Rede von Sylvia Herbst-Weckel am 20. März 2025 zum Antrag "Mitgliedschaft der Stadt Leipzig beim Deutschen Fluglärmdienst e. V. (DFLD) aufgrund Anschaffung und Installation von drei Fluglärmmessstationen"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister (1. Bürgermeister), werte Bürgermeister*innen, liebe Kolleg*innen, Zuschauer und Gäste,

wenn um drei Uhr morgens ein Frachtflugzeug über Lindenthal donnert, dann ist das keine Statistik – das ist gelebter Alltag für viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir haben mit Anwohnerinnen und Anwohnern in Lindenthal gesprochen, die uns berichteten, wie sie nachts regelmäßig aus dem Schlaf gerissen werden. Aber was können wir diesen Menschen antworten, wenn sie uns fragen, wie laut es tatsächlich ist? Und welche Auswirkungen hat dieser Lärm auf unsere Gesundheit, unsere Lebensqualität und unsere Umwelt?

Bislang mussten wir sagen: "Wir wissen es nicht genau." Diese Fragen können wir dann mit verlässlichen Daten beantworten. Und genau darum geht es heute bei unserem Beschluss über die Zusammenarbeit mit einer Mitgliedschaft der Stadt Leipzig beim Deutschen Fluglärmdienst e. V. aufgrund der Anschaffung und Installation von drei Fluglärmmessstationen. Warum ist dieser Schritt so wichtig? Transparenz schafft Vertrauen. Wenn wir Fluglärm messen und die Daten öffentlich zugänglich machen, geben wir den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich auf Basis von Fakten an der Diskussion zu beteiligen. Jeder kann dann auf die Minute genau nachvollziehen, wann und wie stark die Lärmbelastung war.

Die Mitgliedschaft beim Deutschen Fluglärmdienst e. V. ist nicht nur fachlich sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich. Wir erhalten eine professionelle Auswertung und anschauliche Darstellung der Messergebnisse zu überschaubaren Kosten. Das ist verantwortungsvoller Umgang mit öffentlichen Mitteln. Mit den kontinuierlichen Messungen können wir Veränderungen und Trends erkennen. Wenn sich die Situation verschlechtert, können wir frühzeitig handeln – sei es durch Gespräche mit dem Flughafen oder durch politische Initiativen. Natürlich – und das möchte ich klar betonen – haben diese Messungen einen orientierenden Charakter. Sie sind kein Allheilmittel gegen Fluglärm.

Aber sie sind ein notwendiger erster Schritt, um das Problem überhaupt fassbar zu machen. Lärmschutz ist Gesundheitsschutz. Die Alternative wäre, dass wir als Stadt selbst ein System zur Auswertung der Messdaten aufbauen müssten. Allein für die notwendigen Radardaten der Deutschen Flugsicherung würden jährlich mindestens 20.000 Euro anfallen – von den technischen und personellen Ressourcen ganz zu schweigen. In Zeiten knapper Kassen wäre es unverantwortlich, diese Expertise nicht zu nutzen.

Wir begrüßen es somit sehr, dass die Stadt Leipzig Fördermitglied beim Deutschen Fluglärmdienst e. V. wird. Die drei Fluglärmmessstationen, die wir bereits betreiben, sind nur so gut wie die Auswertung ihrer Daten. Ohne eine professionelle Analyse, ohne die automatische Zuordnung von Flugereignissen, bleiben diese Stationen weit unter ihrem Potenzial.

Vielen Dank.

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