Redebeitrag von Stadtrat Michael Schmidt zum Antrag der Stadträte Bednarsky, Zenker und Schmidt „Fair produzierte und gehandelte Sportbälle im Schulsport verwenden“

Redebeitrag von Stadtrat Michael Schmidt in der Ratsversammlung vom 14. Dezember 2016 zum Antrag der Stadträte Bednarsky, Zenker und Schmidt „Fair produzierte und gehandelte Sportbälle im Schulsport verwenden“

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte,
liebe Gäste,

Fairness im Sport, ob Handball, Volleyball, Basketball oder eben Fußball – Fairplay beginnt schon mit dem Spielgerät – dem Ball.

Über 80 % aller Fußbälle weltweit kommen aus Pakistan. In Sialkot, einer ärmlichen Region im Norden Pakistans arbeiten 40.000 Menschen in der Fußball-Industrie und fertigen jährlich etwa 40-60 Mio. handgenähte Fußbälle. Bezahlt werden die Näherinnen und Näher nicht für ihre Arbeitszeit, sondern für die Anzahl der genähten Bälle, häufig deutlich unter den gesetzlichen Mindestlöhnen.

Daraus folgt, dass viele 12 h täglich, auch an den Wochenenden, arbeiten müssen, um das Familieneinkommen zu erwirtschaften. Aufgrund dieser ausbeuterischen Verhältnisse sind viele Familien gezwungen, auch ihre Kinder arbeiten zu lassen. Es ist unsere Verantwortung daran etwas zu ändern.

Fairtrade bedeutet höhere ökologische und soziale Standards.
Fairtrade sichert den Näherinnen und Nähern einen gesetzlichen Mindestlohn, der ihnen ermöglicht, auch Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.
Fairtrade sichert Familien vor Kinderarbeit, auch vor armutsbedingter Notwendigkeit der illegalen Kinderarbeit.
Fairtrade schafft bessere Arbeitsbedingungen in den Fabriken und Nähereien,
Und Fairtrade verbietet die Diskriminierung von Frauen.

Der Anteil fair gehandelter Bälle ist auf dem Weltmarkt im Vergleich zu herkömmlich hergestellten Bällen noch verschwindend gering. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, die Entwicklung, die im Zuge der Globalisierung und Industrialisierung einhergegangen ist, ein Stück weit zu korrigieren und in vernünftigere Bahnen zu lenken. Dazu bieten wir heute diesen Beschluss an.

De Stadt München hat es vorgemacht, sie ist bereits vor mehreren Jahren im Bereich der Beschaffung von Fußbällen dem Fairtrade-Gedanken gefolgt und kauft die notwendigen Bälle zu vernünftigen Preisen.

Leipzig ist Fairtrade-Town – ich möchte mich an dieser Stelle bei der Steuerungsgruppe Fairtrade-Town bedanken, die mit guten und innovativen Ideen den Fairtrade-Gedanken in Leipzig seit Jahren mit Leben erfüllen, die tolle Aktionen organisieren und auf die Themen aufmerksam machen und sensibilisieren. So kommt die Anregung für diesen Antrag auch aus der Steuerungsgruppe.

Im Rahmen des Sportprogrammes 2016-24 hat sich die Verwaltung auch dem Gedanken des Fairen Handels bei der Beschaffung von Kleinsportgeräten verpflichtet und wird auf die Vereine einwirken, sich diesem Gedanken anzuschließen. Unter Beweis hat das Sportamt dies erst vor zwei Wochen gestellt, als zahlreiche fair gehandelte Fußbälle an den Leipziger Fußballverband übergeben wurden. Vielen Dank dafür!

Meine Kollegen Christopher Zenker, Adam Bednarsky und ich möchten uns bei der Verwaltung für die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Antrag bedanken. Wir nehmen zur Kenntnis, dass bestehende Verträge im Bereich der Beschaffung schulischer Bälle eine Umstellung erst ab 2018 ermöglichen.

Wir möchten deshalb heute den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung stellen.
Zum Antrag des Jugendparlaments kann ich sagen, dass wir diesen Gedanken gern als Zusatz übernehmen werden. Wie die Jugendlichen schon im eigenen Antrag richtigerweise ausgeführt haben, ist dies vom Prinzip her schon heute gängige Praxis, es werden schon heute kaum mehr Bälle aus tierischem Leder hergestellt, sondern bestehen aus Polyuretan.

Die chemische Formel wurde uns im Sportausschuss von Frau Hollick angeboten – daran sehen Sie, wir haben uns wirklich intensiv mit der Thematik beschäftigt...

In diesem Sinne – Kein Sport ohne Fairplay – keine Bälle ohne Fairtrade!

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