit Lärmbelästigung oder möglichem Vandalismus? Diese Sorgen nehmen wir ernst. Deshalb sieht unser Konzept klare Öffnungszeiten vor und beinhaltet auch Mittel für Aufsichtspersonal und bauliche Anpassungen, wo nötig. Die Erfahrungen aus anderen Städten zeigen: Wo Schulhöfe belebt sind, gibt es weniger Vandalismus, nicht mehr.
Die Resonanz ist gut: Kinder spielen Basketball, Eltern tauschen sich aus, Großeltern finden schattige Plätze zum Ausruhen. Der Schulhof ist zu einem lebendigen Treffpunkt geworden. Nach einem Jahr wollen wir das Konzept evaluieren und gemeinsam mit den Anwohnern und Schulen weiterentwickeln. Offene Schulhöfe sind ein Symbol für eine Stadt, die ihre Ressourcen klug nutzt, die in die Gesundheit ihrer Kinder investiert und die Gemeinschaft fördert.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Kinder wieder mehr Raum zum Spielen haben, dass unsere Quartiere lebendiger werden und dass wir als Gemeinschaft zusammenwachsen. Bitte stimmen Sie für den Haushaltsantrag!
Vielen Dank!