Rede von Sylvia Herbst-Weckel am 20. März 2025 zum Antrag "Schulbaustrategie - 1. Fortschreibung"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister (1. Bürgermeister), werte Bürgermeister*innen, liebe Kolleg*innen, Zuschauer und Gäste,

Schulen sind mehr als nur Gebäude. Sie sind Orte, an denen Zukunft gestaltet wird, an denen junge Menschen zu kritischen, engagierten Bürger*innen heranwachsen. Die Qualität dieser Orte entscheidet mit darüber, wie gut dieser Prozess gelingt. Und genau deshalb stehen wir heute hier – weil wir für die Kinder unserer Stadt bessere Lernbedingungen schaffen wollen und müssen. Einige von uns haben sich die Schulen in unserer Stadt angesehen und waren über die Bedingungen vor Ort zurecht erschüttert. Diese Realität ist nicht nur alarmierend, sie ist schlichtweg inakzeptabel und wir dürfen das nicht ignorieren. Wir verstehen die Kritik und die berechtigten Einwände zur Schulbaustrategie.

Ja, es gibt viele Herausforderungen und auch teilweise offene Fragen. Aber lassen Sie mich eines klarstellen: Wir können es uns auch nicht leisten, weiter zu warten. Jeder Tag des Zögerns ist ein Tag, an dem wir unseren Kindern und Lehrer*innen Chancen nehmen. Leipzig steht vor der großen Herausforderung, dass rund die Hälfte unserer Schulgebäude teil- oder unsaniert sind. Das ist nicht nur eine Zahl, es sind Orte, an denen unsere Kinder lernen, wachsen und sich entwickeln sollen. Orte, die sicher, inspirierend und zukunftsfähig sein müssen.

Wir brauchen den Dialog mit Eltern, Lehrer*innen und Schülern*innen. Wir brauchen Ihre Ideen, Ihre Kritik und Ihre Unterstützung. Unsere geeinte Vorstellung ist klar: Wir wollen möglichst gleich gute Betreuungs-, Lern- und Lehrbedingungen an allen kommunalen Standorten schaffen. Das bedeutet moderne Gebäude, in denen sich Schüler*innen und Lehrer*innen gleichermaßen wohlfühlen und ihr volles Potenzial entfalten können. Bildung soll nicht als Pflicht, sondern als Tür zu neuen Möglichkeiten empfunden werden.

Moderne, vielfältige Schulen machen Leipzig attraktiv – für Familien, die hier leben wollen, und für Unternehmen, die qualifizierte Fachkräfte suchen. Die jährliche Fortschreibung der Strategie ist unerlässlich. Nur so kann flexibel auf Veränderungen reagiert und sichergestellt werden, dass die Planungen stets aktuell und bedarfsgerecht sind. Die neuesten demografischen Entwicklungen wurden wieder mit berücksichtigt. Unsere Stadt wächst, und mit ihr der Bedarf an modernen, gut ausgestatteten Schulen.

Die Schulbaustrategie ist ein unverzichtbares Steuerungsinstrument. Sie hilft uns, Prioritäten zu setzen, Ressourcen effizient einzusetzen und langfristig zu planen. Somit können Abhängigkeiten zwischen einzelnen Maßnahmen erkannt und transparent gemacht werden. Wenn Schulen saniert oder neu gebaut werden, dann nach modernsten ökologischen Standards. Das bedeutet energieeffiziente Gebäude mit guter Wärmedämmung, intelligenten Lüftungssystemen und wo möglich mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern.

Gleichzeitig werden Räume geschaffen, die inklusives Lernen ermöglichen – mit flexiblen Raumkonzepten, Barrierefreiheit und digitaler Infrastruktur. Die Zahlen der Bevölkerungsvorausschätzung zeigen uns deutlich: Wir stehen vor demografischen Schwankungen. Bis 2031 erwarten wir einen Rückgang der Grundschulkinder um 16,5 Prozent, während die Zahl der Schüler*innen an weiterführenden Schulen zunächst steigt und dann ebenfalls sinkt. Darauf muss mit einem durchdachten Konzept und nicht mit kurzfristigen Notlösungen reagiert werden. Weiter setzen wir auf Flexibilität und Zukunftsfähigkeit.

Mit dem Konzept der Auslagerungsschulen in Modulbauweise schaffen wir ein intelligentes System, das sich an verändernde Bedarfe anpassen kann. Diese Schulen dienen als zentrale Ausweichquartiere während Sanierungen, können aber bei Bedarf auch zusätzliche Kapazitäten bereitstellen. Besonders an den Gymnasien und Oberschulen, wo bis mindestens 2032 mit Überbelegung zu rechnen ist, ist diese Flexibilität entscheidend.

So können alle schnell reagieren, ohne in teure Bauten über dem Bedarf zu investieren, die später möglicherweise leer stehen. Ich bitte Sie: Stimmen Sie für die Fortschreibung der Schulbaustrategie. Nicht für uns, nicht für abstrakte Zahlen und Pläne – sondern für die Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt, die ein Recht auf gute Lernbedingungen haben.

Für die Lehrkräfte, die täglich ihr Bestes geben und dafür angemessene Arbeitsbedingungen verdienen. Und für ein Leipzig, das Bildung wirklich zur Priorität macht.


Vielen Dank.

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