Windows XP auf Computern in Stadtverwaltung und den Eigenbetrieben (Anfrage 1974/14)
Anfrage zur Ratsversammlung am 19.03.2014
Am 08.04.2014 wird Microsoft seinen Support für das Betriebssystem Windows XP einstellen und somit ab diesem Stichtag keinerlei Updates zur Schließung auftretender Sicherheitslücken mehr zur Verfügung stellen. Einzig und allein mittels eines kostenintensiven „Premier-Supportvertrages“ wird Microsoft über den 08.04.2014 hinaus Unterstützung für Windows XP - Rechner anbieten. Windows XP gilt bereits heute als das System, welches am häufigsten virtuellen Bedrohungen ausgesetzt ist. Erst kürzlich wurde das bundesweite „abfishen“ von Millionen E-Mail-Adressen und Passwörtern von Computernutzern bekannt.
Die Stadtverwaltung hat gegenüber der Presse mitgeteilt, dass die Umstellung auf Windows 7 noch bis zum 1. Quartal 2015 andauern wird.
Zudem sind noch zahlreiche Eigenbetriebe durch eigene Hard- und Softwarebeschaffung und -pflege nicht im standardisierten Schutzbereich der Stadt über die LeCos abgesichert.
Wir fragen an:
- Wie schätzen Sie die Gefahr durch den noch nicht abgeschlossenen Umtausch der Betriebssysteme nach dem 08.04.2014 für die Daten- und Informationssicherheit auf den Computern innerhalb der Stadtverwaltung und der Eigenbetriebe der Stadt ein und welche Vorkehrungen wurden dahingehend bereits getroffen und welche sind noch geplant?
- Wann wurde damit begonnen, die PCs in der Stadtverwaltung mit einer aktuellen Windows-Version auszustatten, wie ist der dahingehend aktuelle Fortschritt zu bewerten und wie gestaltet sich der weitere zeitliche Ablauf?
- Welche Unterstützung erhalten die Eigenbetriebe der Stadt Leipzig bei der Umstellung auf ein neues Betriebssystem und wie ist der Umsetzungsstand zu bewerten?
- Wird die Stadt Leipzig den kostenpflichtigen „Premier Supportvertrag“ für Rechner, die auch nach dem 08.04.2014 noch mit dem Betriebssystem Windows XP arbeiten, nutzen und welche finanzielle Aufwendungen sind hierfür notwendig?
- Wurde eine Umstellung aller Rechner auf die voraussichtlich finanziell günstigere Variante Windows 8.1 erwogen und warum wurde dies ggf. verworfen?
- Wurde geprüft, ob der Einsatz eines Open-Source-Betriebssystems (bspw. Linux) in Stadtverwaltung und/oder Eigenbetrieben sinnvoll und möglich ist, welche Einsparungen (u.a. Windows-Lizenzen) oder welche Mehraufwendungen (u.a. durch Schulungen und Umstellung aller Vorlagen und Fachverfahren) wären damit verbunden und welche Gründe haben letztlich dagegen gesprochen?
Die Antwort der Verwaltung in der Ratsversammlung hier als Protokollauszug:
Erster Bürgermeister Müller legt dar, bezüglich des befristeten weiteren Betriebs von Rechnern mit dem Betriebssystem Windows XP habe die Stadt Leipzig gemeinsam mit ihrem It-Dienstleister Lecos GmbH eine Risikobewertung durchgeführt, in deren Ergebnis mehrere technische und organisatorische Maßnahmen festgelegt worden seien. Es werde eingeschätzt, dass mit diesen Maßnahmen ein zeitlich begrenzter Betrieb mit Windows XP möglich sei. Die Maßnahmen müssten in der Restlaufzeit regelmäßig überprüft und gegebenenfalls an die aktuelle Gefährdungslage angepasst werden. Was die zehn Eigenbetriebe betreffe, so hätten fünf bereits ihr Betriebssystem umgestellt; drei weitere würden bis zum Sommer 2014 umgestellt haben; ein Eigenbetrieb werde im III. Quartal 2014 umstellen; und ein Eigenbetrieb werde die Umstellung im Jahr 2015 vornehmen. Auch hier sei eine Risikobewertung vorgenommen worden.
Die Erneuerung der PC-Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung erfolge in regelmäßigen Rollout-Zyklen. Der aktuelle Zyklus habe im I. Quartal 2012 begonnen. Das Rollout werde planmäßig im I. Quartal 2015 abgeschlossen sein. Dann werde mit einer aktuellen Windowsversion ausgestattet.
Vier Eigenbetriebe würden über einen Betreuungsvertrag mit der Lecos abgesichert. Im Einzelfall würden Verträge mit dritten Unternehmen abgeschlossen, oder die Umstellung erfolge selbstständig durch den Eigenbetrieb. Zum Umsetzungsstand verweise er, Müller, auf die Antwort zur ersten Frage.
Bezüglich des angekündigten kostenpflichtigen "Premier-Support-Vertrages" liege noch kein konkretes Angebot vor. Deshalb habe noch keine umfassende inhaltliche technische und wirtschaftliche Prüfung erfolgen können. Der Abschluss des Vertrages sei daher zurzeit nicht geplant. Man werde die weitere Entwicklung beobachten und dann abgewogen entscheiden.
Ein Upgrade auf Windows 8.1 sei aus lizenzrechtlichen Gründen nicht möglich, denn es müsste auf Windows 8 aufgesetzt werden. Darüber hinaus gebe es in der Regel auch noch keine Freigabe der Hersteller der Fachsoftware für dieses Betriebssystem.
Im Rahmen der Vorbereitung zum Rollout 2012 bis 2015 sei auch der Einsatz des alternativen Betriebssystems Linux geprüft worden. In die Entscheidung seien seinerzeit unter anderem Aspekte der Kompatibilität zu den Fachanwendungen der Verwaltung, des Investitionsschutzes, der bereits bestehenden Infrastruktur, der Schulungsaufwendungen und der Lizenzkosten eingeflossen. Im Ergebnis sei die Entscheidung für das Betriebssystem Windows 7 gefallen. Bei der Vorbereitung des neuen Rollout-Zyklus werde die Verwaltung wieder rechtzeitig eine solche Prüfung durchführen und dann unter Berücksichtigung der Gegebenheiten hinsichtlich der Marktsituation und der Wirtschaftlichkeit eine neue Entscheidung treffen.
Stadtrat Schmidt (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) möchte wissen, ob die Antwort der Verwaltung anders ausfallen würde, wenn er Frage 5 wie folgt formulieren würde: Wurde eine Umstellung aller Rechner auf die voraussichtlich finanziell günstigere Variante Windows 8 erwogen, und warum wurde diese gegebenenfalls verworfen?
Erster Bürgermeister Müller antwortet, zunächst habe sich die Verwaltung in ihrem Rollout-Zyklus für 2012 bis 2015 entschieden, Windows 7 einzuführen. Da dieser Zyklus noch nicht abgeschlossen sei, gebe es auch noch Arbeitsplätze mit Windows XP. Die Überlegung, Windows 8.1 im jetzigen Zyklus zur Anwendung zu bringen, wäre nur dann sinnvoll, wenn die Verwaltung im jetzigen Zyklus die Grundvariante Windows 8 eingeführt hätte.