Zurück zu vernünftigen Standards – Jugendhilfeakteure stärken statt ausbeuten!

Pressemitteilung vom 11. November 2014

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unterstützt die Forderung des Stadtjugendrings nach einer besseren Ausstattung der Akteure der Jugendhilfe in Leipzig und kritisiert vordergründige Amtsforderung nach größerer Vernetzung der Angebote bei unzureichenden Fördermitteln.

Hierzu Annette Körner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion:

„Seit Jahren erleben wir eine Kürzung der Mittel in der Kinder- und Jugendhilfe und es konnte nur durch die wiederholten Initiativen der Vertreter des Jugendhilfeausschusses aus Politik und seitens der Freien Träger geschafft werden, diese Kürzungen teilweise abzufangen. Was damit aber nicht verhindert werden konnte, ist ein stetiges Reduzieren der Angebote in Quantität und Qualität. Während beispielsweise die kommunalen Offenen Freizeittreffs noch über durchschnittlich 4 Fachkräfte pro Einrichtung verfügen, sind es in den Einrichtungen, welche in freier Trägerschaft laufen, nicht einmal zwei volle Stellen. Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, welche immens wichtige und hochqualifizierte Arbeit in den Offenen Freizeittreffs geleistet wird und sich die Kürzungsrunden der letzten Jahre vor Augen hält, muss man den Eindruck gewinnen, dass diese Arbeit nicht so wertgeschätzt wird, wie dies nötig wäre. In den Treffs arbeiten systemische Berater, hochqualifizierte und für viele Kinder und Jugendliche mit sozialen Problemlagen ausgezeichnet geeignete Fachkräfte, die jedoch von ihren Qualitäten keinen Gebrauch machen dürfen, weil sie immer häufiger als Alleinkämpfer den ganzen Treff absichern müssen und sich somit kaum noch zu Einzelgesprächen mit den Kindern zurückziehen können.

Auch bei anderen Jugendhilfeangeboten mussten die Freien Träger in den vergangenen Jahren immer stärkere Einschnitte verkraften, da die Budgets trotz stetig wachsender Kosten für Personal-, Betriebs- und Sachkosten nicht erhöht, sondern bestenfalls in gleicher Höhe fortgeschrieben wurden. Somit wurde immer mehr Arbeit und Verantwortung auf weniger Schultern verteilt, eine Entwicklung, die so nicht mehr vertretbar ist.

Die Strategie, die man mit dem Fachplan Kinder- und Jugendförderung verfolgt, nämlich eine stärkere Vernetzung der Träger und Angebote, um letztlich eine bedarfsorientiertere Angebotsstruktur zu bekommen, ist prinzipiell richtig und unterstützenswert, allerdings durch die Stellenreduzierung bei den Planungsraumkoordinatoren schon wieder ad absurdum geführt. Da man die Träger zudem mit den Jahren unter immer stärkeren Existenzdruck gesetzt hat und die Jugendhilfestandards so weitreichend reduziert hat, ist es nicht verwunderlich, wenn sich die Akteure nun einerseits für eine weitere Vernetzung hinsichtlich der personellen Kapazitäten nicht im Stande sehen und andererseits gleichermaßen verstärkt auf ein Fortbestehen ihrer eigenen Angebote und damit personellen und finanziellen Ausstattung aus sind.

Statt finanzielle Zusagen ausschließlich an jährliche Beschlussfassungen zu binden und damit die eingearbeiteten Fachkräfte in einem ständigen beruflich unsicheren Zustand zu halten und statt unter finanziell immer kleiner werdenden Spielräumen immer mehr Ertrag von den Trägern zu fordern, sollte endlich ein Umdenken einsetzen und die Standards in der Jugendhilfe verbessert werden. Qualität gibt es nur bei entsprechender Quantität.

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