Rückführungsmanagement ‚NeuStart‘ im ASD voller Erfolg – aber erst der Anfang

Foto: Martin Jehnichen

Pressemitteilung vom 5. Februar 2024

Im April 2021 beschloss der Stadtrat auf Initiative der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bestehende Prozesse, Verfahrensabläufe sowie Fachstandards im Allgemeinen Sozialdienst, für den Bereich Hilfen zur Erziehung sowie angrenzende Leistungen im Amt für Jugend und Familie zu begutachten und notwendige Veränderungsprozesse einzuleiten. Zudem wurde beschlossen, die Fachstandards für Hilfen zur Erziehung zu überarbeiten. Eines der formulierten Ziele waren zudem, dass ein Rückführungsmanagement etabliert werden soll, welches mit sehr viel stärkerem sozialpädagogischen Bezug darauf abzielt, die Voraussetzungen zu schaffen, um Kinder aus einer stationären Heimunterbringung wieder in ihre Familie zurückzuführen. Mit dem Stellenplanbeschluss wurden dann auch im ASD drei Stellen für ein ‚Projekt Rückführung‘ im ASD vom Stadtrat beschlossen, eine Umsetzung ließ jedoch bis 2023 auf sich warten. Eine erste Teilevaluation wurde im Dezember 2023 dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

Michael Schmidt, jugendpolitischer Sprecher und stv. Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses:

„Das Projekt ‚NeuStart‘ steht symbolisch für einen längst überfälligen Veränderungsprozess in der sozialen Arbeit des ASD. Über viele Jahre hinweg wurden Kinder aus unterschiedlichsten Gründen aus ihren Familien in Obhut genommen und teils über Jahre in Heimunterbringung belassen. Ein häufig auf Dauer angelegter Zustand, der billigend in Kauf genommen wurde, um keine Doppelhilfen zuzulassen, statt sich um die Ursachen und deren Behebung zu bemühen. Defizite in den Herkunftsfamilien wurden über Jahre außer Acht gelassen, statt eine Hilfestellung zur Wiederherstellung der Erziehungsgrundlage zu bieten. Das Projekt NeuStart steht exemplarisch für den Kulturwandel in der Arbeit des ASD, den der Jugendhilfeausschuss über Jahre eingefordert und der durch den Wechsel in der Amts- und Abteilungsleitung eingeleitet werden konnte.“

Mit sozialpädagogischer Kinder- und Familiendiagnostik, einer gemeinsam mit der Familie erarbeiteten Strategie zur gelingenden Kindesrückführung unter Einbeziehung und Aktivierung sozialer und institutioneller Netzwerke und der gemeinsamen Erarbeitung von Lösungsideen und -strategien und im Zuge der Rückführung installierten Unterstützungsangeboten zur Nachsorge und Stabilisierung gelingen so immer mehr Zusammenführungen von Familien und ihren teils über Jahre in stationären Hilfen lebenden Kindern.

Michael Schmidt: „Die Zahlen sprechen schon nach einem halben Jahr absolut für sich. Bis November konnten bereits 20 Kinder nach Hause entlassen werden, seitdem sind weitere dazu gekommen. All diese Fälle sparen der Stadt nicht nur Millionen Euro an Mehrausgaben im Bereich Hilfen zur Erziehung, sie sind allen voran alles Einzelschicksale, deren Herzenswunsch nach Wiederzusammenführung sich durch das Projekt endlich erfüllt. Die beiden Mitarbeitenden im Projekt stehen mit Herzblut genau für diesen Kulturwandel und Erfolg. Das Projekt zeigt schon nach wenigen Monaten sehr deutlich, wozu gute und akribische sozialpädagogische Arbeit imstande sein kann, wenn sie auf Augenhöhe mit den Familien stattfindet, wenn Familien im Fokus stehen, sie ernst genommen und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe sowie Strategien zur Lösungsfindung an die Hand gegeben werden. Und es zeigt auch - das muss man auch deutlich sagen - was möglich ist, wenn sich der ASD von den im Bereich Hilfen zur Erziehung tätigen Trägern emanzipiert. Viel zu lang nämlich wurde eine Nähe zwischen Hilfesteuerung und Leistungserbringung geduldet, obwohl eine professionelle Distanz essenziell ist, um eine unabhängige und professionelle Entscheidungen im Sinne von Kind und Familie zu gewährleisten.“

Auf Nachfrage wurde erklärt, dass das Projekt über die eigentlich geplante Projektlaufzeit von zwei Jahren hinaus nicht verlängert werden, sondern die Erkenntnisse und Erfahrungen in die alltägliche Arbeit des ASD einfließen und etabliert werden soll. Hierzu sind u.a. verpflichtende Weiterbildungen geplant.    

„Das ist zwar nachvollziehbar, ich erwarte dennoch, dass diese Projektstruktur so lange arbeitsfähig und sichtbar bleibt, bis sich die sozialpädagogische Arbeit des ASD in allen Sozialbezirken in diesem Sinne etabliert und verstetigt hat. Bis das Projekt beginnen konnte, hat es viel zu lang gedauert, nach wie vor sind nur zwei der drei Stellen tatsächlich besetzt und die Fallzahlen auf einem Niveau unterhalb der Auslastung. Noch immer ist es nicht selbstverständlich, dass bei einer Inobhutnahme vom ersten Tag an gemeinsam mit der Familie am Ziel der Ursachenbehebung und Kindesrückführung gearbeitet wird. Hierzu ist auch die Überarbeitung der Fachstandards grundlegend notwendig, die uns seit mehreren Jahren angekündigt wird, und die im Laufe des Jahres 2024 beschlossen werden soll. Insofern erwarte ich auch, dass das Projekt schnellstmöglich voll arbeitsfähig wird und bis zumindest Ende 2026 fortgeführt wird“, so Michael Schmidt abschließend.

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