Wasserstand am Kulkwitzer See

Anfrage vom 11. Januar 2011

Der Wasserstand des Kulkwitzer See ist mit bis zu 50 cm über normal Besorgnis erregend hoch. Obwohl vor etwa 3 Jahren eine Freispiegel-Leitung unter der B 87 hindurch gebaut wurde, steht die Landzunge im Dauercampingbereich teilweise unter Wasser, am Bootsverleih sind die Steganlagen unter Wasser und nicht mehr begehbar. Sollte das Wasser steigen würde es auch die Wasserskianlage treffen und den Freisitz unterspülen. Die Situation ist also höchst problematisch.

Deshalb fragen wir an:

  1. Worin besteht das Problem? Funktioniert die Freispiegel-Leitung wie geplant?
  2. Was hat die Stadtverwaltung bisher unternommen und welche Maßnahmen sind geplant? 


Antwort aus der Ratsversammlung vom 2. März 2011

Zu 1.)

Der aktuelle Wasserstand des Kulkwitzer Sees lag Mitte Januar 2011 mit 114,81 m NN ca. 0,3 m über dem angestrebten Wasserstand von 114,5 m NN.

Das Kalenderjahr 2010 war mit Niederschlagssummen von 130 bis 150 % der Normalwerte deutlich zu nass. Die Monate August und September waren extrem niederschlagsreich im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten. Daher waren auch die Grundwasserneubildungsraten überdurchschnittlich hoch im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Die mittleren Grundwasserstände liegen an fast allen Messstellen im Großraum Leipzig mit ca. + 50 cm bis ca. + 150 cm deutlich über den langjährigen Mittelwerten, meist im Bereich absoluter Höchstwerte der langjährig gemessenen Reihe (Messreihen bis zu 70 Jahren Beobachtungsdauer!).

Allgemein ist also großräumig von sehr hohen bzw. maximalen Grundwasserständen auszugehen, was zwangsläufig in den Oberflächengewässern, welche hydraulisch eine Einheit mit dem Grundwasser bilden, auch zu höchsten Wasserspiegellagen führt. Prinzipiell schwanken sowohl Grundwasserstände als auch Wasserspiegel von oberirdischen Gewässern natürlicherweise in Abhängigkeit von den kurz- und langfristigen hydrologischen und meteorologischen Verhältnissen um einen Mittelwert und sind keine statischen Größen.

Der Kulkwitzer See als Bergbaurestsee ist durch ansteigendes Grundwasser im ehemaligen Tagebaurestloch entstanden und wird auch jetzt ausschließlich durch zufließendes Grundwasser gespeist. Da es bereits in der Vergangenheit Probleme aufgrund hoher Wasserstände gab, welche die baulichen Anlagen bzw. teilweise Freizeitnutzungen beeinträchtigten, war nach anfänglichem Abpumpen von Wasser aus dem See in den Zschampert die angesprochene Freispiegelleitung errichtet worden. Die Freispiegelleitung funktioniert auch derzeit.

Die Abflussmenge, welche über die Freispiegelleitung realisiert werden kann, hängt von mehreren Einflussfaktoren wie Gefälle und Durchmesser der Leitung, Einstauhöhe der Leitung und der Wasserspiegeldifferenz zwischen Kulkwitzer See und dem Zschampert an der Einlaufstelle ab. Nach überschlägigen Berechnungen betrug die Ableitmenge der Freispiegelleitung Mitte Januar 2011 ca. 240 m3/h. Gegenwärtig ist die Freispiegelleitung am Ablauf des Kulkwitzer Sees maximal gefüllt. Im Bereich der Einleitstelle in den Zschampert liegt die Leitung unterhalb der Wasserspiegeloberfläche.

Aufgrund der beschriebenen Gesamtsituation ist festzustellen, dass die Freispiegelleitung voll funktionstüchtig ist, wenngleich die Leistungsfähigkeit wegen der derzeit vorherrschenden hydrologischen Verhältnisse nicht im Maximum liegt. Eine Abhilfe ist jedoch nicht möglich.

Durch die großräumig hohen Grundwasserstände im Umfeld des Gewässers und damit den entsprechenden zuströmenden Wassermengen ist mit einem spürbaren Rückgang des Wasserstandes erst ab Frühjahr/Sommer 2011 zu rechnen, aber auch dies nur vorausgesetzt, dass keine überdurchschnittlichen Niederschläge gemessen an langjährigen Mittelwerten zu verzeichnen sind.

zu 2.)

Wegen der bereits seit Sommer 2010 beobachteten Erhöhung des Wasserstandes im Kulkwitzer See fanden mehrfach Kontrollen zur Funktionsfähigkeit der Freispiegelleitung durch die Stadt Leipzig, das Amt für Stadtgrün und Gewässer statt. Betreiber der Leitung ist der Zweckverband Erholungsgebiet Kulkwitzer See. Im Spätsommer und im Dezember 2010 wurde der Zschampert im Bereich des Einlaufes der Freispiegelleitung wiederholt beräumt (Schilfrückschnitt und Sedimentberäumung), um die Ablaufleistung zu maximieren. Im Januar fand wiederholt eine Kontrolle statt, welche die Funktionsfähigkeit des Ablaufes bestätigte. Der Einlaufrechen der Leitung wird täglich durch Mitarbeiter der Leipzig Seen GmbH gereinigt. Eine Erhöhung der Ablaufleistung der Freispiegelleitung kann derzeit aufgrund der vorherrschenden hydrologischen Verhältnisse (s. Ausführungen zu Punkt 1) nicht erreicht werden.

Durch die Stadtverwaltung Leipzig sind derzeit keine weiteren Maßnahmen geplant. Der Zweckverband Kulkwitzer See in Form der Leipzig Seen GmbH beabsichtigt die temporäre Wiederaufnahme des Pumpbetriebes in den Zschampert. Es ist nach Inbetriebnahme zu prüfen, ob diese Maßnahme geeignet ist, dem gewünschten Ziel der Absenkung des Wasserspiegels zu entsprechen. 

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