Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Oberbürgermeister (1. Bürgermeister), werte Bürgermeister*innen, liebe Kolleg*innen, Zuschauer und Gäste,

stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem lauen Sommerabend in Ihrem Garten, genießen die Ruhe und plötzlich donnert alle paar Minuten ein Flugzeug über Ihr Haus. Für viele Leipziger ist dies keine Vorstellung, sondern bittere Realität. Der geplante Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle droht, diese Situation noch zu verschärfen.

Der Flughafen ist nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Er zeigt uns, wie komplex die Herausforderungen sind, vor denen wir als Gemeinschaft stehen. Einerseits haben wir einen bedeutenden Wirtschaftsmotor mit vielen Arbeitsplätzen, andererseits stehen wir vor der Aufgabe, die Belastungen für Mensch und Umwelt in Grenzen zu halten.

Ja, einige unserer Forderungen wurden im Planfeststellungsbeschluss aufgenommen. Das zeigt, dass sich unser Engagement lohnt. Wir dürfen uns damit aber nicht zufriedengeben. Wir müssen aufmerksam bleiben und uns für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen, die sowohl den Menschen als auch der Umwelt dient. Wir können und dürfen die Gesundheit und Lebensqualität unserer Bürger*innen nicht dem Wachstum des Flughafens opfern. Jeder Mensch hat ein Recht auf Ruhe und Erholung – vor allem nachts. Dieser Beschluss ist mehr als nur ein bürokratisches Dokument – er ist eine potenzielle Gefahr für unsere Lebensqualität und unsere Umwelt.
Lassen Sie uns gemeinsam eine Vision entwickeln – eine Vision von einer Stadt, in der Infrastrukturprojekte im Einklang mit Natur und Mensch stehen. Eine Stadt, in der wir nicht zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und Umweltschutz wählen müssen, sondern beides harmonisch verbinden.

Besonders besorgniserregend sind die möglichen Auswirkungen auf unser wertvolles Leipziger Auensystem. Dieses einzigartige Ökosystem ist nicht nur Heimat zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, sondern auch ein wichtiger Erholungsraum für uns alle.

Liebe Kolleg*innen, es geht hier um mehr als nur Paragrafen und Dezibel. Wir müssen einen Weg finden, der wirtschaftliches Wachstum ermöglicht, ohne die Lebensqualität der Anwohner*innen zu beeinträchtigen. Dies erfordert einen ausgewogenen Ansatz, bei dem wir die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. Lassen Sie mich betonen: Wir erkennen die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens an. Gleichwohl nehmen wir die Sorgen der Betroffenen ernst. Unser Ziel muss es sein, eine Balance zu finden zwischen Entwicklung und Schutz, zwischen Fortschritt und Lebensqualität.

Lasst uns gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die allen dient. Stellen wir uns einen Flughafen vor, der nicht nur wirtschaftlich erfolgreich ist, sondern auch Vorbild für nachhaltiges Wachstum und wir sorgen dafür, dass Leipzig nicht nur wächst, sondern auch lebenswert bleibt.

Wir stehen an einem Wendepunkt. Die Entscheidungen, die wir heute treffen, werden das Gesicht unserer Stadt für Generationen prägen. Lassen Sie uns mutig sein, lassen Sie uns kritisch sein, und lassen Sie uns vor allem gemeinsam für eine lebenswerte und umweltfreundliche Zukunft unserer Stadt kämpfen.
Ja, es wurden einige unserer Forderungen berücksichtigt. Der Ausschluss besonders lauter Flugzeuge und Verbesserungen beim Bodenlärm sind wichtige Schritte. Aber leider bleiben viele zentrale Punkte auf der Strecke. Die Neuberechnung des Nachtschutzgebiets? Abgelehnt. Eine gleichmäßigere Verteilung des Fluglärms? Nicht umgesetzt.

Besonders enttäuschend ist, dass zentrale Naturschutzbelange nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Wir sprechen hier von wertvollen Lebensräumen für bedrohte Arten, die unwiederbringlich verloren gehen könnten. Nun mag manch einer einwenden: "Als Stadt steht uns keine direkte Klagebefugnis zu“, das stimmt, rechtlich sind uns vielleicht die Hände gebunden.

Lassen Sie uns gemeinsam den Weg des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit gehen. Unterstützen Sie die Forderung nach einem umfassenden Umweltverträglichkeitsgutachten. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Entscheidungen auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und im Einklang mit dem Schutz unserer wertvollen Natur stehen.

Wir haben eine moralische Verpflichtung, für die Interessen unserer Bürger*innen einzustehen! Wir werden nicht lockerlassen und alle politischen und öffentlichen Kanäle nutzen, um Verbesserungen zu erreichen. Für einen wirksamen Lärmschutz, für den Erhalt unserer Natur, für Ihre Lebensqualität. Lassen Sie uns gemeinsam die Stimme erheben - für ein lebenswertes Leipzig, in dem wirtschaftliche Interessen und Bürgerwohl in Einklang stehen.
Vielen Dank!

Hier gehts zum Antrag "Die Stadt Leipzig erhebt Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss der Landesdirektion zum Ausbau des Flughafen Leipzig/Halle"