Thomas Dienberg wird nach Dorothee Dubrau neuer Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau

Foto: Stadt Leipzig/sf.Unsere Fraktion freut sich über das breite Votum der Ratsversammlung für Thomas Dienberg (Grüne) in der Sitzung am 8. Juli 2020. Dienberg wurde 45 Stimmen zum Beigeordneten und Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau gewählt. Er tritt sein Amt am 1. September an.

„Das Ergebnis ist ein hoher Vertrauensvorschuss für Thomas Dienberg. Die große Erfahrung und nicht zuletzt seine Erfolge bei Mobilität, Stadtentwicklung und Baukultur, die er in Göttingen unter Beweis gestellt hat, haben überzeugt“ so die Fraktionsvorsitzenden Katharina Krefft und Dr. Tobias Peter.

„Auf Dorothee Dubrau folgt mit Thomas Dienberg der zweite grüne Bürgermeister in der Geschichte unserer Stadt. Er kann auf einem guten Fundament aufbauen und übernimmt in vielerlei Hinsicht ein bestelltes Haus“ so Katharina Krefft. „Um erfolgreich zu wirken, wünschen wir ihm die notwendige Unterstützung durch die Verwaltungsspitze und ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen, um die anstehenden Aufgaben zu meistern.“

„Mit Thomas Dienberg wollen wir eine soziale und klimafreundliche Stadtentwicklung, eine qualitätsvolle Baukultur und die Verkehrswende in Leipzig weiter voranbringen. Dafür bringt er alle Voraussetzungen mit“ so Dr. Tobias Peter. „Das heutige Votum ist auch ein klares Signal des Stadtrats, die selbst gesteckten ambitionierten Zielsetzungen von der Wohnungs- bis zur Verkehrspolitik umsetzen zu wollen.“

Thomas Dienberg: "Dass die Ratsversammlung mich heute zum Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau gewählt hat, ist für mich eine große Ehre. Leipzig ist ohne Zweifel eine der spannendsten Städte nicht nur Deutschlands, sondern Europas. Sie hat in wenigen Jahren Stadtentwicklungsprozesse durchlaufen, für die es in der Bundesrepublik kein Pendant gibt: Von der Schrumpfungsstadt zur Boomtown“ so Dienberg. „Im Zuge dieser Entwicklung wurden viele Menschen mobilisiert, Lösungsstrategien zu entwickeln, die anderswo eine Blaupause sind für gute Stadtentwicklung. Dieses breite Interesse an Fragen der Stadtentwicklung und Baukultur war ein ganz wesentlicher Grund, mich auf die Stelle des Baubürgermeisters zu bewerben. Denn ich möchte die großen Herausforderungen von der Verkehrswende bis hin zur Gestaltung vielfältiger Quartiere im Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und einer engagierten Bürgerschaft angehen."

Dienberg beschreibt die Agenda seines Verantwortungsbereichs wie folgt: „In den letzten Jahren wurden insbesondere mit dem INSEK 2030 wesentliche konzeptionelle Leitlinien entwickelt, die es jetzt konsequent umzusetzen gilt. Die Schwerpunkte der Arbeit meines Dezernats liegen auf der Hand: eine entschlossene Stärkung von ÖPNV, Fuß- und Radverkehr, die Entwicklung vielfältiger Nachbarschaften mit ausreichend bezahlbarem Wohnraum, die Umsetzung eines anspruchsvollen Investitionsprogramms für Bildungsbauten und eine qualitätsvolle Baukultur. Diese Aufgaben gehe ich mit voller Freude an.“

Thomas Dienberg war von 2004 - 2019 Dezernent für Planen, Bauen und Umwelt in Göttingen. Dienberg genießt als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Instituts für Urbanistik, des größten Stadtforschungsinstituts im deutschsprachigen Raum, einen herausragenden Ruf als Experte der Städtebaupraxis. Er hat in Göttingen zahlreiche Projekte, u.a. das Kunstquartier und die Entwicklung und Umsetzung des Gestaltungskonzepts Innenstadt umgesetzt und berät als Mitglied der Expertenkommission ‚Städtebaulicher Denkmalschutz‘ bundesweit Kommunen im Bereich Stadtentwicklung und Bau.

Während unter Dienberg der Anteil des Umweltverbundes am Gesamtverkehr Göttingens auf 66% stieg, sank der Anteil des Autoverkehrs (MIV) von 42% auf 34%. Im Rahmen der von Dienberg verantworteten Radverkehrsstrategie stieg der Anteil des Radverkehrs auf 28%, entstanden der erste Radschnellweg Deutschlands, der zentral durch die Innenstadt führt, zahlreiche neue Fahrradstraßen und die Erweiterung der Radstation am Hauptbahnhof. Im Ergebnis gewann die Fahrradstadt mehrmals, zuletzt 2018, den Fahrradklimatest des ADFC.

Als Göttinger Baudezernent hat Dienberg insbesondere Strategien der Bodenbevorratung, der sozialen Baulandnutzung und der Konzeptvergabe vorangetrieben.

Thomas Dienberg löst unsere bisherige Baubürgermeisterin Dotothee Dubrau ab.

Dorothee Dubrau wurde 2013 als erste grüne Bürgermeisterin in Leipzig berufen - zu einer Zeit, in der die Entwicklung von Leipzig weg von einer schrumpfenden Stadt, hin zu einer wachsenden Großstadt deutlich sicht- und spürbar wurde. Von dieser Dynamik wurde ihre siebenjährige Amtszeit maßgeblich geprägt. Unter Dorothee Dubrau nahm die Bautätigkeit rasant zu. Es wurde 800 Mio. Euro in kommunales Bauen und 260 Mio Euro in Straßenbau investiert.

In ihren besonderen Fokus nahm sie den Wohnungsbau und das wohnpolitische Konzept.

Unter ihrer Leitung wurde zudem ein gigantisches Schulbauprogramm, das nicht nur Menge, sondern auch Qualitätsmaßstäbe beanspruchte, in die Wege geleitet. Dazu entwarf sie die Schulbaustandards, die Nachhaltigkeit als oberste Maxime hatten.

Unter ihrer Ägide wurden auch Projekte wie das Fernbusterminal am Hauptbahnhof umgesetzt, mit dem Leipzig hierbei mit anderen Großstädten vergleichbar wird.

Erstmals wurden städtebauliche Rahmenverträge geschlossen, um die Entwicklung unserer Stadt im Sinne von Gemeinwohl und Urbanität zu steuern.

Im Verkehrsbereich wirkte Frau Dubrau an der Umsteuerung von der autogerechten zur menschengerechten Stadt mit. Die Umstände dafür waren denkbar ungünstig und mit mehr Unterstützung in der Verwaltungsumsetzung und Öffentlichkeitsarbeit wäre hier noch mehr möglich gewesen. Gleichwohl gelang es ihr, die Fahrradinfrastruktur deutlich zu verbessern – unzählige neue Fahrradbügel in den Stadtteilen verbessern die Infrastruktur für den steigenden Radverkehrsanteil und etliche Kilometer Radweg konnten umgesetzt werden.

Ihr verdanken wir die neuen Wartehäuschen der LVB-Haltestellen. Es gelang, für deutlich weniger Kosten als bisher, nicht nur deutlich mehr sondern vor allem auch innovative Unterstände aufzustellen. Sie werden überregional beachtet, weil sie Gründächer und PV-Anlagen integrieren.

Die Erfolge des Dezernates Stadtentwicklung und Bau unter ihrer Leitung wurden leider öffentlich und intern wenig geachtet oder gefeiert, ihre innovativen Ansätze hatten es in Leipzig schwer. Die Verwaltungsspitze verwehrte ihr die nötige Rückendeckung und Unterstützung, sie musste mit zu wenig Personal die drängenden Herausforderungen der wachsenden Stadt meistern – das alles zog sich leider wie ein Grundrauschen durch ihre gesamte Amtszeit.

Dennoch hat Frau Dubrau die meisten Verwaltungsvorlagen – mehr als alle anderen Dezernate zusammen - in die Ratsversammlung eingebracht und ALLE wurden positiv beschlossen.

Ihre Verabschiedung erfolgte in der ersten Leipziger Holzbauschule. Frau Dubrau hinterlässt aus ihrer Amtszeit hiermit ein weiteres besonderes und bleibendes Beispiel ihrer Anliegen: es werden regionale und nachwachsende Baustoffe verwendet, die auch ein gesundheitsförderliches Raumklima versprechen.

Wir ziehen den Hut vor Dorothee Dubraus Leistung.


Foto: Stadt Leipzig/sf.

Zurück