Parkchaos
Bild: Schwarwel
Wer Straßen sät, wird Stau ernten - Verkehrskonzept zentriert auf P&R, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr
In der Ratsversammlung im November 2022 hat unsere Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einen Beschluss zum Antrag „Parkchaos beenden“ erreichen können. Mit dem Antrag haben wir auf die zunehmenden Beschwerden durch Falschparkende reagiert und ein Sofortmaßnahmeplan beschlossen.
Zentrale Punkte sind dabei die Prüfung des Ausbaus des Ordnungsamtes für eine durchgängige Erreichbarkeit, die Sicherung von Gehwegnasen und Parks durch bauliche Hindernisse und das konsequente Durchgreifen bei Verstößen durch Abschleppen. Auch die Anbindung der Park & Ride-Plätze und Parkhäuser überprüft und verbessert werden. Unmittelbar nach der Beschlussfassung unseres Antrages wurden bereits einige neuralgische Punkte insbesondere der Parks und des Landschaftsschutzgebietes „Leipziger Auwald“ auch mit baulichen Hindernissen so gesichert, dass keine Autos mehr dort parken können. Auch die Ausweitung des Sperrbezirks bei Großveranstaltungen soll geprüft werden, um dem ÖPNV einen Vorrang einzuräumen und zu verhindern, dass durch Autos die Straßenbahn ausgebremst wird.
Der Autolobby-Verband ADAC beschwerte sich im Zusammenhang mit unserem Antrag darüber, dass sich bei Heimspielen von RB Leipzig Staus bilden und der Öffentliche Nahverkehr nicht die nötige Leistungsfähigkeit habe, es doch nachvollziehbar sei, dass Fans gerade aus dem Umland mit dem Auto anreisen und man keine Kenntnis der alternativen Mobilitätsangebote vor Ort voraussetzen könne.
Unsere Fraktion Leipzig reagierte mit scharfer Kritik auf diese Äußerungen des ADAC, der in dem Zusammenhang für städtische Großveranstaltungen mehr und mehr Parkplätze einfordert und die Schuld für die teils chaotischen Zustände rund um das Stadion einseitig der Stadt zuschiebt.
In Wahrheit ist es doch vielmehr so, dass ein innerstädtisch gelegenes Stadion, zu dem wir uns alle bekannt haben, nur mit einem Verkehrskonzept funktionieren kann, welches sich auf die Anreise mit dem ÖPNV sowie den Rad- und Fußverkehr konzentriert und den individuellen Autoverkehr bestmöglichst außerhalb des Stadionumfeldes hält. Dazu müssen temporäre Fahrradstellplätze ausgebaut sowie Park & Ride-Plätze frühzeitiger und deutlicher ausgeschildert und mehr solche Angebote am Rande der Stadt mit Anbindung an den ÖPNV geschaffen werden. Es braucht ebenso einen wirksamen großräumigen Sperrkreis rund um das Stadion. Andernfalls werden Straßen durch die Anreise von tausenden Autos zwangsläufig verstopft, Bahnen und Busse blockiert und Rettungswege sowie Grün- und Waldflächen rücksichtslos zugeparkt. Schon bei der damaligen Diskussion zum Stadionvorplatz und einem möglichen Parkhaus am ehemaligen Schwimmstadion hat sich unsere Fraktion sehr klar für ein Verkehrskonzept ausgesprochen, welches Autofahrer*innen auf die P&R-Plätze am Stadtrand lenkt, statt weitere Angebote zu schaffen, die nur noch mehr Autos auf der sinnlosen Suche nach Parkplätzen in Stadionnähe locken. Städte wie Bremen machen uns vor, wie selbstverständlich innerstädtische Stadien von Fans angenommen werden.
Nicht nur die Stadt, auch RB Leipzig und andere Veranstalter von innerstädtischen Großveranstaltungen sind deshalb in der Pflicht, auf die Notwendigkeit der Anreise zu Fuß, Rad oder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln hinzuweisen und die Voraussetzungen für ein solches Verständnis zu schaffen. Bereits bei Ticketkauf müssen Besucher alle notwendigen Informationen bekommen. Stadt und Veranstalter müssen auf ihren Kommunikationskanälen alles dafür tun, um Fans dazu zu bringen, diese bereits bestehenden Angebote zu nutzen, statt sie durch Unwissen oder Ignoranz zu umgehen und sich in einen aussichtslosen Parksuchverkehr zu stürzen, der wiederum zu chaotischem Stau und grenzenlosen Frust bei tausenden von Menschen führt, die bereits heute mit Bus und Bahn zum Stadion wollen. Wer Straßen sät, wird Stau ernten. Und auch wer Parkplätze sät, wird Autos auf der Suche nach diesen ernten. Dies aber ist unvereinbar mit einem innerstädtischen Stadion und der anstehenden Entwicklung des Stadionumfelds mit dem Fokus auf Aufenthaltsqualität und mehr Grün.
Die Zukunft des Sportforums liegt in umweltfreundlicher Mobilität und hoher städtebaulicher Qualität.