Schulabbrecher (Anfrage 720/12)

Anfrage zur Ratsversammlung vom 22.11.2012

Die Stadt Leipzig hat im Freistaat Sachsen die höchste Schulabbrecherquote. Erstaunlicherweise ist dieses Thema in den Bildungspolitischen Leitlinien kein ausgewiesenes eigenes Ziel, sondern ein Bestandteil von Leitlinie 1 – „Menschen in allen Bildungsphasen fördern und stärken.“

  1. Liegen der Stadtverwaltung Gründe für die hohe Schulabbrecherquote vor?
  2. Wie ordnet sich diese Quote deutschlandweit ein?
  3. Wie wirkt sich dies auf die Ausbildungschancen aus?
  4. Nutzt die Stadt ihre Einflussmöglichkeiten und in welcher Form?
  5. Wie ist der Erfolg diese Maßnahmen zu bewerten?

Die Antwort der Verwaltung in der Ratsversammlung hier als Protokollauszug:

Bürgermeister Prof. Dr. Fabian antwortet, für die hohe Abbrecherquote gebe es statistische und demografische Gründe. So bleibe bei derzeit noch sinkender Zahl der Absolventen und Absolventinnen die Zahl der Förderschüler stabil. Seit 2004 verlasse jährlich mehr als die Hälfte der Förderschüler die Schule ohne Hauptschulabschluss. Sozialräumliche Unterschiede in der Abbrecherquote an Leipziger Mittelschulen zeigten, dass der sozioökonomische Status einen Einfluss auf die Schulabbrecherquote habe.

Leipzigs Schulabbrecherquote liege deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Bei der Betrachtung der Schulabbrecherquoten seien die Unterschiede zwischen den Bildungssystemen der Bundesländer zu berücksichtigen.

Der Schulabbruch wirke sich sehr nachteilig auf die Chancen auf einen Ausbildungsplatz aus. Die Erfolgsquoten bei Maßnahmen des Übergangssystems wie dem Berufsvorbereitenden Jahr lägen bei unter 50 %. Nur wenige Jugendliche aus dem Übergangssystem nähmen anschließend eine Ausbildung auf.

Die Stadt Leipzig fördere Schulverweigerungsprojekte und finanziere Schulsozialarbeit insbesondere an Mittelschulen. Der neue Teilfachplan Kinder- und Jugendförderung sehe vor, die Schulsozialarbeit in den Kerngebieten der einzelnen Planungsräume auch an Grundschulen zu stärken. Darüber hinaus würden im Rahmen des Programms „Lernen vor Ort“ Konzepte zur Verringerung von Schulabbrecherraten erarbeitet. Zum Teil lägen sie schon vor. Zudem gebe es einen engen Austausch mit der Sächsischen Bildungsagentur zum Thema Schulabbruch und Schulpflichtverletzungen im Rahmen der intensiven Zusammenarbeit.

In dem Modellprojekt „Jeder Absolvent mit Abschluss und Anschluss“ habe von 2011 auf 2012 der Anteil von Absolventen ohne Abschluss von 30 % auf 13 % gesenkt werden können. Mit den vom Amt für Jugend, Familie und Bildung unterstützten Schulverweigerungsprojekten hätten 60 % der dauerhaft aufgenommen Teilnehmer in das Bildungssystem reintegriert werden können, und mit dem Programm „Lernen vor Ort“ sei die Zusammenarbeit mit den am Thema Schulabbruch beteiligten Institutionen intensiviert worden.

Stadtrat König (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) meint, die Analyse, warum es so viele Schulabgänger gebe, sei wirklich zu kurz gekommen. Leipzig habe, wie der Bürgermeister richtig festgestellt habe, eine der höchsten Schulabbrecherquoten in Deutschland, obwohl der Ausländeranteil hier niedriger sei als in anderen Städten. Eine rein statistische Antwort sei unbefriedigend. Da würde er, König, doch ein bisschen mehr ins Detail gehen wollen. Wenn der Bürgermeister dies nicht könne, sollte man zumindest versuchen, perspektivisch eine Untersuchung einzuleiten, warum das so ist. Erst wenn man die Gründe kenne, könne man wirklich den Versuch machen, dort gegenzusteuern.

Bürgermeister Prof. Dr. Fabian macht geltend, er habe zwei wesentliche Gründe genannt. Das seien zum einen statistische und demografische Gründe, und zum anderen habe er auf den engen Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status hingewiesen. Im Rahmen der Beantwortung einer Anfrage aus dem Stadtrat könne er keine detaillierte Analyse dazu geben. Es gebe eine ganze Reihe von Hypothesen und auch eine ganze Reihe von Untersuchungen, die in der Stadt Leipzig durchgeführt worden seien. Aber das könne er nicht im Rahmen dieser Beantwortung vortragen. Er habe die beiden wesentlichen Gründe benannt. Hinzu kämen noch bildungspolitische Aspekte, wenn man die Leipziger Zahlen in den bundesweiten Kontext setze. Dazu zählten die unterschiedlichen Schulsysteme. Es sei bekannt, dass Sachsen bei den Abiturienten ganz weit vorn liege, aber bei den Schulabbrecherquoten sehr weit hinten. Es gebe hier eine Spreizung, was die Schulabschlüsse anbelangt. Er, Fabian, könne nur anbieten, im Rahmen des Fachausschusses Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule oder auch des Kulturausschusses dazu detailliert Stellung zu nehmen.

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