Auwald
Foto: Roman Bendix
Der Leipziger Auwald ist einer der bedeutendsten Auwälder Europas. Das grüne Herz der Stadt, ein Band von Nord nach Süd. Lebensraum für Pflanzen und Tiere und Erholungsort für Menschen. Aber er ist bedroht. Die Folgen des Klimawandels, die Übersteuerung des Gewässerknotens, der viele natürliche Wasseradern gekappt hat und der zunehmende Nutzungsdruck führen zu Problemen. Der Auwald braucht unseren besonderen Schutz. Dafür machen wir uns stark.
Der Leipziger Auwald ist prägend für das Leipziger Stadtbild - und das Leipziger Lebensgefühl! Viele Leipziger*innen nutzen den Auwald für Spaziergänge, Fahrradtouren, den Weg zum Cossi, zum Joggen, zum Kanufahren usw. Der Auwald ist ein wahrer Schatz vor unserer Haustür. Jedoch ist er auch ein fragiles Ökosystem, das sehr empfindlich auf Klimawandel, Schädlingsbefall und den mit der steigenden Bevölkerungszahl wachsenden Nutzungsdruck reagiert. Wir haben uns daher in den letzten Jahren mit verschiedenen Anträgen für seinen Schutz stark gemacht und wollen dazu einen Überblick geben.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Aufstellung eines integrierten Auwaldentwicklungskonzeptes, das wir im Stadtrat mit großer Mehrheit im Mai 2020 beschließen konnten. Die Entwicklung des Auwalds wird bislang durch verschiedene Pläne, bspw. den Forstwirtschaftsplan sowie das Wassertouristische Nutzungskonzept, beeinflusst. Dabei fehlt es jedoch an einem verbindlichen Plan und Konzept, welche Entwicklung des Leipziger Auwaldes angedacht ist und wie sich laufende Planungen dazu verhalten. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimanotstandes und der klimatischen Veränderungen ist ein abgestimmtes Entwicklungskonzept, das die Ziele der Entwicklung des Auwaldes definiert, zwingend notwendig. Dazu ist nun vorgesehen, bis Ende 2022 das Auwaldentwicklungskonzept für die nördliche Aue im Rahmen des Projektes „Lebendige Luppe“ zu erarbeiten, danach folgt das Konzept für die südliche Aue. Um den Aufwand zu bewerkstelligen, werden anderthalb neue Vollzeitstellen eingerichtet und im Haushalt 90.000 Euro jährlich bis 2023, danach 20.000 Euro jährlich für die Evaluierung und Fortschreibung des Konzepts eingeplant. In das Auwaldentwicklungskonzept wird auch unser Antrag integriert, das Naturschutzgebiet Elster-Pleiße-Auwald über den Floßgraben hinaus auszuweiten und die Schutzgebietsverordnung von 1961 bis spätestens 2022 zu novellieren. Auch erging auf unsere Initiative der Auftrag im Rahmen des Auenentwicklungskonzepts zu prüfen, wie die bestehenden landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Nordwestaue entwickelt werden können, um sich in das Ökosystem Auwald, z.B. als charakteristische Offenflächen und Grasland einzufügen. Bereits jetzt sollen hinsichtlich der vorhandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen frühzeitige Gespräche mit den Eigentümern der entsprechenden Flächen aufgenommen und gemeinsam mit diesen geeignete Handlungsoptionen entwickelt werden, die eine intensive Landwirtschaft künftig ausschließen und eine Eingliederung der Flächen in das Auentwicklungskonzept ermöglichen.
Neben der Notwendigkeit, die Auwaldentwicklung mit einem eigenständigen Konzept zu untermauern, wurde in den vergangenen Jahren auch immer wieder deutlich, wie hoch das Interesse der Leipziger*innen an den Maßnahmen im Auwald, die vor allem im Rahmen des jährlichen Forstwirtschaftsplans anfallen, ist. Hier besteht ein besonderer Informationsbedarf, dem die Stadt nun auf unsere Initiative hin mit einem Auwald-Kommunikationskonzept begegnen wird. Ziel ist es, die Leipziger Bürger*innen frühzeitig über Maßnahmen und Entwicklungen im Auwald zu informieren, aber auch deren Hinweise bei Bürger*innenversammlungen mit aufnehmen zu können. Ergänzt wurde unser Antrag mit dem Auftrag an die Stadtverwaltung u.a. eine eigene Homepage für den Leipziger Auwald umzusetzen, die umfassend über den Auwald informiert. Mit dem Auwald-Kommunikationskonzept können Information, Transparenz und Umweltbildung gefördert werden.
In den letzten Jahren wurden immer mehr „Trail- und Mountainbikestrecken“ im Leipziger Auwald illegal angelegt. Das alleinige Verbot und die Beseitigung solcher Strecken löst das Problem leider nicht, da es ganz offensichtlich auch das Bedürfnis für solche Strecken gibt. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat daher im Rat angeregt, dass die Stadt gemeinam mit Vertreter*innen der Leipziger Mountainbikeszene und Radsportvereinen die Schaffung von legalen Mountainbike-/ Trailstrecken prüft. Im Gegenzug sollen illegal angelegte Wege im Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald künftig stärker geahndet werden.
Der steigende Nutzungsdruck in Park- und Auwaldflächen lässt sich auch an vermehrt anzutreffenden illegalen Lagefeuerstellen und Trampelpfaden im Naturschutzgebiet sowie dem teils achtlosen Umgang von Besucher*innen mit Leipziger Grünflächen, Parks und dem Auwald feststellen. Die Erhaltung und Pflege der Leipziger Grün- und Waldflächen gewinnt somit nicht nur vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen eine zunehmende Bedeutung. Daher muss das Augenmerk stärker auf den Erhalt und die Pflege der Grün-, Wald- und Parkflächen gelenkt werden. Es ist sinnvoll, die Bevölkerung von Leipzig nicht nur durch Ge- und Verbote zu lenken, sondern sie durch stärkere Vermittlung von Aspekten der Umweltbildung in den Schutz der Umwelt und Natur mit einzubinden. Dazu soll nun eine eigene Abteilung von Parkrangern geschaffen werden, die proaktiv die Bevölkerung anspricht, Hinweise erteilt und bei deutlichen Fehlentwicklungen auch intervenieren kann. Ein maßgeblicher Teil soll dabei die Vermittlung von Wissen zur heimischen Flora- und Fauna sein. Bei der Verhandlung des Leipziger Doppelhaushaltes 2021/22 konnten auf unseren Antrag hin zwei Stellen für Parkranger geschaffen werden, die Erholungssuchende im Leipziger Auwald ab dem Jahr 2022 für den sorgsamen Umgang mit unseren Grün- und Waldflächen sensibilisieren.
Auch finden wir, dass Autos im Auwald nichts zu suchen haben – das sollte eigentlich selbstverständlich sein! Jedoch fahren immer wieder Autos unrechtmäßig auf der Neuen Linie von der Richard-Lehmann-Straße zum LVB-Sportgelände, anstatt sie einfach auf dem Parkplatz am Auwaldeingang abzustellen und sportlich die 700 Meter zu Fuß zurückzulegen. Derzeit wird auf unseren Antrag hin nach einer Lösung gesucht, wie das Befahren künftig unterbunden werden kann.
Im Dezember 2021 hat sich unsere Fraktion mit dem Ratsbeschluss zur Erarbeitung eines Zukunftskonzeptes für den Cottaweg erfolgreich durchsetzen können. Unser Ziel ist dabei die auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzent (INSEK) formulierte Stärkung und Entwicklung des Grünverbundes. Dort heißt es:
„Für Naturschutz und Biodiversität sowie das langfristige Überleben der Tier - und Pflanzenpopulationen in der Stadt Leipzig ist zudem ein funktionstüchtiger Biotopverbund unverzichtbar. Gesunde Lebensbedingungen sind in Leipzig stadtweit auch unter den Vorzeichen des Wachstums zu sichern und - wo möglich - zu verbessern.“
Das Gelände am Cottaweg bildet das Scharnier zwischen südlichem und nördlichem Auwald. Der Biotopverbund zwischen beiden Grünzügen ist faktisch nicht vorhanden und erheblich gestört. Sollte es daher zu einer Verlegung der traditionsreichen Kleinmesse an einen anderen Standort kommen sind zuvorderst die Punkte des INSEK zu betrachten und zu bearbeiten, auch um die Funktion des Auwaldes in Bezug auf den Klimawandel weiter zu stärken. Denn im Interesse zukünftiger Generationen und unter der Beachtung der Bedeutung des Auwaldes und der Herausforderungen des Klimawandels ist es nicht akzeptabel das Gelände dauerhaft versiegelt zu lassen.
Anträge 2019
• Auwaldentwicklungskonzept erstellen
• Auwald-Kommunikationskonzept
Anträge 2020
• Schaffung legaler Mountainbikestrecken in Leipzig
• Ausweitung des Naturschutzgebiets Elster-Pleiße Auwald
• Umwelt schützen, Erholung ermöglichen - Maßnahmen gegen den zunehmenden Nutzungsdruck von Grün-, Wald- und Parkflächen entwickeln
• Ranger für den Auwald (Umweltbildung, Ordnungsaufgaben)
• Neue Linie entwidmen
Anträge 2021
• Fuß- und Radweg östlich des Elsterflutbetts kurzfristig nutzbar machen - Potentiale einer Revitalisierung für den südlichen Auwald prüfen
• Zukunftskonzept für den Cottaweg - Grünverbund stärken und entwickeln
• Konzept zur Stärkung der Nordwestaue unter Betrachtung landwirtschaftlicher Flächen erstellen
• Renaturierung des Elsterbeckens und Entwicklung eines naturnahen und urbanen Elsterparks