Standortentscheidung Naturkundemuseum - jetzt!

Pressemitteilung vom 17.10.2013

In der vergangenen Woche haben sich Vertreter der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit den Gutachtern des Masterplanes über die Zukunft des Naturkundemuseums, Frau Dr. Susanne C. Meyer, Berlin, und Herrn Peter Gössel, Bremen, getroffen und die Objekte Bowlingtreff und Lortzingstraße in Augenschein genommen. Die Besichtigung beider möglicher Standorte für das Naturkundemuseum führte zu einem eindeutigen Ergebnis.

Stadtrat Wolfram Leuze, Vorsitzender des Kulturausschusses umriss die sich aus der Besichtigung ergebenden Schlussfolgerungen wie folgt:

"Bei der oberflächlichen Betrachtung der Standortkriterien liegen die Objekte Lortzingstraße (bisheriger Standort des Naturkundemuseums) und Bowlingtreff gleich auf. Beim näheren Hinsehen muss aber festgestellt werden, dass das Naturkundemuseum in seinem derzeitigen - und nur mit großem baulichen Aufwand zu ändernden Zustand - zu einem Museum im Museum verkommen ist. Dazu kommen am Gebäude Lortzingstraße noch erhebliche Baumängel, darüber hinaus sind versteckte Mängel zu befürchten, welche die Höhe der Instandsetzungskosten bei diesem Gebäude völlig unkalkulierbar machen. Im Gegensatz zum bisherigen Naturkundemuseum bietet der Bowlingtreff größere Flächen für die Dauerausstellung, Sonderausstellungen, Magazin und Arbeitsräume. Der bauliche Zustand des Bowlingtreffs scheint bei einem ersten Augenschein in der Substanz deutlich besser zu sein als der des Naturkundemuseums in der Lortzingstraße. Dazu böte eine Übersiedlung des Naturkundemuseums in den Bowlingtreff für die engagierten Mitarbeiter des Museums die Chance eines glaubhaften Neuanfangs. Den Bowlingtreff als neuen Standort für das Naturkundemuseum favorisierten daher die bei dem Ortstermin anwesenden Stadträte und Stadtbezirksbeiräte von Bündnis 90/Die Grünen. Abhängig ist dabei die letztendliche Entscheidung in der Standortfrage von einer abschließenden Stellungnahme des städtischen Amtes für Gebäudemanagement zu bautechnischen und Kostenfragen bezüglich der baulichen Ertüchtigung beider Bauwerke."

Hintergrund:

Das Naturkundemuseum als Bildungsstätte für Naturschutz verfügt über große und teilweise einzigartige Sammlungsbestände in den Bereichen Geologie, Botanik, Zoologie und Archäologie. Es befindet sich aber in einem sehr maroden Haus mit viel zu wenig Platz. Das Museum war bereits über Monate geschlossen. Aus Brandschutzgründen ist bereits seit längerem ein Großteil der Ausstellung in den oberen Räumen gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Die motivierten Mitarbeiter sind unzufrieden. Sie brauchen eine Entscheidung, die ihnen zeigt, dass Stadt und Stadtrat hinter dem Museum an sich stehen.

Dem Willen, für ein zeitgemäßes Naturkundemuseum in Leipzig einzutreten, diente auch das Informationsgespräch der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen,zu dem auch alle Mitglieder des Fachausschusses Kultur und des SBB Mitte eingeladen waren. Am Bowlingtreff waren Herr Dr. Hocquel und eine Mitarbeiterin des Kulturamtes zugegen. Im Naturkundemuseum hatten sich Mitarbeiter kurzfristig bereit erklärt uns durchs Haus zu führen, da Herr Schlatter trotz Ankündigung unseres Kommens nicht zugegen war. Letztlich blieben wir dann aber doch unter uns und konnten vor Ort und im Anschluss bei einem sehr informativen Gespräch mit den Gutachtern alle nötigen Fragen klären. So wie die Bürger 2011 Hunderte von Unterschriften gesammelt haben, wollen auch wir uns für den Erhalt des Museums, aber auf zeitgemäßen Niveau einsetzen!

Es muss eine Standortentscheidung her, denn ohne diese stirbt das Naturkundemuseum! Dringend notwendig mit der Standortentscheidung ist aber vor allem auch die inhaltliche Entwicklung. Wir fordern daher die längst überfällige konzeptionelle Neuausrichtung! Denn, nichts wäre schlimmer als ein ertüchtigter Standort für ein totes Museum! Der Bestand muss bereits jetzt sinnvoll erfasst und in der EDV gesichert werden, Präparate müssen unbedingt restauriert werden, ehe sie zu Staub zerfallen und es muss noch mehr Bildungsarbeit abgedeckt werden können. Zur Zeit arbeiten zwei Museumspädagoginnen, die sich eine Stelle teilen. Dies ist viel zu wenig!

Um das Museum zu entwickeln und weiter zu führen bedarf es allerdings Investitionen. Diese belaufen sich im geringsten Fall auf 12,3 Mio. Euro. Bisher sind keinerlei Mittel in den Haushalt 2014 oder die Folgejahre eingestellt. Dies muss geändert werden. Aus diesem Grund wird unsere Fraktion einen Haushaltsantrag einreichen, der die erforderlichen Mittel in den Haushalt 2014 und Folgejahre sichert. 2015 sind vorbereitende inhaltliche Planungs- und Beratungsleistungen in Höhe von 150.000 Euro und in den Jahren 2016 und 2017 Baukosten in Höhe von 6 Mio. Euro bzw. 6,3 Mio. Euro bereitgestellt werden.

Zurück