Umsetzung des Ratsbeschlusses "UNESCO - Welthauptstadt des Buches“ 2024

Anfrage zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 13. Oktober 2021

Der Antrag der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bezüglich einer Bewerbung Leipzigs für den Titel „UNESCO - Welthauptstadt des Buches“ 2024 wurde in der Ratsversammlung am 24. Februar 2021 im Sinne des Alternativvorschlages der Verwaltung (VSP Nr. VII-A-02214-VSP-01) wie folgt einstimmig beschlossen:

„Das Thema ‚Bewerbung der Stadt Leipzig um den Titel UNESCO - Welthauptstadt des Buches 2024‘ wird zur detaillierten Prüfung in die Gremien Clearing- und Lenkungsgruppe für Großveranstaltungen unter Einbezug der Leipziger Literaturszene verwiesen. Nach der Prüfung werden Einreicher der Vorlage sowie Stadtrat über das Ergebnis informiert. Als Grundlage dient eine Ersteinschätzung aus dem Jahr 2017, die den Sachverhalt bereits berücksichtigt hat und deren Gültigkeit durch die Gremien erneut begutachtet wird.“

Der Verwaltungsstandpunkt beinhaltet eine Zeitschiene für die Behandlung/Begutachtung der zuständigen Gremien im Jahr 2021. Dieser Zeitschiene nach haben die Clearing- und Lenkungsgruppe für Großveranstaltungen die in Frage stehende Thematik bereits im März und Juni dieses Jahres be- bzw. verhandelt.

Zudem soll der Stadtrat fortlaufend über den Stand der Diskussionen informiert werden.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns für das Engagement der Stadtverwaltung für unseren Antrag bedanken; wir haben durchaus den Eindruck, dass dem hier in Rede stehenden Antrag mit ehrlichem Bemühen begegnet wird.

 

Wir fragen an:

Lassen die Diskussionen bereits Tendenzen/Ergebnisse absehen?

Inwieweit wurde die Leipziger Literaturszene bislang in die Diskussionen einbezogen?

 

 

 

 

Antwort vom 13. Oktober 2021

Einleitend sei zu erläutern, dass dieser Anfrage der Antrag der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bezüglich einer Bewerbung Leipzigs für den Titel „UNESCO - Welthauptstadt des Buches“ 2024 vom 10. Dezember 2020 vorangegangen war. In Folge des Alternativvorschlages der Verwaltung (VSP Nr. VII-A-02214-VSP-01), der in der Ratsversammlung am 24. Februar 2021 einstimmig beschlossen wurde, stellt die Beantwortung der folgenden Fragen den Fortschritt des Prüfverfahrens dar.

 

1. Lassen die Diskussionen bereits Tendenzen/Ergebnisse absehen?

Alle Gespräche hatten gemein, dass der Titel in keinem Verhältnis zur Strahlkraft der bestehenden Formate (u. a. Leipziger Buchmesse und Leipzig liest) steht. Folgende Zahlen verdeutlichen diese Diskrepanz. Vor der Pandemie fanden im Jahr 2019 3.600 Veranstaltungen an 500 Leseorten allein im Zeitraum der Leipziger Buchmesse statt. Auf dem Messegelände wurden 2.547 Neuerscheinungen und Ausstellende aus 46 Ländern präsentiert und 286.000 Besucher/-innen in vier Tagen registriert. Aus dem Bericht der Stadt Athen (2018) als aktuellster Titelträger im europäischen Kontext gehen folgende Größenordnungen hervor: 1,1 Mio. Euro Finanzvolumen zur Realisierung von 615 Veranstaltungen durch 212 Kooperationen innerhalb der Bewerbung um den Titel. Dabei richtete sich der Fokus auf die Vernetzung der Branche. Langfristige Effekte darüber hinaus sind nicht zu erkennen.

Statt sich also diesem Titel zu verschreiben, besteht seitens der Literaturszene die Erwartungshaltung, dass die Stadt Leipzig die Aufmerksamkeit verstärkt auf die bestehende Literatur- und Buchszene richtet. Die Vernetzung und Kooperation der hiesigen Literaturszene wird schon heute von dieser selbst als gut angesehen. Gewünscht wird daher, Kraft und Mittel somit in Maßnahmen fließen zu lassen, die sich am Entwicklungsbedarf orientieren und nicht am Bewerbungsverfahren um diesen Titel. Daher wird nach wie vor von einer Bewerbung als Welthauptstadt des Buches abgesehen. Stattdessen werden im kommenden Jahr mit Blick auf das Themenjahr 2025 Problemstellungen und Potenziale der Branche gemeinsam mit Akteur/-innen der Literaturszene analysiert und durch einen konkreten Maßnahmenplan untersetzt. Das Ergebnis soll in das Themenjahr 2025 unter dem Arbeitstitel „Fokus auf den Lettern“ münden und dadurch auch finanziell Unterstützung finden. Zur Einordnung ist es an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass der Börsenverein des deutschen Buchhandels im Jahr 2025 das 200. Gründungsjubiläum begeht. Die Stadtverwaltung setzt sich dafür ein, dass dieser Festakt in Leipzig stattfinden wird. Dieses Jubiläum und das damit verknüpfte Themenjahr bieten die Möglichkeit, die Literatur- und Buchstadt Leipzig exklusiver in den Mittelpunkt zu stellen.

 

2. Inwieweit wurde die Leipziger Literaturszene bislang in die Diskussionen einbezogen?

Wie im vorangegangenen VSP Nr. VII-A-02214-VSP-01 angekündigt, wurde die Bewerbung der Stadt Leipzig um den Titel UNESCO – Welthauptstadt des Buches 2024 zur detaillierten Prüfung in die Clearinggruppe Großveranstaltungen am 04.03.2021 und Lenkungsgruppe am 17.06.2021 verwiesen.

In Vorbereitung wurden Arbeitsgespräche mit Vertreter/-innen der Literaturszene geführt (Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Leipziger Städtische Bibliotheken, Leipziger Buchmesse/Leipzig liest sowie Börsenverein des Deutschen Buchhandels). Diese werden fortgesetzt.

Am 21.6.2021 wurde die Fragestellung im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Literaturhaus mit einer breiten Öffentlichkeit thematisiert. Zahlreiche Vertreter/-innen der Literaturszene äußerten sich auch aus dem Publikum zu Wort. Auf dem Podium beteiligten sich Oliver Zille (Direktor der Leipziger Buchmesse), Dr. Skadi Jennicke (Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig), Katharina Krefft (Stadträtin Bündnis 90/Die Grünen) und Verena Metze-Mangold (ehemalige Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission).

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