Kein Feuerwerk im Landschaftsschutzgebiet
Kein Feuerwerk im Landschaftsschutzgebiet
In der Ratsversammlung am 21. Mai 2025 wurde eine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beantwortet, die sich mit den Gefahren eines weiteren Vogelsterbens durch die geplanten Feuerwerke am Theklaer Bagger im Rahmen des diesjährigen Wasserfestes beschäftigte.
Im vergangenen Jahr wurde bereits ein großes Feuerwerk veranstaltet, das in der Nähe des Schilfgürtels und direkt über dem See gezündet wurde. In der Folge, so berichtete es der NABU Leipzig, wurden etliche besonders und streng geschützte Vogelarten in Panik versetzt, verschwanden und verstarben zum Teil. Beim diesjährigen noch anstehenden Wasserfest waren sogar zwei Feuerwerke vom Bürgerverein Leipzig Nordost geplant, von denen offensichtlich nur eines offiziell beantragt wurde. Demnach war am Samstag um 23.00 Uhr eine „Überraschung am Baggerhimmel“ und am Sonntag zum Abschluss des Festes ein Abschlussfeuerwerk geplant. Die Stadt Leipzig fördert die Veranstaltung sogar mit je 5.000 € seitens des Kulturamtes und des Stadtbezirksbudgets Nordost.
In der Antwort auf die Anfrage machte die Verwaltung deutlich, dass die untere Naturschutzbehörde den Naturschutzbund (NABU) Leipzig nach Durchführung eines Probefeuerwerks am 13. Februar um fachliche Einschätzung gebeten hat. Daraufhin trat die untere Naturschutzbehörde im März 2025 an die Veranstalter*innen des Wasserfestes heran und informierte umfangreich zu den erheblichen naturschutzrechtlichen Hürden in Bezug auf ein womöglich angestrebtes Abbrennen von Pyrotechnik in diesem Jahr. Außerdem wurde seitens der unteren Naturschutzbehörde ein alternativer Standort für das Abbrennen eines Feuerwerks in deutlicher Entfernung zum Schutzgebiet vorgeschlagen, sowie ein vollständiger Verzicht als Signal für eine Wertschätzung der unbeteiligten „Bewohner“ des Veranstaltungsgeländes nahegelegt. Eine Entscheidung der Unteren Naturschutzbehörde zum beabsichtigten Feuerwerk wurde am 23. Mai getroffen, nachfolgend auch vom Ordnungsamt. Beide Behörden untersagten die Durchführung des Feuerwerkes.
Wir freuen uns sehr über die konsequente, vernünftige und fachlich fundierte Entscheidung der unteren Naturschutzbehörde und des Ordnungsamts, das Feuerwerk im Landschaftsschutzgebiet zu untersagen – ein wichtiger und der einzig richtige Schritt für den Schutz von Natur, Tieren und Artenvielfalt.
Gleichzeitig ist es enttäuschend, dass der Bürgerverein trotz aller bekannter Gefahren für Tiere und Natur sowie entgegen der klaren Empfehlungen von NABU und städtischer Behörden, bis zuletzt auf das Feuerwerk beharrt hat.
Gerade weil sich der Bürgerverein in seiner Satzung dem Naturschutz verpflichtet, ist es unverständlich, dass er mit Feuerwerken und Dieselgeneratoren im Landschaftsschutzgebiet das Gegenteil praktiziert – diese Doppelmoral muss aufhören und dem eigenen Anspruch glaubwürdiges Handeln folgen
Wie in einem LVZ-Artikel vom 24. Mai 2025 deutlich wurde, hält der veranstaltende Bürgerverein, allen voran deren Vorsitzender, CDU-Stadtrat Falk Dossin, sowie der Schatzmeister, CDU-Finanzbürgermeister Bonew, von einem Verzicht auf eine erneute Durchführung eines Feuerwerks mitten in der Brutsaison im Landschaftsschutzgebiet wenig. Stattdessen wurde behauptet, dass die Forderung des Feuerwerksverzichts lediglich in ihrer Parteizugehörigkeit begründet wäre und man ihnen den Spaß nicht gönnen würde.
Der Bürgerverein betreibt mit seinem beharrlichen Handeln eine Realitätsverweigerung vor den drohenden Gefahren des beabsichtigten Feuerwerks mitten in der Brutsaison im Landschaftsschutzgebiet. Es ist zwar begrüßenswert, dass man nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres den NABU im Rahmen eines Probefeuerwerks zu Rate zog. Sich dann aber den Ergebnissen dieser Konsultation zu entziehen, grenzt an Ignoranz gegenüber dem Tier-und Naturschutz, dem sich der Verein doch satzungsgemäß verpflichtet hat.
Auch die Äußerungen gegenüber der Presse lassen leider Selbstkritik und Einsichtigkeit vermissen. Dass der NABU nach dem Vor-Ort-Termin und dem Probefeuerwerk sein Einverständnis zur Nutzung der Feuerwerkskörper verweigert hat, liegt fernab parteipolitischer Motivation.
Unsere Fraktion hat keinesfalls etwas gegen die Veranstaltung des Wasserfestes – im Gegenteil. Uns geht es um die Sache, nämlich den Natur-und Tierschutz. Was wir erwarten ist Verantwortung und Vernunft – und in der Sache eben gerade von Menschen, die im Stadtrat und der Verwaltungsspitze tätig sind und sich der Auswirkungen sowie der Gesetze und Satzungen bewusst sein müssten.
Stattdessen aber betreibt der Bürgerverein feinstes Greenwashing, wenn wie zuletzt gegenüber der LVZ davon gesprochen wird, dass es sich bei dem Fest um ein ‚naturverträgliches Event‘ handle, das Feuerwerk lediglich ein ‚Feuerwerk light‘, es ein ‚grünes‘ oder gar ‚Öko-Festkonzept‘ sei und man sich ‚Naturschutz sehr verbunden‘ sehe. Auch der Verweis auf die Nutzung von Mehrwerggeschirr ist nicht auf das freiwillige Engagement der Veranstalter*innen zurückzuführen, sondern geht auf eine von unserer Fraktion ausdrücklich unterstützte und vom Stadtrat im Dezember 2024 beschlossene Regelung in der Abfallwirtschaftssatzung zurück, wonach die Ausgabe von Speisen und Getränken bei öffentlich geförderten Veranstaltungen nur in pfandpflichtigen und wiederverwendbaren Behältnissen und mit wiederverwendbaren Bestecken zu erfolgen hat. Unabhängig davon nutzt der Bürgerverein weiterhin Dieselgeneratoren im Landschaftsschutzgebiet zur Stromerzeugung während des Festes.
Die Planung der Feuerwerke seitens der Veranstalter*innen steht im Gegensatz zur Selbstdarstellung des Bürgervereins Leipzig Nordost unter anderem als Ziele des Vereins nennt:
- Verringerung von Lärm und anderen Umweltbelastungen
- Förderung des Naturschutzes und der Landespflege
Wir erwarten, dass solche Satzungsziele nicht nur dafür dienen, um öffentliche Fördergelder zu erlangen, sondern dass sie Grundlage des eigenen Handelns sind. An einen Bürgerverein und erst Recht einen politischen Repräsentanten und einen Wahlbeamten der Stadt Leipzig muss zudem ein besonderer moralischer Maßstab gerichtet werden. Es kann nicht sein, dass sich diese über die tier- und naturschutzpolitischen Ziele der Stadt Leipzig hinwegsetzen und in ihrem privaten Engagement eine Abgrenzung von ihrem politischen und beruflichen Engagement einfordern. Der Bürgerverein sollte stattdessen endlich zur Vernunft kommen und seine satzungsgemäßen Ziele verfolgen, Planungen für Feuerwerke im Landschaftsschutzgebiet, zumal mitten in der Brutsaison, künftig unterlassen und stattdessen Alternativen realisieren. Laser- und Lichtshows sind bereits heute vielerorts erfolgreich umgesetzte naturverträgliche Möglichkeiten, die dafür höheren Kosten sollten es allemal wert sein und können sicherlich ebenfalls durch Förderungen oder gar Crowdfundings erzielt werden.
Eine aktuelle (nichtrepräsentative) Umfrage der LVZ zu Feuerwerk in der Brutzeit zeigte sehr deutlich, dass ein Großteil der Menschen gegen ein derartiges Abbrennen von Feuerwerken ist. Eine breite Unterstützung zu Alternativen wird es daher sicherlich aus der Bevölkerung geben.
Anregungen und Ideen nehmen wir gern unter gruenefraktion@leipzig.de oder über unser Kontaktformular entgegen.