Nutzungsmischung

STADTENTWICKLUNG DER ZUKUNFT IST KOOPERATIV, FLÄCHENSPAREND, ÖKOLOGISCH UND STADTBEGRÜNEND

Leipzig wächst. Lasst uns mit verfügbarem Raum sparsam umgehen, Nutzungen sinnvoll kombinieren - Denn der Bedarf ist da – für Schule, Kita, Wohnen undGrünflächen!

Leipzig wächst. Der positive Wanderungssaldo, die Steigerung der Geburtenrate, die Erweiterung vorhandener Unternehmensstandorte sowie auch die Ansiedlung neuer Unternehmen haben dazu beigetragen, dass Leipzig mittlerweile zu einer der dynamischsten und am stärksten wachsenden Großstädte Deutschlands zählt. Seit Jahren kommen in etwa 10.000 Einwohner pro Jahr dazu, spätestens 2019 wird Leipzig die 600.000, und 2030 die 700.000 Einwohner*innen-Marke knacken.

Mit dem Bauboom, gehen viele Brachflächen für immer verloren, oft auch bisherige Frei- oder Grünflächen. Hecken, Büsche und Bäume müssen neuen Bauvorhaben weichen. Dabei sind gerade diese für unsere Stadt elementar wichtig – als Lebensraum für die Leipziger und Leipzigerinnen, aber auch für die Biodiversität und das Stadtklima.

Wir haben dieses Problem kürzlich in einer Anfrage zum Thema im Stadtrat gemacht. Dabei wurde deutlich, dass die Versorgung mit öffentlichen Grünanlagen von Jahr zu Jahr geringer wird. Während im Jahr 2007 noch knapp 20 m² pro Einwohner*in zur Verfügung stand, ist dieser Wert kontinuierlich abgesunken und lag im Jahr 2016 nur noch bei 15,3 m²/EW. Die komplette Antwort auf unsere umfangreiche Anfrage findet sich hier. http://www.gruene-fraktion-leipzig.de/index.php/pressemitteilungen-28/items/anfrage-wie-sieht-es-aktuell-mit-der-gruenflaechenversorgung-in-leipzig-aus-2727.html

Wir müssen es daher schaffen, Stadtentwicklung klug und gemeinsam zu denken, sich auch die notwendige Zeit für integrierte Planungen zu nehmen, statt vollendete Tatsachen durch Schnellschüsse zu schaffen. Jahrelang wurde versäumt, die soziale Infrastruktur den Bedarfen anzupassen, so auch bei Schulen, Kitas oder Schwimmhallen. Nun, mit anhaltend starkem Bevölkerungswachstum wird ein Schnell-Schnell das bestimmende Mittel der Entscheidung. Dies geht nicht nur zu Lasten verfügbaren Raums, sondern auch künftiger Attraktivität der Stadt.

Stattdessen müssen Bedarfe gemeinsam betrachtet werden und einen integrierten Weg in Planungen und Finanzierungen finden. Warum muss eine Schwimmhalle als Solitärbau geplant werden und kann nicht Basis für ein vielfältiges soziales oder sportliches Zentrum sein?

Stattdessen bauen wir heute eine Turnhalle, morgen daneben eine Schwimmhalle. Heute eine Schule, morgen daneben eine Kita - eingeschossig statt dreigeschossig. Ist das noch zeitgemäß? NEIN! Die Gründe für diese strategischen Fehlplanungen sind vielfältig. Einerseits müsste das notwendige Geld gleichzeitig, statt nur Schritt für Schritt, zur Verfügung gestellt werden. Auch die Splittung unterschiedlicher Fördermitteltöpfe ist nicht ganz so einfach und ein Planer muss sich bei einem integrierten Bau mit mehreren Partnern auseinandersetzen und ihre Bedarfe und Wünsche integrieren. Planungsprozesse dauern einfach länger und nutzungsgemischte Gebäude werden aufgrund ihrer Komplexität kurzfristig teurer, dafür aber bringen sie ein wesentlich besseres und anerkannteres Ergebnis und sind auf lange Sicht die auch finanziell günstigere und klügere Variante.

Unsere Fraktion fordert daher exemplarisch die Erstellung einer Zukunftsstudie 2020 im Kitabau, die die Zielstellung flächensparendes, ökologisches und stadtbegrünendes Bauen und Nutzen sowie vertikale Nutzungsmischung und innovative Nutzungskombinationen von Gebäude und Freiflächen beinhaltet und als Grundlage einer zukunftsgerichteten Strategie zum künftigen Neubau von Kindertagesstätten in der Stadt Leipzig dienen soll.  Exemplarisch ist dieser Antrag daher, weil der Stadtrat gerade im Kitabau einen Sammelbeschluss zum Bau von über zehn Kitas in beschleunigter Bauweise beschlossen hat – darunter betroffen sind auch vier Fachliegenschaften des Amtes für Stadtgrün und Gewässer. Dies erfüllt unsere Fraktion mit großer Sorge, vor dem Hintergrund, dass bis 2030 mindestens 40 weitere Kita-Neubauten notwendig sind. Einmal mehr wird deutlich, dass sich ein strategisches Flächenmanagement und eine strategische Stadtentwicklung wechselseitig bedingen. In der Vergangenheit hat es hieran gefehlt, indem die Stadtverwaltung die Neuausrichtung der strategischen Liegenschaftspolitik fahrlässig auf die lange Bank geschoben hat und es hierfür erst eines Beschlusses des Stadtrates bedurfte.

Weil insbesondere in den innenstadtnahen und nachfragestarken Quartieren derzeit eine Vielzahl von Wohnungsbauvorhaben geplant und realisiert werden, ist die Stadtverwaltung des Weiteren aufgefordert, private Projektentwickler und Bauherren bei der Integration von Kindertagesstätten, im Sinne einer gestapelten Nutzungsmischung, zielführend zu unterstützen. Die gezielte Integration von Kindertagesstätten in die unteren Etagen mit zugeordneten Freiflächen würde die Schaffung von Betreuungsplätzen gerade in den Quartieren ermöglichen, in denen keine stadteigenen Liegenschaften mehr verfügbar sind, aber eine hohe Nachfrage besteht.

Wir werden dieses Thema weiterhin sehr intensiv voranbringen und für ein neues Denken in Verwaltung, Politik und Gesellschaft werben.

Anregungen und Ideen nehmen wir gern unter gruenefraktion@leipzig.de oder über unser Kontaktformular entgegen.