Was unternimmt die Stadtverwaltung Leipzig für den Bienenschutz in unserer Stadt?

Anfrage vom 27. April 2017 zur Beantwortung in der Ratsversammlung am 17. Mai 2017

Die Honigbiene ist eines unserer wichtigsten Nutztiere. Gemeinsam mit ihren wildlebenden Verwandten ist sie für die Bestäubung von ungefähr zwei Dritteln unserer Nahrungspflanzen verantwortlich. Doch nicht nur die Honigbienen sind in Gefahr. Auch die Wildbienen sind auf dem Rückzug. Von den über 560 Arten Deutschlands sind bereits sieben Prozent ausgestorben, über die Hälfte steht auf der Roten Liste. Vor allem die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen, fehlendem Lebensraum für ökologische Vielfalt und der Einsatz von synthetischen Düngemitteln sowie Pestiziden sind die Ursache dafür.
Unsere Agrarlandschaft ist im Begriff, immer mehr zu verarmen, über lange Zeiträume finden Bienen kein Futter mehr und sind in Gefahr, regelrecht zu verhungern.

Für das Bienensterben verantwortlich sind vor allem die Neonikotinoide. Hochwirksame Nervengifte, enthalten in Pestiziden, die oft gegen Schädlinge z.B. im Raps und Obstbau sowie in den Hobbygärten z.B. den Kleingärten für Zierpflanzen eingesetzt werden. Die Gifte schädigen und töten aber auch die Bienen, andere Insekten und sogar Vögel und Säugetiere. Zudem schwächen die Pestizide das Immunsystem der Bienen und macht sie anfälliger für die Varroamilbe.

Wir fragen deshalb:

  1. Berücksichtigt die Stadt Leipzig bei der Bepflanzung von städtischen Flächen mit Blumen die Belange der Bienen/Insekten? (z.B. sind gefüllte Blüten ohne Nektar, die es oft bei Züchtungen gibt, ungeeignet, z.B. viele Rosenarten)
  2. Welche städtischen Grünflächen könnten für Hobbyimker zur Verfügung gestellt werden bzw. werden bereits genutzt?
  3. Was tut die Stadtverwaltung für den Wildbienenschutz? Wurde z.B. über die Aufstellung von künstlichen Nisthilfen nachgedacht oder wird dies bereits angewendet?
  4. Werden bei der Wiederaufforstung oder dem Bepflanzen von Ausgleichsflächen bzw. beim Pflanzen von Straßenbäumen auch die Belange von Imkern berücksichtigt? (Pflanzen von Obstbäumen und -gehölzen)
  5. Warum sind Honigbienen von Hobbyimkern in der Elsteraue nicht erlaubt?

 


Antwort der Verwaltung in der Ratsversammlung:


Bürgermeister Rosenthal:
Zur ersten Frage: Die Pflanzbereiche auf öffentlichen Grünflächen werden in der Regel vom städtischen  Eigenbetrieb Stadtreinigung nach entsprechenden Plänen bepflanzt. Bienen- bzw. Insektenfreundlichkeit hat dabei bisher keine Rolle gespielt. Nichtsdestotrotz ist bei den vielfältigen Pflanzaufgaben und Sortimenten aus Sicht des Betriebes ein gewisses Nektar- und Pollenangebot immer dabei.

Zur zweiten Frage: Für Hobbyimker können öffentliche Grünflächen zur Verfügung gestellt werden, wenn deren Entwidmungszweck dadurch nicht beeinträchtigt und damit die Optimierung ihrer stadtökologischen Funktion realisiert wird. Nachfragen von Wanderimkern zur Nutzung öffentlicher Grünflächen beziehen sich in Leipzig in erster Linie auf die Lindenblüte. Insofern sind an den Standorten Wilhelm-Külz-Park, Clara-Zetkin-Park, Peterssteg, Volkspark Kleinzschocher, Cottaweg, Friedenspark und Schönauer Park entsprechende Flächen vermietet. Nach meinem Kenntnisstand werden allerdings nicht mehr als 20 Völker an einem Standort empfohlen. Am Auensee gibt es einen Standort an einer Kastanie, der aber nur eine Saison genutzt wurde. Die Standorte Richard-Wagner-Hain, Säulengarten, und Gohlis, Streuobstwiese Virchowstraße, sind dauerhaft ganzjährig an Imker vermietet. Auch die von der Stadt für die gärtnerische Nutzung bereitgestellten Flächen stehen für eine Nutzung durch Imker zur Verfügung, so in den Freizeit- und Erholungsgärten, die auch teilweise an Imker verpachtet sind.

Hinzu kommt das Kleingartenwesen. Auch hier findet man fast in jeder Kleingartenanlage entsprechende Imkergärten. Die Förderung des Kleingartenwesens schließt die Unterstützung bei der Anlage von Bienengärten mit ein. Aktuell liegen für das Jahr 2017 drei Anträge von Vereinen vor. Insgesamt gewährt die Stadt circa 15 Imkern die Nutzung der Leipziger Stadtwälder. Diese Nutzung zielt nicht nur auf die blühenden Gehölze, sondern auch auf die Nutzung des Flöhensaftes über das ganze Jahr. Zur dritten Frage. Die Notwendigkeit der Schaffung von Lebensräumen für Bienen bzw. Wildbienen wird auch über den Wettbewerb „Naturnaher Kleingarten“ in der Stadt verdeutlicht. Zu den Bewertungskriterien zählen unter anderem die Verwendung heimischer Pflanzenarten sowie Sorten mit ungefüllten Blüten und der Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden. In vielen Kleingartenanlagen wurden in den letzten Jahren gemeinschaftlich oder privat sogenannte Insektenhotels aufgestellt. Der Trend zu mehr Naturnähe, und sei es durch künstliche Nisthilfen, ist generell begrüßenswert und mittlerweile in den Vereinen ein Selbstläufer, da der Fachhandel und andere Händler zunehmend solche Insektennisthilfen und -verstecke anbieten. Musteranlagen zur konkreten zielgerichteten Förderung außerhalb des Kleingartenwesens gibt es zudem im Stadtgarten Connewitz des Ökolöwen und im städtischen Schulbiologiezentrum. Der Zoo Leipzig hat neben dem Gehege mit Honigbienenvölkern einen Wildbienengarten mit Insektenhotel eingerichtet. Vor dem Naturkundemuseum im Leipziger Zentrum wurde zusammen mit dem Botanischen Garten der Universität eine Wildblumenrabatte angelegt, die von zahlreichen Wildbienen und Hummeln und auch vom hauseigenen Honigbienenvolk angeflogen wird. Prinzipiell zielt die Bewirtschaftung des Leipziger Stadtwaldes auf die Schaffung und Erhaltung von entstehendem Leben an Großbäumen. Damit entstehen wiederum Höhlen, die für die Wildbienenarten ideale Plätze darstellen.

Zur vierten Frage. Bei jeder Neuaufforstung werden  im Waldmantel auch Blütensträucher, zum Beispiel Schlehen, und Wildobstgehölze, zum Beispiel Vogelkirsche, Wildbirne, Wildapfel, mitgepflanzt. Insgesamt werden im Leipziger Stadtwald Wildobstgehölze wieder verstärkt auch im Rahmen forstwirtschaftlicher Pflegemaßnahmen eingebracht. Hierzu gibt es ein ganz konkretes Projekt zur Erhaltung und Vermehrung des einheimischen Wildapfels. Solche Projekte liefern ebenfalls eine wichtige Nahrungsbasis für Honigbienen bzw. Wildbienen. Im Stadtforst hat es darüber hinaus das Projekt „Verbesserung der Lebensbedingungen für die Honigbiene“ gemeinsam mit  professionellen Imkern auf der Deponie Küchenholz gegeben.

Zur fünften Frage: Ein solches pauschales Verbot ist nicht bekannt. Insofern ist in der Elsteraue nicht generell das Hobbyimkern nicht erlaubt. Aus Sicht des Amtes für Umweltschutz ist allerdings auf den strengen Naturschutz hinzuweisen. Am Flächennaturdenkmal Streuobstwiese Stahmelner Straße oder im Naturschutzgebiet Burgaue ist das Aufstellen von Bienenvölkern nicht genehmigungsfähig. Ein Einflug von außerhalb ist nicht zu unterbinden, allerdings befördern wir ihn auch nicht. (Heiterkeit)

Last but not least, die Honigbiene ist keine wildlebende Tierart und kann daher auch zur Gefährdung der Wildbiene beitragen. Das heißt: Man muss dafür sorgen, dass man für die gezüchtete Haus- und Nutztierrasse Honigbiene und die Wildbienen ein verträgliches Miteinander erreicht, um dem Artenschutz tatsächlich gerecht zu werden.
So weit die Antwort von meiner Seite. Ich denke, das reicht aus, oder?

Oberbürgermeister Jung: Gibt es etwa noch Nachfragen? - Tatsächlich!
(Heiterkeit)
Herr Hobusch, selbstverständlich haben Sie die Möglichkeit der Nachfrage. Ich hoffe, dass die Antwort darauf nicht wieder so erschöpfend ausfallen muss.

Stadtrat Hobusch (Freibeuter): Herr Bürgermeister Rosenthal, können Sie vielleicht in wenigen Worten die Maßnahmen der Stadt Leipzig skizzieren, um den Einflug von Wildbienen in nicht genehmigte Gebiete zu verhindern?
(Heiterkeit)

Bürgermeister Rosenthal: Ich muss mal schauen, ob mir mein schlaues Amt dazu etwas aufgeschrieben hat. Ich würde sagen, man muss sehen, wie die zwei sich in der Praxis vertragen. Das Naturschutzamt der Stadt Leipzig befördert die Kommunikation jedenfalls nicht. - Reicht Ihnen das?

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