Rede von Tobias Peter am 25. Juni 2025 zur Vorlage "Neues Technisches Rathaus in der Prager Straße 20-28: Variantenvergleich und Empfehlung Rohbauerhalt"

Foto: Martin Jehnichen

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Beigeordnete, liebe Gäste,
vor einem reichlichen Jahr haben wir den Ankauf des Alten Technischen Rathauses in der Prager Straße beschlossen. Uns hatte damals die Chance des Technischen Rathauses begeistert, weil wir damit von Anfang den Erhalt des dortigen Rohbaus verbunden haben. So ging es vielen Leipziger*innen. Denn sie haben Erinnerungen an diesen Bau, aus DDR-Zeiten, aus der Nachwendezeit, ich selbst war dort noch in der KfZ-Zulassungsstelle. Viele sagen, Mensch, das braucht man doch nur fertigbauen. Deshalb gab es viele begeisterte Rückmeldungen, dass wir hier das vorhandene Gebäude nutzen.

Und umso entgeisterter waren sie, als sie vom Stadtratsbeschluss erfahren haben, das der Rohbau abgerissen werden soll. Selten war das Unverständnis über einen Ratsbeschluss in den letzten Jahren so groß und das zu Recht. Wir haben damals sehr intensiv diskutiert und wir haben uns als Grüne Fraktion dafür eingesetzt, diesen Abriss nicht zu beschließen. Wir haben uns mit einem Änderungsantrag dafür eingesetzt, noch einmal intensiv zu prüfen, ob ein Erhalt wirtschaftlich und statisch möglich ist.

Denn es war bekannt, dass ein Abriss eklatant gegen die Leipziger Klimaziele verstößt, weil damit die Graue Energie von 13.400 Tonnen CO2 über die Wupper geht.

Denn es war bekannt, dass die damaligen Untersuchungen aufgrund des Zeitdrucks bestenfalls überschlägig sind.
Es war bereits damals bekannt, dass es gute Beispiele wie die Esso-Häuser in Hamburg der die Zentrale des Deutschen Alpenvereins in München gibt, die zeigen, dass eine Nachnutzung des Betonskellets möglich ist.
Und dennoch hat die Verwaltung und eine deutliche Mehrheit des Rats vehement auf dem Abriss beharrt. Das war ein Fehler.

Heute wissen wir, dass uns ein Beschluss dieses Änderungsantrags sowohl Zeit als auch Geld gespart hätte. Nicht nur viele Bürgerinnen und Bürger, auch die Architektenszene hat bundesweit über den Abrissbeschluss den Kopf geschüttelt. Es ist engagierten Leipziger Architekten zu verdanken, dass sie sich anschließend intensiv mit dem Projekt auseinandergesetzt und detailliert aufgezeigt haben, dass nicht nur ein Erhalt möglich ist, sondern auch eine Verwaltungsnutzung und das zu deutlich niedrigeren Kosten als im Neubau. Dafür einen ganz herzlichen Dank an die Kolleginnen und Kollegen aus der Architektenschaft!

Wir haben mit dem vorliegenden Antrag diese fundierte Analyse aufgegriffen und einen Stopp des Abrisses und den Erhalt des Alten Technischen Rathaus gefordert. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Antrag heute zurückziehen können, weil die Verwaltung eine Vorlage zur Abstimmung stellt, mit der die Weichen für den Erhalt gestellt werden.
Ich danke insbesondere Baubürgermeister Dienberg und dem Referat Verwaltungsunterbringung, dass sie sich im Sinne der lernenden Verwaltung der fachlichen Kritik gestellt haben, ins Gespräch gegangen sind und sich auf den Weg gemacht haben, diesen Beschluss zu korrigieren. Diese Haltung können wir uns auch für andere Prozesse abschauen, auch wenn es sicher besser ist, gleich die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Mit der Vorlage der Verwaltung stellen wir die Weichen für den Erhalt des Alten Technischen Rathauses. Die Analyse der Architekten, aber auch die Aussagen der am letzten Umbau beteiligten Statiker haben eindrucksvoll gezeigt, dass das Rohbauskellet – das im übrigen seit dem begonnen Umbau zu einem Drittel neu - ohne weiteres für eine Verwaltungsunterbringung geeignet ist. Worauf es in der weiteren Planung ankommt, ist ein kluger Umgang mit der vorhandenen Struktur, um möglichst teure statische Eingriffe zu vermeiden. Dieser kluge Umgang mit dem Bestand ist das, was wir Umbaukultur nennen, eine spannende Herausforderung für jede Architektin und jeden Architekten.
Mit diesem Beschluss sparen wir bares Geld, nicht nur mit dem vermiedenen Abriss, sondern auch mit Erhalt statt Neubau. Das ist angesichts knapper öffentlicher Mittel wichtiger denn je. Wir haben mit unserem Änderungsantrag gefordert, dass wir hier exemplarisch im Sinne des kostengünstigen Bauens und des kostengünstigen und nachhaltigen Betriebs die Prinzipien des Gebäudetyps E anwenden und auf möglichst wenig aufwendige Gebäudetechnik im Sinne des Low Tech Ansatzes setzen. Denn es gibt längst Beispiele für kluge bauliche Lösungen, um Kühle im Sommer und energetisch sparsame Wärme im Winter zu ermöglichen. Wir freuen uns, dass die Verwaltung dies in den weiteren Planungen aufnehmen will.

Und wir fordern, dass in einem Werkstattverfahren bereits frühzeitig das Nutzungsprofil geklärt wird. Denn je konkreter wir wissen, was wir wollen, desto präziser können wir die Auslobung des Wettbewerbs fassen und müssen dann nicht mit einem Wettbewerbsergebnis leben, das uns zu Kompromissen zwingt.

Liebe Kolleginnen,
mit dem Umbau des Alten Technischen Rathaus können wir ein Zeichen für innovative Umbaukultur setzen. Hier kann ein wegweisender Bau entstehen, der zeigt, dass der Erhalt eines Rohbaus mit zeitgemäßer Verwaltungsnutzung und neuen Arbeitswelten wunderbar zusammengeht. Ich bin froh, dass wir uns trotz der zahlreichen Änderungsanträge in der Neufassung der Vorlage zusammenfinden. Lassen Sie uns hier einen wichtigen Schritt für den Erhalt des Technischen Rathauses, ein Zeichen den Erhalt Grauer Energie und Klimaschutz, ein Zeichen für Umbaukultur in unserer Stadt setzen.

Vielen Dank!

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