Nutzungsmischung

STADTENTWICKLUNG DER ZUKUNFT IST KOOPERATIV, FLÄCHENSPAREND, ÖKOLOGISCH UND STADTBEGRÜNEND

Leipzig wächst. Lasst uns mit verfügbarem Raum sparsam umgehen, Nutzungen sinnvoll kombinieren - Denn der Bedarf ist da – für Schule, Kita, Wohnen und Grünflächen!

Leipzig ist über viele Jahre gewachsen. Der positive Wanderungssaldo, die langjährige Steigerung der Geburtenrate, die Erweiterung vorhandener Unternehmensstandorte sowie auch die Ansiedlung neuer Unternehmen haben dazu beigetragen, dass Leipzig mittlerweile zu einer der dynamischsten und am stärksten wachsenden Großstädte Deutschlands zählt. Über etwa zehn Jahre kamen in etwa 10.000 Einwohner pro Jahr dazu, seit 2019 hat Leipzig die 600.000 Einwohner*innen-Marke geknackt. Ende 2023 lebten 628.718 Menschen in Leipzig.

Mit dem Bauboom gehen viele Brachflächen für immer verloren, oft auch bisherige Frei- oder Grünflächen. Hecken, Büsche und Bäume müssen neuen Bauvorhaben weichen. Dabei sind gerade diese für unsere Stadt elementar wichtig – als Lebensraum für die Leipziger und Leipzigerinnen, aber auch für die Biodiversität und das Stadtklima.

Wir haben dieses Problem bereits 2017 in einer Anfrage zum Thema im Stadtrat gemacht. Dabei wurde deutlich, dass die Versorgung mit öffentlichen Grünanlagen von Jahr zu Jahr geringer wird. Während im Jahr 2007 noch knapp 20 m² pro Einwohner*in zur Verfügung stand, ist dieser Wert kontinuierlich abgesunken und lag im Jahr 2016 nur noch bei 15,3 m²/EW. Die komplette Antwort auf unsere umfangreiche Anfrage findet sich hier.

Wir müssen es daher schaffen, Stadtentwicklung klug und gemeinsam zu denken, sich auch die notwendige Zeit für integrierte Planungen zu nehmen, statt vollendete Tatsachen durch Schnellschüsse zu schaffen. Jahrelang wurde versäumt, die soziale Infrastruktur den Bedarfen anzupassen, so auch bei Schulen, Kitas oder Schwimmhallen. Ein Schnell-Schnell als bestimmendes Mittel der Entscheidung geht nicht nur zu Lasten verfügbaren Raums, sondern auch künftiger Attraktivität der Stadt.

Stattdessen müssen Bedarfe gemeinsam betrachtet werden und einen integrierten Weg in Planungen und Finanzierungen finden. Warum muss eine Schwimmhalle als Solitärbau geplant werden und kann nicht Basis für ein vielfältiges soziales oder sportliches Zentrum sein?

Noch vor Jahren bauten wir eine Turnhalle, später daneben eine Schwimmhalle. Oder zunächst eine Schule, später daneben eine Kita - das Ganze eingeschossig statt dreigeschossig. Dies ist nicht mehr zeitgemäß? Die Gründe für diese strategischen Fehlplanungen gehören aber trotz eines Umsteuerns, gerade im Bereich der Schul- und Kitabaustrategie, in einigen Bereichen nicht gänzlich der Vergangenheit an und sind vielfältig. Einerseits müsste das notwendige Geld gleichzeitig, statt nur Schritt für Schritt, zur Verfügung gestellt werden. Auch die Splittung unterschiedlicher Fördermitteltöpfe ist nicht ganz so einfach und ein Planer muss sich bei einem integrierten Bau mit mehreren Partnern auseinandersetzen und ihre Bedarfe und Wünsche integrieren. Planungsprozesse dauern einfach länger und nutzungsgemischte Gebäude werden aufgrund ihrer Komplexität kurzfristig teurer, dafür aber bringen sie ein wesentlich besseres und anerkannteres Ergebnis und sind auf lange Sicht die auch finanziell günstigere und klügere Variante.

Unsere Fraktion fordert daher konsequent die Zielstellung, die flächensparendes, ökologisches und stadtbegrünendes Bauen und Nutzen sowie vertikale Nutzungsmischung und innovative Nutzungskombinationen von Gebäude und Freiflächen beinhaltet und als Grundlage einer zukunftsgerichteten Strategie zum künftigen Neubau kommunaler Gebäude in der Stadt Leipzig dienen soll. Aber auch private Bauvorhaben sollen sich diesem Credo unterwerfen, hier versuchen wir insbesondere bei städtebaulichen Verträgen und dem Aufstellen von Bebauungsplänen diese Ziele konsequent umzusetzen. Weil insbesondere in den innenstadtnahen und nachfragestarken Quartieren derzeit eine Vielzahl von Wohnungsbauvorhaben geplant und realisiert werden, ist die Stadtverwaltung des Weiteren aufgefordert, private Projektentwickler und Bauherren bei der Integration von sozialer Infrastruktur, im Sinne einer gestapelten Nutzungsmischung, zielführend zu unterstützen.

Um einen aktiven und selbstständigen Beitrag leisten zu können, ist die Stadt vor allem auch auf eigene Flächen angewiesen, denn strategisches Flächenmanagement und eine strategische Stadtentwicklung bedingen sich wechselseitig. In der Vergangenheit hat es hieran gefehlt, indem die Stadtverwaltung die Neuausrichtung der strategischen Liegenschaftspolitik fahrlässig auf die lange Bank geschoben hat und es hierfür erst eines Beschlusses des Stadtrates bedurfte.

Wir werden dieses Thema weiterhin sehr intensiv voranbringen und für ein weitsichtiges, nachhaltiges und integriertes Denken in Verwaltung, Politik und Gesellschaft werben.

Anregungen und Ideen nehmen wir gern unter gruenefraktion@leipzig.de oder über unser Kontaktformular entgegen.